Schweizer Hunde Magazin

Wolfhunde – Eine Lebensaufgabe

Seit Jahrhunderten fasziniert der Wolf als mystischen Wesen den Menschen. Immer öfters ist die Begeisterung für das anmutige Raubtier so gross, dass sich Hundeliebhaber für einen sogenannten Wolfhund entscheiden. Das Aussehen dieser Rassen ist aufsehenerregend und ihr Charakter faszinierend. Ihre Haltung jedoch wird meist unterschätzt.

 

«Wie viel Wolf steckt drin?» ist die gängige Frage, wenn es um Wolfhunde geht, denn zeitlich sind sie von Raubtier lupus noch nicht so weit entfernt wie zum Beispiel ein Mops. Die prominentesten Vertreter von Wolfhunden sind die zwei von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannten Rassen Tschechoslowakischer Wolfhund (TWH) und Saarloos Wolfhund (SWH) sowie der Tamaskan. Letzterer trägt nur noch einen geringen Wolfsanteil in sich. Auch TWH und SWH sind mittlerweile rund zehn Generationen vom Wolf entfernt. Ihr Wolfsanteil liegt heute bei stabilen 22 bis 28 Prozent (TWH), respektive 30 bis 35 Prozent (SWH). Noch sind Wolfhunderassen selten in der Schweiz. Die meisten der als Wolfhunde registrierten 789 Vierbeiner gehören den Rassen TWH (553) und Saarloos (159) an.

 

Zurück zu den Wurzeln

Der Wunsch nach einem Haushund, der aussieht wie ein Wolf, wird jedoch immer grösser. Laut Sonja Doll Hadorn ist dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden. Die Dipl. Zoologin, Ethologin und Verhaltenstherapeutin für Hunde aus Winterthur kritisiert allerdings die Vorgehensweise. «Das wölfische Aussehen sollte aus Hunden herausgezüchtet und nicht durch Einkreuzen von Wölfen hervorgebracht werden.» Dies gehe klar auf Kosten eines «alltagstauglichen» Charakters der Tiere und habe damit oft schwerwiegende Konsequenzen für ihr Wohlbefinden und Überleben in unserer Gesellschaft.

Inwiefern Wolfhunderassen alltagstauglich sind, hängt sicherlich auch von den Vorstellungen des einzelnen Halters ab. Stimmen diese nicht mit der Realität überein, wird die wilde Wolfsromantik schnell zum Albtraum. Jeanette Kehrer aus Schmerikon vom Schweizerischen Club für Tschechoslowakische Wolfhunde (SCTW) weiss um die Problematik von Fehlvorstellungen: «Solche Menschen sind bei Wolfhunden an der falschen Adresse und das führt zwangsläufig zu Problemen.» Kehrer ist seit sechs Jahren Zuchtwart des SCTW und Wesensrichterin der Rasse. Schlecht informierte Halter seien schnell überfordert, so Kehrer, die selbst zwei TWH-Hündinnen hat und seit knapp 15 Jahren Tschechoslowakische Wolfhunde züchtet. Laut Kehrer würde den Genen zu viel Schuld beigemessen, denn der TWH sei durchaus alltagstauglich. «Ganz klar spielen hierbei auch Aufzucht und Erziehung eine Rolle.»

Gerade die Nutzung der Sozialisierungsphase ist bei Wolfhunden jeglicher Rasse immens wichtig, da der prägungsähnliche Lernvorgang beim Wolf deutlich früher beginnt und weniger lang andauert als beim Haushund. «Insbesondere die Gefahrenvermeidungsreaktion, also Angstempfindung, setzt bei Wölfen bereits am Tag 19 nach Geburt ein und verunmöglicht in der Folge weitgehend den Aufbau sozialer Beziehungen zu Unbekannten – so stellt die Natur beim Wildtier sicher, dass in der Regel nur Artgenossen als Sozialpartner akzeptiert werden», erläutert Doll Hadorn. Beim Hund geschieht dies erst ab Tag 49. «Nichtdestotrotz ist es natürlich wichtig, die Tiere auch nach dieser Phase durch regelmässigen Kontakt an das Umfeld zu gewöhnen.»

Grundsätzlich ist es nicht einfach, an einen Wolfhund zu kommen. «Da es nur sehr wenige Züchter gibt, ist die Anzahl an Welpen stark beschränkt. Dies macht es praktisch nicht möglich, unüberlegt einen Welpen zu kaufen», sagt Bernadette Greminger, Vorsitzende des neu gegründeten Vereins Tamaskan Switzerland. Die Thurgauerin hat zwei Tamaskane und ist derzeit die einzige Tamaskan-Züchterin in der Schweiz. TWHS-Züchter hingegen gibt es bereits vier, drei gehören dem SCTW an. Wartezeiten bis zu einem Jahr sind bei beiden keine Seltenheit. «Zum Glück», meint Doll Hadorn, der Wolfhunde ebenfalls gut gefallen. «Sie sollten niemals zu ‹Modehunden› avancieren, da ihre Haltung mit sehr viel Schwierigkeiten und Zugeständnissen verbunden sein kann.»  (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 5/19 lesen.