Vermehrt hört und liest man von Erziehungsmethoden, bei denen Ignoranz eine zentrale Rolle spielt. Auch der Entzug von sozialer Zuwendung und Interaktion wird zunehmend als «Korrekturmassnahme» empfohlen. Wenn man allerdings berücksichtigt, welch hochsoziale Wesen Hunde sind, muss man sich unweigerlich die Frage stellen: Ist das zielführend?
Text: Daniela Rettich otos: Shutterstock
Stellen Sie sich einmal vor, Sie erledigen den ganzen Tag Arbeiten für Ihren Chef. Ihr engagiertes Tun wird allerdings von Ihrem Vorgesetzten kaum beachtet, er wendet sich nur an Sie, wenn er etwas zu beanstanden hat. Ansonsten findet keine Kommunikation statt und Sie haben keine Ahnung, ob das, was Sie gerade machen, seine Zustimmung findet oder nicht. Auf ein nettes Wort, eine freundliche Geste, ein Lächeln oder ein anerkennendes Zunicken, das Sie motiviert und in Ihrer Arbeit bestätigt, hoffen Sie vergebens. Tagein, tagaus. Wie lange, denken Sie, sind Sie bereit, für Ihren ignoranten Chef vollen Einsatz zu leisten?
Unsere Hunde ticken ähnlich. Unser Vierbeiner freut sich ebenso, wenn Sie ihm mit einer Geste, einer kurzen Streicheleinheit oder nur mit einem Lächeln zeigen, wie gut er etwas gemacht hat. Sie können die Freude sogar in seinem Gesicht sehen. Zeigt unser Vierbeiner ein von uns gewünschtes Verhalten, und wir ignorieren es, fehlt ihm genauso das Feedback, wie es uns fehlen würde. Woher soll der Hund wissen, dass das, was er tut, richtig ist, wenn wir ihm das nicht bestätigen?
Er ist darauf angewiesen, dass von Seiten des -Menschen eine Rückmeldung kommt. Zeigt der Hund nämlich ein unerwünschtes Verhalten, so ist der Mensch – und da muss sich niemand etwas vormachen – sehr schnell mit einer Korrekturmassnahme zur Stelle. Wieso dann nicht auch umgekehrt? Wenn der Hund verstehen soll, welches Verhalten richtig ist, so kann er das nur, wenn wir ihm auch sagen, was genau er richtig macht. Ein stimmliches Lob, einmal über das Fell streicheln oder ein zustimmendes Zeichen im richtigen Augenblick signalisieren ihm: Ja, genau das hätte ich gern. (…)
Den vollständigen Beitrag finden Sie im SHM 2/22.