Akribische Putzfrauen machen gross angelegte Jagdaktionen auf sie. Dabei sind sie in guter Gesellschaft, denn auch die akademische Welt ist verrückt nach ihnen. Nur die Beweggründe sind andere. Während besagte Hausreiniger dieser fürs Auge unsichtbaren Welt mit Meister Proper auf die Pelle rücken, legen Wissenschaftler und Pharmaunternehmen temperierte Bäder an und suchen nach beliebten Nahrungsmitteln, damit es ihnen gut geht. – Die Rede ist von Bakterien.
Text: Anna Hitz
Geschichte der Bakterien
Bakterien sind die mit Abstand älteste Lebensform auf der Erde. Die Vorfahren moderner Bakterien waren einzellige Mikroorganismen, die vor vier Milliarden Jahren auf der Bildfläche erschienen. Für die nächsten drei Milliarden Jahre waren alle Lebensformen mikroskopisch klein. Und die Chefs auf der Erde waren sozusagen die Bakterien und die Archaeen.
Als dominante Lebensform mischten die Bakterien an der zweiten grossen evolutionären Veränderung auf unserer Erde kräftig mit und bildeten in Zusammenarbeit mit vermutlich archaeischen Zellen eine endosymbiotische Verbindung mit den Vorfahren der eukaryotischen Zellen. Eukaryoten gibt es heute noch und sie sind einfach gesagt alle Lebewesen, deren Zellen einen Zellkern besitzen. Wir sind Eukaryoten und unsere Hunde auch. Spannend ist, dass man heute davon ausgeht, dass einige Organellen wie Chloroplasten oder Mitochondrien, die in den Zellen vieler Eukaryoten vorkommen, ursprünglich Bakterien waren. Diese Organellen haben, ganz wie wir auch, eine eigene DNA. Auch in anderer Hinsicht haben uns die Bakterien nie verlassen. Ein Säugetier beherbergt schätzungsweise zwischen 10 Milliarden und 100 Billionen Mikroorganismen. Also etwa 10-mal mehr als körpereigene Zellen. In einem Gramm Kot befinden sich mehr Bakterien als Menschen auf der Erde.
Wir sind definitiv nicht allein; auf und in uns leben Bakterien. Wovon 99 % dieser Bakterien in unserem Darm heimisch sind. Diese bunt durchmischte Kolonie kennen wir als Darmflora, wissenschaftlich korrekt wäre Mikrobiota (= kleine Leben). Dasselbe gilt übrigens für so ziemlich alle Säugetiere, also auch für unseren Hund.
Die Bakterien kennen uns schon ziemlich lange. Umgekehrt ist das anders. Hätte Antoni van Leeuwenhoek nicht leidenschaftlich gerne Mikroskope gebastelt und Wasserproben darunter gelegt, wüssten wir vielleicht heute noch nichts von ihnen. Er entdeckte die Bakterien 1676. Seither ist der Menschheit langsam aufgegangen, dass bestimmte Krankheiten nicht einfach so passieren, sondern auch mit Bakterien zu tun haben. Über 300 Jahre später kennen wir längst nicht alle Bakterienarten. Das macht die Bakterien für die Forschung heute ähnlich spannend wie damals die Entdeckung fremder Kontinente. Und wie damals arbeitet man seit 2007 an einer Karte – dieses Mal über Bakterien.
Bakterien sind neben den Eukaryoten und den Archaeen eine der drei grundlegenden Ordnungen in die alle Lebewesen eingeteilt sind. Das heisst, sie stehen am Anfang aller Dinge, sind Kleinstlebewesen, die nur aus einer Zelle bestehen, und tragen ihre DNA frei im Zytoplasma.
Vielfältiges Einsatzgebiet
Bakterien bilden eine Verteidigungsbarriere gegen eindringende Krankheitserreger, helfen der Verdauung, bieten Ernährungsunterstützung für Enterozyten und spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Immunsystems. Je mehr wir über Bakterien lernen, desto besser verstehen wir, dass die meisten harmlos oder sogar nützlich sind. Heute kennen wir mehr als zehn bakterielle Stämme, die mehr als 99 % aller Darmbakterien ausmachen.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Anna Hitz im Schweizer Hunde Magazin 1/2015.