«Etwas dem Gewissen sehr Ähnliches»
Die Vorstellung, dass die Menschen die einzigen Bewohner der Erde mit einem Sinn für Moral sind, ist sehr alt. Nun denkt die Forscherwelt um: Wahrscheinlich haben auch Hunde und andere Tiere eine Vorstellung von Moral. Es ist Wissen, das zum Nachdenken anregt.
Es ist eine kühle und regnerische Nacht im australischen Busch. Ein kleines Mädchen kauert am Boden. Wärme suchend kuschelt Aurora sich an ihren Begleiter Max. Suchtrupps fahnden vergeblich nach dem verlaufenen Kind, bis Max Auroras Oma zu ihr führt. Der 17 Jahre alte, taube und halb blinde Australian Cattle Dog wird weit über Australien hinaus als Held gefeiert und die Polizei von Queensland ernennt ihn zum Polizeihund ehrenhalber.
Die Geschichtsbücher sind randvoll mit Berichten über Hunde, die sich einfühlsam und selbstlos um Menschen oder Tiere kümmern. Im 19. Jahrhundert faszinierten Berichte über Neufundländer, die bereitwillig ins Wasser sprangen, um ertrinkende Kinder zu retten. Das Motiv wurde von dem englischen Maler Sir Edwin Landseer (1802–1873) auf Leinwand gebannt und zierte Wohnzimmerwände ebenso wie Fussmatten und Teegeschirr. Würde Sir Edwin heute den Pinsel auf die Leinwand setzen, wären auf dem Bild vielleicht Aurora und Max zu sehen. Oder der Hund aus Chile, der vor einigen Jahren mitten im Stossverkehr einen verletzten Artgenossen von der Autobahn zog. Womöglich würde er auch den Golden Retriever Poc malen. Poc wurde unlängst in Argentinien zum Helden. Er entriss seinen in Not geratenen Hundekumpel der Flussströmung und zog ihn an das sichere Ufer.
Eines haben diese Hundeheldentaten gemeinsam: Sie ähneln denen von moralisch handelnden Menschen frappierend. (…)
Den vollständigen Artikel können Sie in der Ausgabe 6/20 lesen.