Die Retriever – kernige Allrounder

Wer sich nach einem unkomplizierten Vierbeiner umsieht, der einen auf den Spaziergang und zum Feierabendbier begleitet, der mit den Kindern spielt und nichts von Raufereien hält, der in der Regel keine eigenständigen Jagdausflüge veranstaltet, aber trotzdem ein «richtiger Hund» ist, der wird bei den Retrievern fündig. Doch eines bereits im Voraus: Es gibt sechs Varianten und die unterscheiden sich nicht nur im Fell.

 

Ein robuster Jagdhund, der nicht jagt
Wasser ist sein Element und Dinge herumtragen zu dürfen erfüllt ihn mit grosser Zufriedenheit. Wenn er diesen beiden Leidenschaften nachgehen darf, ist der Retriever in der Regel ein höchst zufriedener Zeitgenosse, der mit seinem Besitzer schwanzwedelnd durch dick und dünn geht. Dass es sich um einen waschechten Jagdhund handelt, vergisst man gerne.

 

Dabei ist der Retriever ein Spezialist, bei dem der Hetztrieb züchterisch wegselektioniert oder zumindest reduziert wurde. Man erwartet von ihm, dass er bei Fuss dem Jäger ins Revier folgt, dort an seiner Seite abwartet, bis dieser das Wild oder den Vogel geschossen hat und dann auf Kommando apportiert. Das englische Wort «to retrieve» bedeutet nichts anderes als «zurückbringen» – eine Arbeit, die höchste Konzentration erfordert, denn der Retriever muss sich merken, wo das Wild oder der Vogel niedergegangen ist und es holen. Oft aus eiskaltem Wasser, denn die Entenjagd findet bevorzugt im Winter statt, oder aus dornigem Gestrüpp oder Dickicht. Ist ein Bach, ein See, ein Tümpel im Weg, muss der Retriever das Hindernis ohne zu zögern und selbstständig durchqueren. Wenn er die Beute gefasst hat, gilt es denselben Weg zurückzulegen, und zwar ohne die Beute zu beschädigen oder sich von aufgescheuchten Vögeln oder sonstigen Spuren ablenken zu lassen.

 

Der Allrounder
Der Retriever ist weit mehr als «nur» der gesellige Familienhund, für den ihn viele halten, besonders dann, wenn er aus einer Arbeitslinie kommt. Diese vom Typus her meist leichteren, kleineren und kompakteren Hunde haben viel Elan und Bewegungsdrang und sind mitnichten mit ein, zwei Spaziergängen am Tag zufrieden. Wer diesem Irrglauben unterliegt, muss sich nicht wundern, wenn sein Mobiliar und die Kinderspielsachen plötzlich im neuen Design daherkommen, denn als Apporteur hat der Retriever einen übermässig grossen Drang Dinge ins Maul zu nehmen und bei Langeweile zu zerkauen. Gerade das Kauen übt auf ihn eine beruhigende Wirkung aus, auch weil er von Natur aus ein Nimmersatt ist. Wer dafür gezüchtet wurde, stundenlang im kalten Wetter zu arbeiten und zu schwimmen, braucht einen gesunden Appetit, um rasch wieder die nötigen Kalorien zu tanken. Wer also nicht im Sinn hat, mit seinem Hund viele Arbeitsstunden bei jedem Wetter draussen zu verbringen, sollte dem Hund zuliebe beim Füttern unbedingt Mass halten.

Auch sollte man nicht dem Irrglauben unterliegen, der Retriever erziehe sich selbst, sondern sich vor Augen halten, dass man es mit einem zwar leicht führigen, aber auch besonders lernfreudigen Vierbeiner zu tun hat. Man sollte ihm die Erziehung und Ausbildung angedeihen lassen, die er verdient. Auch wird ihm nachgesagt, dass er ausserordentlich talentiert darin sei, Gesten und Mimik des Menschen zu lesen. Dieses Gesamtpaket macht ihn zu einem sehr beliebten und erfolgreichen Arbeitshund: bei der Polizei, im Militär, auf der Jagd, im Therapiebereich oder als Behindertenbegleithund, Schimmelspürhund und in den verschiedensten Hundesportarten.

 

Made in Canada, bred in Britain
Vielleicht kommt sein Talent daher, dass er schon so lange eng mit dem Menschen zusammenarbeitet. Die Ahnen der heutigen Retrieverrassen stammen aus den kanadischen Gebieten Neufundland (kühl-feucht und neblig) und Labrador (subarktisches und arktisches Klima). Die Hunde aus dieser Gegend galten als sehr robust und beeindruckten bereits 1822 W. E. Cormach, der sie so beschrieb: «Die Hunde waren bemerkenswert trainiert als Retriever beim Vogelfang und waren auch anderweitig nützlich. Der glatt- oder kurzhaarige Hund wird vorgezogen, denn bei kaltem Wetter ist der langhaarige Hund behindert durch das Eis, das sich in seinen Haaren bildet, sobald er aus dem Wasser kommt.»

Grob wurden die Hunde wie folgt eingeteilt: grosser Neufundländer und kleiner Neufundländer, auch Labradorhund oder St. John’s Neufundländer. Der grosse Neufundländer hatte langes Haar und wurde auch als Zughund verwendet. Den kleinen Neufundländer richteten die Fischer dazu ab, aus dem Netz entkommene Fische vom Eis oder aus dem Wasser zu apportieren oder angeschossene Seevögel aus dem Wasser zu holen. Diese Hunde zeichnete eine grosse Vorliebe fürs Wasser aus sowie eine gute Schwimmtechnik, Freude am Apportieren und ein dichtes Fell mit gut isolierender Unterwolle. (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 2/19 lesen.

geschrieben von:
Anna Hitz

Anna Hitz

Anna Hitz (Jg. 1983) und ihre Familie leben mit einem Irish Terrier, einem Italienischen Windspiel und einem Spanischen Windhund unter einem Dach. Das Leben im Hier und Jetzt, die Freude und Ruhe bewundert und geniesst sie an ihren Hunden. Ausserdem liebt sie es neue Menschen und Tiere kennenzulernen und von ihnen Neues zu erfahren. Das hat bisher zu zahlreichen Artikeln und Kolumnen über Hunde und Katzen geführt, wie zu einem Roman und einigen Kurzgeschichten über Menschen.

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