Schweizer Hunde Magazin

«Homöopathisches» Antizeckenmittel

Hahnemann würde sich im Grab umdrehen!

 

Jedes Jahr von Neuem wird die Zecke als das grosse Feindbild dargestellt. Wenn sich die Malaria- und Blauzungenmücken nicht in unsere Breitengrade verirrt haben, so haben wir doch «böse» Zecken, die schlimme Erkrankungen übertragen sollen. Und wenn’s die nicht sind, so gibt es noch sogenannte Lästlinge wie Grasmilben oder Flöhe.

 

Eine Schweizer Firma hat in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Tierarzt ein Mittel auf den Markt gebracht. Es soll ein homöopathisches Repellent gegen Hautparasitenbefall sein. Das sogenannte homöopathische Komplexmittel «psorinum complex ad. us. vet.» gegen Hautparasiten verspricht «sicher gegen Zecken» zu wirken, doch birgt es einige Unstimmigkeiten.

Als erfahrene Tierhomöopathin und aufgrund meiner langjährigen Auseinandersetzungen mit den Grundlagen und nicht vollendeten Schriften von Hahnemann und seinen Nachfolgern wie J. C. Burnett, J. H. Allen, M. Rakow, H. M. Steingassner, J. Millemann, Y. Laborde, G. Risch und anderen Wissenschaftlern wie Biologen, Tierärzten, Physikern und Homöopathen, stimmen die Aussagen zu genanntem Mittel mich mehr als nachdenklich. Homöopathie bedeutet nach Samuel Hahnemanns (dem Begründer der Homöopathie) Lehre immer für den Patienten, nie gegen den «Feind», der noch nicht eingetroffen ist. Präventionsmedizin, wie sie die Schulmedizin anwendet, gibt es in der Homöopathie nicht. Homöopathie bedeutet eine individuelle Betrachtung eines Patienten, seiner Herkunft, seiner Umgebung, seiner Lebensgeschichte, seiner aktuellen Symptome und der Krankheitsbezeichnung, zum Beispiel der Borreliose.

Jedes potenzierte Arzneimittel, das auf das Tier (den Wirt) abgestimmt ist, kann diesen für Parasiten unattraktiv werden lassen. Dies entspricht der Selbstregulation des Individuums und der Gesundheit des Einzeltieres. Schwache und kranke Tiere werden durchaus häufiger von Parasiten heimgesucht als gesunde Tiere mit grossen Ressourcen. Dies gilt auch für Zecken!

Potenzierte Arzneimittel haben eine potenzierte Kraft, die in Form von Einzelmitteln und einzelner Potenz verabreicht werden, wie zum Beispiel nach einem Unfall Arnica C 200. Ein Komplexmittel wie das «psorinum complex ad. us. vet.» besteht aus verschiedenen bewährten Indikationen und oft aus verschiedenen Potenzen gleichzeitig. In diesem Fall sind wir bereits weit entfernt von der Individualisierung eines Patienten und eines Falles.

 

Definitiv fahrlässig ist die Aussage: «Das Mittel ist absolut giftfrei und ohne Nebenwirkungen». Giftfrei stimmt insofern, als dass Hochpotenzen keine materiellen Stoffe aufweisen. Ohne Nebenwirkungen ist ein potenziertes Arzneimittel jedoch nicht. Im Organon der Heilkunst beschreibt Hahnemann, wie potenzierte Arzneimittel ihre Wirkung zeigen (es gibt verschiedene). Am bekanntesten ist wohl die sogenannte Erstverschlimmerung, um nur eine zu nennen. Wo Wirkung ist, gibt es auch Nebenwirkung im Sinne von Arzneimittelerkrankungen. So wird auch im Organon beschrieben, wie Arzneien getestet werden, welche Wirkung beziehungsweise Symptome sie an gesunden Menschen erzeugen.

 

Fazit

Ein Arzneimittel, das wirkt, kann auch unerwünschte Wirkung zeigen! Insbesondere ist die Homöopathie keine Indikationsmedizin. Das Mittel «Psorinum» in Hochpotenzen über längere Zeit zu verabreichen, kann sehr schwierig zu behandelnde Symptome erzeugen.

 

Samuel Hahnemann sagte nicht umsonst: «Macht’s nach, aber macht’s genau nach!»

 

Text: Nadja Maurer