Um das herauszufinden, gründeten Wissenschaftler das «Wolf Science Center» in Österreich – eine einzigartige Forschungsstation, in der sowohl Wölfe als auch ihre domestizierten Verwandten leben.
Text: Benjamin Breitegger
Er streift aufgeregt hinter dem Zaun hin und her, ein männlicher Timberwolf, 50 Kilogramm schwer, fünf Jahre alt. Das Fressen kommt – er riecht und sieht es. Lina Oberließen hat gerade ihr Büro im Tierpark Ernstbrunn in der Nähe von Wien verlassen, einen Kühlcontainer auf der anderen Strassenseite aufgeschlossen und zwei tote Hühner aus einer roten Plastik-box genommen. Jetzt schleppt die Tiertrainerin die Kadaver einen Schotterweg entlang. Vor dem Gehege holt sie aus, schwingt das erste Huhn hin und her, einmal, zweimal, es fliegt über den Zaun, wo es sich der Wolf schnappt und zerlegt. Oberließen läuft ein paar Schritte weiter, holt erneut aus. Das zweite Huhn. Es wird zerfleddert von einem zweiten hungrigen Rüden. Die Hühner lebend zu verfüttern ist gesetzlich verboten, aber würden Wölfe nicht trotzdem lieber Tiere jagen? «Nein», sagt die Tiertrainerin, «ein Kadaver ist wie ein Sechser im Lotto: Fressen ohne Anstrengung.»
Lina Oberließen, 32, ursprünglich Psychologin, arbeitet seit fünf Jahren hier in Ernstbrunn. Die Tier-trai-nerin kennt die beiden Wölfe gut. «Etu» und -«Maikan» sagt sie zu ihnen, Namen haben alle Tiere hier. Das Gelände ist aber kein gewöhnlicher Tierpark. Hier ist das «Wolf Science Center» untergebracht – eine weltweit einzigartige Forschungsstation. Denn neben Wölfen leben hier Hunde. In separaten -Gehegen, aber unter gleichen Bedingungen. Der Zweck: -Forscherinnen und Forscher wollen herausfinden, wie sich diese miteinander verwandten Tiere verhalten. Es geht um die grossen Fragen: Was liegt in der Natur der Tiere, was ist Sozialisation? Was also macht den Hund zum Hund? Und was hat sich zwischen Wolf und Hund geändert, so dass der Hund mit Menschen zusammen-leben kann? Tiertrainer studieren dazu mit beiden Arten Befehle ein, Verhaltensforscher führen Experimente durch. Man könnte denken, dass Wölfe, die von Hand aufgezogen werden, die auf Kommandos reagieren und an der Leine spazieren gehen, wie es hier geschieht, Hunden sehr ähnlich sind. Nun, nicht immer. (…)
Den gesamten Beitrag finden Sie in der Ausgabe 1/23.
Dies ist ein sehr interessanter Beitrag. Vielen Dank das Sie sich die Mühe gemacht haben um ihn zu erstellen.