Sind wir Menschen auf der Suche nach dem verloren geglaubten Paradies? Leben wir unseren tiefen Wunsch nach Liebe, Harmonie und Frieden über unseren «besten Freund», den Hund aus und drängen ihn dabei in eine Rolle, die er nicht erfüllen kann? Und vergessen dabei, dass Aggressionsverhalten zum Hund gehört wie das Ei zum Huhn und dass Hunde erzogen werden sowie die Regeln des Zusammenlebens lernen müssen?
Grenzenlose Liebe
«Du musst deinen Hund nur lieben, denn er liebt dich ja auch.» Was passiert mit einem Hund, der «nur» geliebt wird? Egal was er tut oder eben nicht tut, der Mensch ist immer freundlich und nie begrenzend zu ihm. Wie würden wir uns fühlen, wenn wir in einer Konstellation lebten, in welcher wir nur immer zu hören und spüren bekämen, wie lieb man uns hat und nie konstruktive Kritik geübt würde? Beim Hündchen, das in der Leine hängt und kläfft, heisst es dann: «Der hat eben Angst» und er wird vom fürsorglichen, liebenden Halter hinterher gezogen. Wie ginge es dem Kleinen wohl, wenn man versuchen würde zu verstehen, warum er denn genau bellt. Vielleicht wartet er darauf, dass ihm sein Halter endlich hilft und ihm zeigt, wie er sich anders in der für ihn schwierigen Situation verhalten könnte. Doch da er so klein und leicht ist, ist es einfacher ihn hinter sich herzuziehen – und schneller geht es auch noch.
«Liebe» kann auch anders ausgelebt werden: Der Hund braucht Freilauf und in der engen Schweiz ist er nicht überall gefahrlos möglich. So wird also der Vierbeiner abseits der Strassen abgeleint. Dass er ab und zu mal einen kleinen Artgenossen packt und durch die Luft wirbelt, wird einfach ausgeblendet – bis jetzt ist ja nie etwas Ernsthaftes passiert. Aber schliesslich möchte man seinem Vierbeiner auf dem Spaziergang möglichst viel bieten – man liebt ihn ja und möchte, dass er zufrieden und ausgeglichen ist.
Freund statt Befehlsempfänger: Der Frühpensionist hat sein ganzes Berufsleben lang Befehle von oben erhalten. Mal war der Führungsstil human, mal diktatorisch. Nun gilt seine ganze Schaffenskraft seinem Häuschen im Grünen und endlich kann er auch seinen lang gehegten Wunsch nach einem Hund erfüllen. Dieser soll Freund und Wegbegleiter sein und auf keinen Fall Befehle befolgen müssen. Besucher kommen nur noch selten vorbei, die meisten mögen es nicht, vom Hund bedrängt oder gar in die Wade gezwickt zu werden. «Es ist halt ein Appenzeller-Mischling, das ist rassetypisches Verhalten», so der Besitzer.
Diese, leider nicht fiktiven, Beispiele zeigen, wie heute mit Hunden umgegangen wird.
Respekt und die richtige Passung
Der Hund, dein Freund und Begleiter in jeder Lebenslage – egal ob diese das richtige Umfeld für den Hund bietet? Es ist doch praktisch, den drei Kilo leichten Chihuahua in der Tasche überallhin mitzunehmen – zum Einkaufen, zum Coiffeur und zum Bummeln am See. Selbstverständlich immer an der Leine … (…)
Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 6/20 lesen.