Schweizer Hunde Magazin

Training mit Markersignal Teil 2/2

oder Klickertraining in der Hundeerziehung 

Im ersten Teil dieser Reihe haben Sie die Hintergründe zum Klickertraining erfahren und warum es sich lohnt, mit Klicker zu arbeiten. Zwei Aspekte sind es wert, noch einmal hervorgehoben zu werden:

Oft lernen Hunde schon als Welpe, dass es sich lohnt zu sitzen, um ein Leckerchen zu erhalten. Dieses so früh einstudierte Verhalten wird auch beim erwachsenen Hund immer wieder fast automatisch belohnt, selbst wenn es gar nicht gefordert wurde. «Er sitzt doch so schön!» Zuwendung erhält der Vierbeiner in der Wohnung fast immer, wenn er diese sucht. Als Belohnung hat diese entsprechend nur eine sehr geringe Wertigkeit. Spielzeug liegt permanent frei in der Wohnung herum. Sich dafür auf dem Spaziergang anzustrengen, ist für den Vierbeiner eher abwegig.

Wenn es so einfach ist, die momentanen Bedürfnisse zu erfüllen, warum sollte der Vierbeiner komplexere und detailliertere Anforderungen erfüllen, um an diese zu gelangen? Der Anreiz, das Verhalten zu ändern und sich für eine «Belohnung» anzustrengen, geht verloren. Um mehr zu fordern, ist es nötig, die lohnenden Reize selektiver zu vergeben, deren Freigabe hinauszuzögern oder die Reize zu verändern, um deren Wertigkeit zu steigern.

Belohnungsmöglichkeiten können bezüglich der Begehrtheit, Menge und Dauer der Belohnung variieren. 

Wird die Aufgabe zu schwierig gestaltet, die Anforderung zu hoch gesetzt oder ist das Ziel für den Hund zu wertvoll, gerät das auf Belohnung basierende Training ins Wanken. Frustration entsteht, weil keine der angebotenen Strategien auch nur einen Hoffnungsschimmer zulässt, das Ziel erreichen zu können. Leichte Frustration sorgt dafür, dass der Hund aktiv wird und neue Strategien ausprobiert, um doch noch an sein Ziel zu gelangen. Dieser Aspekt wird beim Training mit positiver Verstärkung gezielt genutzt. Wird der Frust jedoch grösser, aktiviert sich das Stress-System. Der Hund beginnt verkrampft zu hecheln, wird immer hektischer und fahriger, möglicherweise bellt und quietscht er auch. Weniger kooperative Vierbeiner wenden sich einfach ab und lassen den Halter stehen, was oft als «freche Ignoranz» fehlinterpretiert wird. Wieder andere werden möglicherweise passiv und trauen sich nicht mehr etwas auszuprobieren.

Um Tiere, insbesondere Hunde, wirklich positiv zu trainieren, braucht es nicht nur nette und vermeintlich tierfreundliche Trainingswerkzeuge. Es braucht auch die Bereitschaft, die eigenen Trainerfertigkeiten zu überprüfen und die Signale des Hundes ernst zu nehmen.

Das gilt indes auch für jene Trainerfraktionen, die ohne Leckerli arbeiten und andere Trainingstechniken einsetzen, denn das beste Werkzeug ist immer nur so gut wie sein Handwerker.

 

Training soll Spass machen!

Jeder Anfang ist schwer und es ist ganz normal, dass Sie zu Beginn mit dieser neuen Trainingstechnik noch etwas verkrampft sind und ganz konzentriert versuchen, den passenden Moment für den Marker und die Belohnung zu finden. Doch seien Sie nicht zu streng mit sich und Ihrem Hund.