Neuhundehalter sind manchmal nicht zu beneiden. Ob auf dem Spaziergang oder Hundeplatz, in Ratgebern oder bei Hundetrainern im TV – überall hören, lesen und sehen sie, wie sie nun das kleine Fellknäuel in ein glückliches und angepasstes Familienmitglied verwandeln sollen. Die Initiative für gewaltfreies Hundetraining möchte Orientierung bieten.
Text: Claudio Brentini Foto: Shutterstock
Wie erkennt man zuverlässige und korrekte Informationen, insbesondere, wenn man ein Laie auf dem Gebiet ist? «Jeder von uns hat Zähne im Mund, deswegen sind wir noch lange nicht alle Zahnärzte. So ist es auch beim Hundetraining», sagt Bettina Stemmler, welche 2014 die Initiative für gewaltfreies Hundetraining gegründet hat. Erfahrung sei sicher ein Vorteil, trotzdem könne man jahrzehntelang Fehler machen. «Zudem können auch Theorien, die einleuchtend und plausibel sind, nachgewiesenermassen falsch sein.»
«Da HundetrainerIn, TierpsychologIn und so weiter keine geschützten Begriffe sind, und Hundetrainerausbildungseinrichtungen nicht auf ihre Qualität kontrolliert werden, wimmelt es nur so von Experten, die sich zum Teil massiv widersprechen», weiss Stemmler, die selbst Hundetrainerin ist. Dies habe auch historische Gründe. So habe sich das Training für Hunde aus der Starkzwangdressur des Militärs entwickelt. Weiter wurden verhaltensbiologische Erkenntnisse von anderen Tierarten sowie verschiedene Strömungen der Kindererziehung auf Hunde übertragen. «In neuerer Zeit gibt es glücklicherweise immer mehr Hundetrainer und Hundetrainerinnen, die sich an der empirischen, also datengestützten, Forschung an Hunden und ethischen Überlegungen orientieren», so Stemmler.
Die Initiative für gewaltfreies Hundetraining setzt sich dafür ein, dass Hunde gemäss den Erkenntnissen der Canine Science(Wissenschaft zur Erforschung der Hunde) und ethischen Gesichtspunkten behandelt werden. Im Zentrum stehen das Positionspapier und der Verhaltenskodex, welche bereits über 500 Fachpersonen und viele Fachorganisationen unterstützen. «Der Verhaltenskodex lässt bewusst wenig Interpretationsspielraum und formuliert möglichst präzise, was nonaversives Training ist: Es wird auf das Zufügen von Schmerz- und Schreckreizen verzichtet», erklärt die Gründerin. Im Verhaltenskodex wird klar definiert, wie kompetentes Training aussieht und welche Methoden und Massnahmen weder ethisch noch fachlich gerechtfertigt sind. Auch mildere Formen der Gewalt wie psychologische Einschüchterung oder Leinenruck sind aus lernbiologischer Sicht nicht zielführend, so Stemmler. (…)
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