Nordische Schlittenhunde sind der Inbegriff von unabhängiger Natur: endlose Wälder, Schneefelder, Sternenhimmel und Abenteuer abseits der Wege. Was steckt wirklich hinter diesen aparten Hunden? Lesen Sie, was Schlittenhundehalter berichten.
Text. Anna Hitz
An der Weltmeisterschaft der nordischen Schlittenhunde in Kandersteg erzählt Stefan Baumann, Rennleiter und Mitglied des Schweizer Schlittenhundesport Vereins (SSV), von den Hunden und den Rennen. «Kandersteg ist ideal mit seinem Plateau. Denn hügelige Strecken mit viel Auf und Ab beanspruchen die Hunde zu sehr. Das ist ein Problem in der Schweiz. Doch nach Kandersteg kommen die nationalen und internationalen Teilnehmer seit 12 Jahren gerne.» Die Trails (Rennstrecken) führen durch Wälder und ein Naturschutzgebiet, inmitten hoher Gipfel. Auch lässt sich Kandersteg mit grossen Fahrzeugen bei jeder Wetterlage gut erreichen und es bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten.
Internationale Teilnehmer
Kein Wunder ist Logistik ein wichtiges Thema, denn an der nordischen Schlittenhundeweltmeisterschaft reisen jeweils über 200 internationale Teilnehmer mit 2500 Hunden an. Den Rekord hält der Neuseeländer Larry Nichvolodov, der mit seiner Hündin 19 000 km zurücklegte, um hier zu starten.
Für den Transport werden die Hunde allein oder zu zweit in mit Stroh gepolsterten Transportboxen untergebracht. Bis zu dreissig Hunde werden so in Bussen, kleinen Lastwagen oder auf Anhängern mitgeführt.
Zur Fütterung und Pflege werden die Alaskan Malamutes, Grönlandhunde, Samojeden und Siberian Huskys an den Stake Outs (lange im Boden verankerte Ketten) angebunden. Obwohl ein Rudel neben dem anderen liegt, ist von Unruhe und Nervosität nichts zu spüren. Das ändert sich, sobald der Musher (Schlittenführer) und seine Helfer den Vierbeinern die Geschirre für das Rennen anlegen. Dann werden die Hunde euphorisch, stürzen sich in die Leinen, heulen und vollführen tollkühne Sprünge. Sie wollen laufen!
Dafür wurden Schlittenhunde über Jahrtausende gebraucht. Sie begleiteten die Menschen quer durch Europa und Asien bis auf den amerikanischen Kontinent. Bis zur Erfindung von Eisenbahn, Auto und Schiff waren sie in den nördlichen Breitengraden und bergigen Gebieten oft das einzige Transportmittel. Und auch bei Expeditionen in die Arktis, dem Bau der Jungfraubahn und im 2. Weltkrieg waren und sind sie unersetzlich. Heute findet man die nordischen Schlittenhunde vor allem an Wettbewerben und Touristendestinationen. Meist gehören sie professionellen oder semiprofessionellen Mushern.
In Kandersteg an den Start geht die Schwedin Marie Israelsson, Silbermedaillengewinnerin der Weltmeisterschaft und der Europameisterschaft, achtfache schwedische Meisterin und zwölffache Gewinnerin des Siberian Husky Cup. Mit sechs Hunden wird sie starten und eine Strecke von 13,5 Kilometern absolvieren.
«Heute ist es fast zu warm für die Hunde», erklärt Israelsson vor dem Rennen. «Sie sind solche Temperaturen nicht gewohnt.» Deshalb kühlt sie die Huskys vor dem Lauf mit Wasser und nassen Handtüchern. «Die Strecke ist für die Hunde ungewohnt. In Schweden ist das Gelände flach. Hier ist es viel schwieriger, technischer. Man kann nicht so schnell laufen.»
Lesen Sie den ganzen Artikel von Anna Hirz im Schweizer Hunde Magazin 9/2014.