Wanderklassiker von Lavertezzo nach Sonogno (TI)

Entlang des grünen Wassers

Text: Marietta Caviglia Chod

Start: Lavertezzo «Paese», Postautohaltestelle
Ziel: Sonogno, gleichnamige Haltestelle

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Ab Bahnhof Locarno mit dem Postauto bis Lavertezzo «Paese».

Dauer: 4½ bis 4 ¾ Stunden.

Strecke: Eine abwechslungsreiche Flusswanderung entlang der Verzasca.

Stetig steigt der Weg entlang der Verzasca das enge Tal hinauf, dem Flusslauf entgegen. Viele Stein- und Wurzelstufen nehmen wir in Angriff und werden dafür durch die Ausblicke auf die sprudelnden Wassermassen, die ausgewaschenen Steinformationen, den intensiven Farbenreichtum der Landschaft und des klaren Wassers vor imposanter Bergkulisse grossartig entschädigt. Die Vegetation ist sehr üppig und so wandern wir oft unter herrlichen Bäumen, die angenehm Schatten spenden. Erst im letzten Teil der Wanderung lichtet sich der Wald und wir geniessen Magerwiesen und die vielen kleinen, zirpenden, flatternden, kriechenden und fliegenden Tiere, die unseren Weg kreuzen.

Schwierigkeit: Mittel.

Jahreszeit: Frühjahr bis Spätherbst, schneefrei.

Verpflegung: Picknick, nur in den Dörfern gibt es Restaurants und Grottis.

Tipps:

  • Immer die Fahrzeiten der Busse im Auge behalten! Die Postautos fahren sehr unregelmässig und die letzte Fahrt ins Tal geht früh ab Sonogno und lässt ein Abendessen im Grotto leider nicht zu!
  • Bei Anreise mit dem Auto: Es gibt speziell gekennzeichnete Langzeit-Parkplätze. An Wochenenden und Ferientagen sind diese früh belegt.
  • Seit der Aufnahme als «Regionaler Wanderweg Nr. 74» ist die Strecke gut ausgeschildert und ein Wandern ohne Karte gut möglich.
  • Viele kleine Bäche speisen die Verzasca. Nach ausgiebigen Niederschlägen sind gute, wasserdichte Wanderschuhe von Vorteil, da der Weg nasse Stellen aufweisen kann. Die Wege sind gut unterhalten, dennoch gibt es viele lose Steine.
  • Ab Lavertezzo bis zur Brücke Ganne, vor Brione, wandern wir gleichzeitig auf dem «Kunstweg» mit vielfältigen Kunstinstallationen*.
  • Wandern abseits der Masse*: Lavertezzo – Revöira – Motta – Lavertezzo. Ethnographischer Rundgang, Dauer 3 Stunden.
  • Als gute Zweitagestour die Wanderung in Locarno beginnen (Wanderzeit insgesamt ca.14–15 Stunden) oder als gemütliche Zweitages-Genusstour ab Mergiosca (Wanderzeit 7 ½–8 Stunden).
  • Es kann sich lohnen, in der Wohngemeinde eine SBB-Tageskarte zu beziehen und für den Hund eine Hundetageskarte. www.tageskarte-gemeinde.ch
  • Im Kanton Tessin gilt ein genereller Leinenzwang in den Menschen oder Tieren frequentierten öffentlichen Zonen.

Informationen im Internet:

www.tenero-tourism.ch: Gratisprospekte* zu den Themenwegen, interaktive Karte, Übersicht über alle Gastrobetriebe.
www.wanderland.ch: Regionale Wanderroute Nr. 74 von Locarno nach Sonogno. Umfassende Informationen auch zu den einzelnen Dörfern. Karte.
www.hikr.org: Persönliche Wanderberichte und viele zum Teil gute Fotos, um sich auf eine Tour einzustimmen.

Karte: Landeskarte der Schweiz www.swisstopo.ch, 1:25’000, Blatt Maggia, Nr. 1292 oder 1:50‘000, Blatt Val Verzasca, Nr. 276 T, oder www.wanderland.ch, Link «Interaktive Karte».

Früh morgens schon, die Wanderschuhe und den Rücksack geschnürt und mit den aufgeregten Hunden über die Transportmittel Bus, Zug, Zug und wieder Bus, gelangen wir bis nach Lavertezzo (536 m.ü.M.). Die Vierbeiner glaubten mir beinahe nicht mehr, dass es doch noch irgendwann zu Fuss weitergehen würde. Noch vor dem täglichen Ansturm an Ausflüglern ist Lavertezzo ein Tessiner Kleinod, ruhig und verträumt. Die Kirche steht wachsam über dem Dorf. Der Anblick der doppelbogigen Steinbrücke über die Verzasca, «das grüne Wasser», sind ein beliebtes Foto- und Werbesujet. Ganz in Natura, beeindruckt die «Römerbrücke», die «Ponte die Salti» heisst und aus dem 17. Jahrhundert stammt, durch ihre Anmut und Leichtigkeit.

So sind wohl kaum Römer über diese Steine gegangen, sehr wohl aber unzählige Wanderer wie auch wir. Und selbstverständlich erliege ich der magischen Anziehung und knipse «einzigartige» Fotos. Nach der Brücke weisen uns die Wegweiser die Richtung, nach rechts. Bis zum Ziel der Tour können wir uns an die Richtungsangabe «Sonogno» halten. Immer wieder fliessen kleine Bäche sprudelnd ins Tal und vereinen sich mit der Verzasca. Es hat tags zuvor geregnet und aus jeder Felsritze spritzt uns das Nass entgegen. Gelegentlich spazieren wir an Kunstinstallationen vorbei, es gibt Skurriles, Lustiges und Solches, das einen ratlos lässt. Die Hunde sind von den neuen Eindrücken sehr angetan, die Kunst dagegen wurde nur für die Zweibeiner in die Landschaft gestellt, wobei diese für sich schon Kunst genug wäre. Ein kaum vorstellbarer Reichtum an Farben und Formen der durch die Zeit und Beharrlichkeit des Wassers geformten Steine lassen den Wanderer immer wieder aufs Neue staunen.

Bei Ganne gelangen wir auf die Talstrasse, halten uns nach rechts, wechseln über die Brücke die Uferseite und wandern nach diesem kurzen Strassenabschnitt wieder auf herrlichem Naturbelag. Kurz vor Brione weitet sich das Tal leicht aus und die Ablagerungen der Verzasca schufen Platz für Wiesenflächen. Mittagsrast halten wir bei einem weiteren Zufluss in die Verzasca. Ein lauschiges Plätzchen im Schatten von Birken, die Füsse im eisigen Wasser und die Hunde in sicherem Abstand zu allem Essbaren! Bis Sonogno kommen wir an halb verfallenen Steinställen und Häusern vorbei, Hinweistafeln auf die «Aussteigersiedlung» der 2011 verstorbenen Kathrin Rüegg, die durch ihre Bücher und eine Kochsendung den Namen des kleinen Dorfes Gerra bis nach Deutschland bekannt machte.

Vor Frasco halten wir auf das schmucke Dorf zu, spazieren an einer neu errichteten Locanda ganz aus Holz und mit vorgelagertem Fischteich vorbei, schauen in die Gärten, bestaunen die Häuser und wagen uns «todesmutig» über die lange Gitterbrücke, die uns sicher, und mit direkter Sicht auf das grüne Wasser, über den Fluss gehen lässt. Variante: nicht ins Dorf Frasco, sondern über den Weiler Valdasc. Noch eine letzte Wegstrecke entlang des Flusses Redorta, abermals über das fliessende Wasser, erreichen wir zufrieden und durstig Sonogno (918 m.ü.M.).

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