Im Reich der knorrigen Kastanienbäume
Text: Marietta Caviglia Chod
Start und Ziel: Parkplatz vis-à-vis der Kirche S. Ambrogio in Claro.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Ab Bahnhof Bellinzona mit dem Postauto bis Claro ‹Ponton›.
Dauer: 3 1/2 bis 4 Stunden.
Strecke: Oberhalb von Claro thront das noch bewohnte Benediktinerinnen-Kloster auf einem Felsvorsprung. Vom Tal aus ist hebt sich das weisse Gebäude markant von den dicht bewaldeten Hängen ab. Die Wanderung führt in einem ausschweifenden Bogen um das Kloster herum. Auf schmalen Wegen gelangen wir den Berg hinauf, bleiben auf mässiger Höhe, doch hoch genug für spannende Ausblicke ins Tal hinunter und steigen recht steil, durch knorrige, urwüchsige Kastanienbäume wieder nach Claro hinab.
Schwierigkeit: Mittel bis schwer. Auf- und Abstieg je 350 Höhenmeter.
Jahreszeit: Frühjahr bis Spätherbst. Schneefrei.
Verpflegung: Picknick, unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Restaurants in Claro.
Tipps
- Gute Wanderschuhe sind unerlässlich, die Wanderung führt auf Bergwanderwegen oft über loses Gestein. Die Wanderung sollte nur bei guten Wetterverhältnissen unternommen werden. Bei starken Regenfällen besteht Steinschlag- und Rutschgefahr.
- In den steilen und unübersichtlichen Hängen im Tessin sollte man immer auf den Wegen bleiben und nicht selber durch die Wälder stöbern. Immer wieder kommen Wanderer in diesen dichten Wäldern vom Weg ab, stürzen und werden kaum gefunden.
- Im Tessin gilt für alle Hunde ein Leinenzwang in sämtlichen öffentlichen Zonen. Dennoch sind wir mit den Hunden unbehelligt gewandert. Wir begegneten einem Herrn mit Gewehr (alle Hunde frei), da die Hunde sehr gut abrufbar sind und auch auf Distanz gehorchen, grüsste er uns und wir grüssten zurück. Wie bei allen Wandertipps liegt die Verantwortung letzt endlich beim Leser. Jeder Hundehalter sollte seinen
- Vierbeiner selber am besten kennen und wissen, wo und wie er ihn führen sollte.
Weitere Wandermöglichkeiten um Claro
- Kleine Rundwanderung von knapp 2 Stunden Dauer. Ausführliche Beschreibung unter www.wandersite.ch, Wanderung Nr. 479.
- Gemütliche Wanderung entlang des Flusses Ticino und durch die Strässchen von Claro. Eine gut dokumentiere Runde von 9 km Länge kann entlang den Wegweisern ‹Nordik Walking› spaziert werden. Parkplatz beim Startpunkt Sportplatz. Ausführliche Angaben über www.walkingtested.ch, Link ‹Wo und wie sind die Strecken›, Strecke Nr. 13 Claro.
- Anspruchsvolle Tages-, eventuell Zweitagestour zur Capanna Brogoldone oder auf den Monti Savoru hinauf und mit der Seilbahn nach Lumino. In der Capanna sind Hunde grundsätzlich erlaubt, es wir aber vorgängig um telefonische Anfrage gebeten (Tel. 091 829 43 50, www.brogoldone.ch). Auskunft über Fahr-und Betriebszeiten (auch kleiner Seilbahnen) unter www.alternatives-wandern.ch.
Karte: Landeskarte der Schweiz www.swisstopo.ch, 1:25’000, Blatt Osogna, Nr. 1293 oder 1:50‘000, Blatt Val Verzasca, Nr. 276 T, oder www.wanderland.ch, Link ‹Interaktive Karte›.
Schon unsere Anfahrt verläuft spannend. Die engen Strassen von Claro sind, anders als auf der Karte, verwinkelt und für uns ist die Hauptstrasse nicht so klar ersichtlich, sie ist ja auch nicht anders eingefärbt. Zum Glück gibt es Kirchen und die Post. Kleine Wegweiser nach dem Kloster ‹Monastero di Sta Maria› (Strasse, Al Monostéi) weisen uns die Richtung. Unterhalb der Kapelle San Ambrogio (412 m) können wir das Auto abstellen. Es wird Herbst, die Luft riecht danach und auch die Farbe der Blätter im Wald kündet den baldigen Wechsel der Jahreszeit an.
Die Hänge hinter Claro liegen am Morgen im Schatten, dunkel und mächtig erheben sie sich aus dem Tal, durch welches der rege Verkehr auf der Autobahn gegen den Süden zu strebt. Nach Maruso geben uns die Wegweiser die Richtung über den Bach und nach wenigen Metern auf der Strasse zweigt der Wanderweg ab und führt durch herrlichen Kastanienwald bergwärts. Kleine, grüne Kastanienigel liegen bereits auf dem Boden. Einmal kreuzen wir die Strasse, beim zweiten Zusammentreffen (Bank und Brunnen in der Kurve), gehen wir kurz nach links und biegen beim nächsten kleinen Waldweg rechts ab.
Variante: Auf dem Wanderweg bis Maruso, dann wieder hinunter zum Kloster (Zusätzlich je 500 Höhenmeter). Wir erreichen einen kleinen Offenstall. Der Weg ist ab hier ein schmaler Trampelpfad und nicht mehr markiert. Er geht geradeaus über die kleine Wiese, an einer Felsplattform (herrliche Aussicht ins Tal) vorbei und führt dann um kleine Felsnasen herum hinunter, zurück auf die Zufahrtsstrasse zum Kloster. Wir gehen nun nach links, mit direktem Blick auf die Klosteranlage, auf der schmalen Strasse (gleichzeitig der Wanderweg) zum Weiler Cavri (765 m).
Die wenigen Häuser werden saniert und dürften als Wochenendhäuschen für Ruhe suchende Deutschschweizer als Zivilisationsrückzugsgebiete dienen. Bereits gehen wir wieder abwärts, Claro entgegen. Kurz gehen wir den Bach entlang, der sich schon bald steil ins Valle del Molino hinab stürzt. Wir gehen um die steilen Hänge des Tales, doch auch so kommt man sich vor wie eine Berggeiss. Jeder Schritt wohlüberlegt auf den losen Steinen, den Hunden gefällt die wilde Landschaft und der abwechslungsreiche Weg, uns auch die knorrigen Stämme und Äste der Kastanienbäume mit ihren bizarren Formen.