Welpenspielgruppen aus verhaltensbiologischer Sicht

Das Konzept der «Welpenspielgruppe» wirft drei Fragen auf, die vor weitergehenden Überlegungen beantwortet werden sollen:

  • Was ist ein Welpe?
  • Was ist eine Gruppe?
  • Was ist Spiel?

 

Was ist ein Welpe?

Ein Welpe ist ein junger Hund in der Zeit zwischen seiner Geburt und dem Beginn des Zahnwechsels. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch Phasen besonders schnellen und nachhaltigen Lernens. In der kurzen Zeitspanne zwischen der 3. bis 16. Woche entwickelt der Welpe durch Erfahrungen mit seiner physikalischen und sozialen Umwelt einen emotionalen und kognitiven Rahmen. Erfahrungen während dieser Zeitspanne, sowohl emotional positive als auch negative, beeinflussen den Hund oft lebenslang, denn innerhalb dieses Rahmens verläuft die weitere Verhaltensentwicklung inklusive der Entwicklung von Verhaltensproblemen.

Zu Recht wird also diesem Zeitabschnitt besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und das Angebot von Welpengruppen wird als ein wichtiger Schritt für die Verhaltensentwicklung junger Hunde angesehen. Allerdings fehlt nach wie vor ein Beleg, dass Welpenspielgruppen Angst- und Aggressionsverhalten Artgenossen gegenüber verringern.

 

Was ist eine Gruppe?

Erst einmal ist eine Gruppe eine Ansammlung von Individuen. Die Beziehungen dieser Individuen untereinander können sehr verschieden sein. «Wir gehen mit unserem Hund in eine Welpengruppe.» In der öffentlichen Wahrnehmung ist eine Welpengruppe prinzipiell positiv und notwendig. Dabei hängen die Wirkungen der Gruppe von den Individuen, dem Umfeld und den Leitungspersonen ab. Hunde können in Gruppen interagieren und auch in Gruppen leben. Soziales Verhalten und die Fähigkeit zur Impulskontrolle befähigen sie dazu. Allerdings muss Interagieren in Gruppen gelernt werden. Eine Gruppe besteht aus Individuen, die überwiegend in Beziehungen zu zweit interagieren. Die Qualität dieser Beziehungen führt zu gravierenden Unterschieden zwischen verschiedenen Gruppen.

 

Von der Gruppe im Allgemeinen zur Welpenspielgruppe im Speziellen

Welpenspielgruppen sollen weiterführen, was durch Verkauf und Weitergabe der Welpen unterbrochen worden ist: das lehrreiche Spiel der Wurfgeschwister untereinander. Ist das wirklich schlüssig? Geschwisterwelpen machen sehr viel mehr miteinander als spielen. Sie bilden individuelle Vorlieben ‒ Freundschaften ‒ und Abneigungen aus. Sie sind viele Stunden beisammen, können ihre Beziehung durch Kontaktliegen und gegenseitige Körperpflege entwickeln. Sie lernen zu konkurrieren. Sie verbringen die Nächte zusammen und erleben gemeinsam die Welt. Vor allem sind sie miteinander verwandt und haben einen gemeinsamen Familiengeruch. In der frühen Jugendentwicklung liegt der Schwerpunkt bei Kontaktverhalten und Aufbau von Bindungen. Sie sind eine wichtige Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit einer potenziell gefährlichen Umwelt.

Wie anders ist doch eine Welpengruppe! Eine Welpengruppe besteht aus Individuen, die einander fremd sind. Sie reagieren unterschiedlich auf Umweltreize, soziale Herausforderungen und sind unterschiedlich weit entwickelt. Verschiedene Hundetypen sind vertreten, die nicht nur anders aussehen, sondern sich auch anders verhalten. Ausserdem treffen die Welpen in einem fremden Umfeld aufeinander und oft fehlt ihnen die sichere Basis, um so viel Fremdheit bewältigen zu können: Manche Hundehalter besuchen bereits kurz nach dem Einzug des neuen Familienmitglieds eine Welpenspielgruppe. Mit Menschen sozialisierte Hunde bauen zwar schnell Bindung zu Menschen auf, aber die Qualität der Bindung lebt von der Summe der Erfahrungen, die der Welpe mit seinen neuen Menschen macht. Bindung ist ein Lernprozess, der Zeit beansprucht. (…)

Den vollständigen Beitrag finden Sie im SHM 1/17.

 

geschrieben von:
Ute Blaschke-Berthold

Ute Blaschke-Berthold

Dr. rer. nat. Dipl. Ute Blaschke-Berthold ist Biologin, Trainerin und Verhaltenstherapeutin sowie Inhaberin der CumCane® Hundeschule. Ständige Weiterbildungen sorgen für Impulse, Reflexion und Verfeinerungen. Leben ist Lernen, und besonders wichtig ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt sind Ausbildung und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainer für den Anbieter cumcane familiari in der Schweiz. Zudem erstellt Ute Blaschke-Berthold als Fachautorin Lehrmaterial für verschiedene Bildungseinrichtungen und schreibt für Fachzeitschriften. Dr. Ute Blaschke-Berthold lebt mit Partner und drei Hunden in Niederkassel bei Bonn. www.cumcane.de

Ein Kommentar zu “Welpenspielgruppen aus verhaltensbiologischer Sicht

  1. Ingrid Blum

    Liebes SHM
    Gratulation zu diesem Beitrag!
    Es ist ein supertoller, gut beleuchteter und klar definierter Artikel, der viele Facts liefert, die in den letzten Jahren durch Forschung ans Licht kamen.
    Danke herzlich für diesen Beitrag, den hoffentlich viele viele neue Welpenbesitzer lesen mögen!

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