«Komm jetzt sofort hierher, aber plötzlich!» Wütend stemmt der junge Mann die Hände in die Seiten, die Ungeduld steht ihm ins Gesicht geschrieben, der Oberkörper ist nach vorne geneigt. Weiter hinten, auf der Hundewiese, bewegt sich ein Hund gemächlich in seine Richtung. Die anderen Hunde um ihn herum beachten ihn kaum. Je wütender und lauter der Mann wird, desto langsamer läuft der Hund.
Von Ingrid Blum
Der junge Mann ruft seinen Hund heran, da er gleich einen geschäftlichen Termin hat und deshalb den Spaziergang beenden muss. Damit sein dreijähriger Hund sich mit Artgenossen austoben kann und danach müde sein soll, ist er extra mit ihm auf die Hundewiese gegangen. Und jetzt das!
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Dass der Mann einen wichtigen Termin hat, kann der Hund nicht wissen und er könnte damit auch nichts anfangen. Das Körperbild des Halters vermittelt bedrohliches Verhalten, das durch den aggressiven, lauten Ton noch unterstützt wird. Der Hund antwortet auf diese Botschaft mit Beschwichtigung: Er läuft langsam, senkt den Kopf und deutet ein Schnüffeln an. Diese Signale wirken unter Hunden deeskalierend. Auf der Hundewiese verlangsamt er seine Bewegungen auch gezielt, um die anderen Hunde durch einen Sprint nicht zum Nachhetzen zu animieren und so eine gefährliche Situation zu provozieren.
Sein Halter hingegen hat das beschwichtigende Verhalten des Hundes als ungehorsam, geradezu provokativ interpretiert und schimpft, als dieser schliesslich bei ihm ankommt. Der Vierbeiner kann die ausgesandte Aggression des Halters, die sich trotz Beschwichtigung noch verstärkt, nicht mit seiner Handlung verknüpfen. Die Verunsicherung ist perfekt. (…)
Den vollständigen Beitrag finden Sie in der Ausgabe 2/21 des «Schweizer Hunde Magazins».