Kind und Hund

Kind und Hund können ein tolles Team bilden. Trotzdem muss eine Anschaffung gut überlegt und auch mit grösseren Kindern ausgiebig besprochen werden. Im Endeffekt liegt es in der Hand der Eltern, ob Kind und Hund ein gutes Team werden. 

Bevor ein Hund bei Ihnen einzieht, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass kein Vierbeiner als idealer Kinderhund geboren wird. Trotzdem kann jeder Hund lernen, Kinder zu tolerieren. Die Rasse spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Entscheidend ist vielmehr, ob der Hund an den Umgang mit Kindern gewöhnt wurde und keine schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht hat. Auch eine hohe Reizschwelle und absolute Wesensfestigkeit sind gute Voraussetzungen für einen Familienhund, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Selbstverständlich gibt es kinderaffine Rassen wie beispielsweise Beagle, Pudel, Cavalier King Charles Spaniel, Boxer, Golden Retriever und einige mehr, trotzdem gibt es keinen absolut kindersicheren Hund. So wie das besterzogene Kind über die Stränge schlagen kann, so kann auch der bravste Vierbeiner mal schnappen. Machen Sie Ihrem Nachwuchs daher von Anfang an klar, dass ein Hund ein Lebewesen ist, das sich nicht wie ein Computer auf Knopfdruck regulieren lässt. Der Vierbeiner hat wie ein Mensch spezielle Bedürfnisse, die akzeptiert und respektiert werden müssen.

 

Mit Bildern verstehen

Eine Möglichkeit, mit Ihrem grösseren Kind die Anschaffung eines Hundes zu besprechen, ist, es zunächst ein Bild von seinem Traumhund und dem geplanten Zusammenleben mit diesem malen zu lassen. Sprechen Sie auch an, dass ein Hund nicht ewig lebt und mit dem Einzug der Fellnase auch irgendwann leider der Abschied von ihr kommt. Über selbst gemalte Bilder kommen Sie leichter mit Ihrem Kind ins Gespräch. Die Kleinen setzen sich spielerisch intensiv mit dem Thema Hund auseinander. Ihr Sprössling wird angehalten, sich wirklich Gedanken zu machen, die Sie dann gemeinsam erörtern können. Vielleicht malen auch Sie Pros und Kontras, vergleichen Ihre Zeichnungen dann mit den Wunschbildern Ihres Kindes und sprechen darüber. Stellen Sie Ihrem Nachwuchs Fragen, wie zum Beispiel: Wohin kommt Bello während der Ferien? Was ist, wenn er krank wird? So kann das Verständnis aufseiten des Kindes grösser sein, sollten Sie zu der Ansicht kommen, dass ein Hund derzeit nicht in Ihre Lebenssituation passt.

 

Darf jedoch ein Vierbeiner einziehen, beeinflusst ein eigener Hund das Sozialverhalten des Kindes sehr positiv. Da Kinder ihren Vierbeiner immer genau beobachten müssen, um ihn zu verstehen, werden sie zu vermehrter Sensibilität ihrer Umwelt gegenüber erzogen. Mit einem Hund im Haus lernen Ihre Sprösslinge mehr Rücksichtnahme auf andere. Ausserdem sind immer wieder Kompromisse nötig, und auf einiges muss mit dem haarigen Hausgenossen vielleicht sogar ganz verzichtet werden. Das Austesten und Akzeptieren von Grenzen sowie die Übernahme von Verantwortung lernen Kinder ebenfalls durch das neue tierische Familienmitglied. Über das Beobachten der Eltern im Umgang mit dem Vierbeiner verstehen Kinder besser, warum Erwachsene auch manchmal streng sind. Ein Hund gibt einem Kind Wärme und Geborgenheit, er hört zu und tröstet, ohne zu widersprechen. Durch regelmässigen Körperkontakt, Schmusen und Streicheln fällt es den Kindern mit der Zeit leichter, ihre Gefühle auszudrücken. Nach einer Studie des deutschen Sozialpsychologen Prof. Dr. Reinhold Bergler bietet ein Vierbeiner immer reichlich Gesprächsstoff und fördert somit sogar die Sprachentwicklung des Kindes. Die Beschäftigung und das Spiel mit einem Hund regen zudem die Fantasie an.

 

Grosse Verantwortung

Bei allem Positiven sollten Sie als Eltern jedoch genau abwägen, ob so ein wedelnder Hausgenosse wirklich über viele Jahre hinweg in Ihr Familienleben, Ihre wohnliche, aber auch finanzielle Situation passt. Können Sie seine Bedürfnisse voll und ganz erfüllen und haben Sie überhaupt Zeit und Lust, sich intensiv mit dem zwei- und dem vierbeinigen Nachwuchs auseinanderzusetzen? Schliesslich müssen Sie als «Rudelchef» über beide Seiten aufmerksam wachen. Bedenken Sie, dass ein Kind trotz aller gegenteiligen Beteuerungen die Lust am Hund verlieren kann und somit schnell Sie auf dem vierbeinigen Familienmitglied mit all seinen Bedürfnissen «sitzen bleiben». Zumindest die täglichen Gassigänge werden überwiegend und die Erziehung des Vierbeiners komplett in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Lassen Sie sich daher nie von Ihren Kindern zu einer spontanen Hundeanschaffung erweichen. Ein Hund sollte nur dann einziehen, wenn Sie mindestens genauso begeistert von einem Vierbeiner sind wie Ihre Kids. Bedenken Sie ausserdem, dass mit einem Welpen zumindest anfangs ein weiteres «Kind» einzieht, das viel Zeit und Nerven kostet.

 

Sind Sie schon vor der Hundeanschaffung an der Grenze Ihrer Belastbarkeit, sehen Sie im Moment lieber davon ab, sich einen Vierbeiner, sprich ein weiteres forderndes Familienmitglied zuzulegen. Häufig stellt man es sich zu einfach vor, neben kleinen Kindern auch noch einer Fellnase gerecht werden zu können. Ein Hund ist kein Accessoire, das einfach nur mitläuft. Im Gegenteil: Er ist ein anspruchsvolles Lebewesen, mit dem es sich nur entspannt zusammenleben lässt, wenn seine Bedürfnisse täglich über viele Jahre hinweg erfüllt werden. Auch Menschen, die meinen, einen Vierbeiner und womöglich bereits den Welpen mehrmals in der Woche in einer Hundetagesstätte unterbringen zu können, sollten lieber keinen Hund anschaffen. Natürlich ist es auch nicht Sinn der Sache, die Fellnase jeden Tag mehrere Stunden alleine zu Hause lassen zu müssen. Stimmen die Voraussetzungen und können Sie einen Hund wirklich optimal in Ihren Alltag mit Ihren Kindern integrieren, geht es nun an das Aussuchen eines passenden Vierbeiners. (…)

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 1/17 lesen.

geschrieben von:
Annette Schmitt

Annette Schmitt

Annette Schmitt arbeitet seit 13 Jahren als Freie Tier-Journalistin mit fachlichem Schwerpunkt «Hunde» und «Kleine Heimtiere». Sie hat bereits viele Artikel in diversen Zeitschriften und etliche Fachbücher veröffentlicht. Kontinuierliche Fortbildungen bei namhaften Dozenten, sowie ein reger Austausch mit Hundehaltern, Züchtern, Trainern und Vierbeinern inspirieren sie stets zu neuen Themen. Mit einer jungen Beagle-Hündin und einer jagdlich geführten Kopov-Hündin lebt sie in der Nähe von München.

Ihre Meinung interessiert uns – Kommentar schreiben


Name (erforderlich)

Webseite