Unterschätzter Sommerklassiker: Grannen

Auf ungemähten Feldern und Wiesen spriessen sie als Teil von Ähren in die Höhe: Grannen. Sind die widerspenstigen und lästigen Pflanzenteile erst einmal über das Fell an die Haut gewandert, können sie dort grossen Schaden anrichten.

Text: Regina Röttgen

Es fing schleichend an: Zuerst drehte Mischlingshündin Gara nur den Kopf leicht zur Seite, wenn man sie dort anfassen wollte. Als sie beim Kraulen ums Ohr den Kopf dann demonstrativ wegdrehte, war klar, dass sie an dem einen Ohr nicht angefasst werden wollte. Auf den ersten Blick war im Ohr jedoch nichts zu entdecken, also wurde sie mit Ohrentropfen behandelt. Anfangs schienen die Tropfen auch zu helfen. Doch nach einiger Zeit wurden Garas Beschwerden schlimmer. Sobald ihr Ohr berührt wurde, jammert sie. Der Tierarzt betrachtete Garas Ohr unter Narkose mittels einer kleinen Kamera: Eine Granne war tief hineingewandert und der Auslöser ihrer Schmerzen.
Immer wieder ergeht es Hunden so wie Gara. Denn ab dem späten Frühjahr bis zum Ende des Sommers sind Grannen vielerorts in der Natur zu finden. Der borsten- oder fadenförmige starre Fortsatz an Getreideähren dient bei bestimmten Gräser- und Getreidearten zur Verbreitung der Samen. Je nach Pflanzenart können Grannen unterschiedliche Formen und Texturen aufweisen. Manche sind behaart, damit sie leichter durch den Wind verbreitet werden. Andere hingegen sind rau und kleben wie Kletten. Sie verfügen über Widerhaken, die sich bei Kontakt festheften. Während Grannen im Frühjahr noch jung und grün und daher meist harmlos sind, verhaken sich Grannen von goldenen, reifen Ähren im späten Sommer und Herbst hingegen besonders leicht. Dies ist die Zeit, in der sie sich von den Ähren lösen, zu Boden fallen und vom Wind zu anderen Stellen oder auf Wege getragen werden.

Oftmals unbemerkt
Nach einem Streifzug durchs Feld oder einem Wiesenspaziergang findet man die garstigen Pflanzenteile dann im Hundefell oder der Kleidung. Manchmal sind Gräser mit Grannen sogar im eigenen Garten zu finden. Beim Vorbeistreifen bleiben sie mit ihren Widerhaken am Hundefell hängen und verursachen dort erst einmal «nur» einen Juckreiz. Natürlich muss sich nicht jeder Hund und bei jedem Spaziergang eine Granne einfangen. Es gibt jedoch Hunde, die aufgrund ihrer Fellart, Haarlänge und/oder Ohrenstellung gefährdeter sind als andere. Bei Hunden mit langem, zotteligem Fell sieht man Grannen zudem meist schlecht. Vielmehr spürt man sie beim Streicheln in Form einer nah am Körper gelegenen Verhärtung. Selbst bei Kurzhaarrassen können Grannen so verborgen bleiben.

Den ganzen Artikel können Sie in der Ausgabe 6/22 lesen.

geschrieben von:
Röttgen Regina

Röttgen Regina

Geduld gegenüber Tieren ist bei Regina Röttgen grenzenlos. Nach abgeschlossenem Philosophie- und Anglistikstudium hat sie, nach einer diagnostischen Odyssee für ihren Siamkater, die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin gemacht und eine türkische Heimtierzeitschrift verlegt. Sie lebt im Südwesten der Türkei mit ihrem türkischen Mann, zwei Söhnen, zwei Katzen, einem Rudel Hunde und Hühnern ausserhalb eines kleinen Dorfes. Dort arbeitet sie als freiberufliche Autorin und Redakteurin.

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