Im Gegensatz zu den Rettungshunden, die lebende Menschen suchen, werden die HRD-Hunde (Human Remains Detection Dogs) ausgebildet, tote Körper oder Spuren davon anzuzeigen. HRD-Hunde – in der Schweiz nennt man sie Leichen- oder Blutspürhunde – werden für die Aufklärung von Verbrechen herangezogen. Sie finden jeden Blutstropfen oder zeigen die Stelle an, wo eine Leiche lag beziehungsweise deren Schleifspur.
Text: Eva Holderegger Walser
Genau wie die REDOG-Hundeführer bei den Katastropheneinsätzen werden auch die HRD-Hundeführer mit vielen aufwühlenden und belastenden Eindrücken konfrontiert. Bei der HRD-Suche steht jedoch bereits zu Beginn fest, dass keine Hoffnung auf eine Lebendrettung besteht. Doch für den Hund ist es einfach eine weitere Sucharbeit. HRD-Hunde unterscheiden den menschlichen Verwesungsgeruch ganz klar vom tierischen und sind in der Lage, einzelne alte, vertrocknete Blutstropfen oder winzige Hautreste zu finden.
Ausbildung
Wie zu Michelangelos Zeiten erschweren auch heutzutage Gesetze die Beschaffung der «Geruchskörper». Trainiert wird mit Blut (das sich jeder Hundeführer selber entnehmen lassen kann), mit künstlich hergestellten Verwesungsdüften oder mit duftgetränkten Kleidungsstücken von Toten.
Im ersten Ausbildungsschritt werden die Hunde auf die Duftmoleküle des menschlichen Verwesungsgeruchs in verschiedenen Stadien konditioniert. Sehr schnell lernt der Hund, dass bei korrekter Anzeige mit der Nase ein «Klick» und eine feine Belohnung folgen.
Hat der Hund verstanden, was er suchen soll, muss das Training auf verschiedene Orte ausgeweitet werden. Ein HRD-Hund soll fähig sein in einem Haus, in Trümmern, in Strassen, in Parks und in Wäldern den gesuchten Geruch anzuzeigen. Er muss mit verschiedenen Windverhältnissen arbeiten können und am Boden, aber auch in der Höhe (Blutspritzer) anzeigen. Auch die Anzeige auf verschiedenen Untergrundmaterialien muss trainiert werden. Ein regelmässiges Training aller Varianten ist absolut erforderlich und sehr aufwendig.
Die nächste Ausbildungsstufe ist das Anzeigen von vergrabenen Geruchskörpern. Tiefe und Bodenbeschaffenheit können eine Suche sehr erschweren, doch routinierte Hunde sind imstande, selbst in Beton eingegossene Leichen zu finden.
Zusatzausbildung zum Wasserortungshund
Etwas ganz anderes ist jedoch die Anzeige einer Wasserleiche. Ein verwesender Körper sondert im Wasser andere Duftmoleküle ab als an Land. Die Hunde müssen ein Zusatztraining absolvieren, damit sie lernen, auch diesen Geruch anzuzeigen. Auf einer speziellen Schiffsplattform, auf der der Hund seine Nase möglichst nahe an die Wasseroberfläche halten kann, bietet der Hund eine aktive Anzeige, zum Beispiel ein Bellen oder ein Scharren an. Diese neue Aufgabe wird in einem ersten Schritt an Land geübt. Der Hund lernt, Blutstropfen im Wasserglas anzuzeigen.
Im südlichen Tessin gibt es eine grosse Anzahl Wasserrettungsteams. Leider ertrinken jedes Jahr Menschen in den wunderschönen, aber tückischen Flüssen. Was liegt also näher, als die gut trainierten, an die Schifffahrt gewöhnten Wasserrettungshunde zusätzlich zu Wasserortungshunden für die Suche nach Verwesungsgerüchen auszubilden?
Lesen Sie den ganzen Artikel von Eva Holderegger Walser im Schweizer Hunde Magazin 9/2015.