Vertrauen kommt nicht von selbst

Sicherheit hat Vorrang – für jedes höhere Tier. Erst wenn der Hund dieses Gefühl bei seinem Menschen findet, kann daraus Vertrauen wachsen. Und Vertrauen ist das höchste Gut in der Mensch-Hund-Bindung.

Herkömmliches Hundeverständnis setzt für die Mensch-Hund-Beziehung Führung und Erziehung an erste Stelle. Der Umgang mit dem Hund ist um einiges einfacher, wenn man sich dessen wichtigstem Bedürfnis bewusst wäre: Sicherheit.

Nehmen wir die Bedürfnispyramide zu Hilfe, die der amerikanische Psychologe Abraham Maslow für das Wohlbefinden des Menschen erstellt hatte. Adaptiert auf den Hund, bildet die Sicherheit das übergeordnete Bedürfnis. Ein Hund fühlt sich erst sicher, wenn er weiss respektive die Erfahrung gemacht hat, dass seine Grundbedürfnisse (Futter, Wasser, Schlaf, Betätigung, sich lösen können) erfüllt werden.

Eine weitere Bedürfniskategorie bilden Strukturen wie geregelte Tagesabläufe, Rückzugsmöglichkeiten, Schutz vor Angst oder Schmerzen sowie Klarheit im Umgang. Dann kommen die sozialen Kontakte, insbesondere diejenigen mit dem Menschen. Dazu gehören das Spiel, der gemeinsame Spaziergang sowie der Körperkontakt. Der Kontakt mit Artgenossen kann ebenfalls wichtig sein, ist jedoch individuell und für den Hund, der mit dem Menschen zusammenlebt, eher zweitrangig.

Eine weitere Kategorie nach Maslow bilden die Individualbedürfnisse wie Lob und Anerkennung, die Erfolgserlebnisse im Alltag sowie das Dabeisein-Dürfen. Zuoberst auf der Pyramide figuriert die Selbstverwirklichung, wenn der Hund «Hund sein darf», er rennen, buddeln, sich wallen oder im Wasser planschen kann und was sein Hundeherz sonst begehrt. Zu seiner Sicherheit, aber auch derjenigen der Umwelt, muss der Mensch dabei Grenzen setzen.

Vertrauen – Sammelbegriff für gute Gefühle

Bei der Sicherheit geht es für ein Lebewesen um «Sein» und «Werden», um Existenz und Evolution. Wenn dies gewährleistet ist, kann der Hund dem Menschen vertrauen. Er fühlt sich dann wohl und vertraut, wenn die institutionalisierten Mechanismen des Alltags für ihn eine Basis der Verlässlichkeit darstellen. Vertrauen kommt nicht von selbst, es muss entstehen und wachsen können. Da geht es um Akzeptanz, Einfühlsamkeit, Geborgenheit, Freiraum, aber auch um Grenzen und Regeln. (…)

Den vollständigen Beitrag lesen Sie im SHM 9/20.

geschrieben von:
Roman Huber

Roman Huber

Roman Huber ist Publizist, Hunde- sowie Medienfachmann, hat zwei Hunde und unterstützt als Trainer seine Frau in deren Hundeschule. Er plädiert für eine faire Erziehung bzw. Haltung, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten des einzelnen Hundes und dessen Menschen entspricht. Statt Methoden stellt er die individuelle Begleitung ins Zentrum und Lösungen, die auf Ursachenanalyse basieren sowie verhaltensbiologisch gesehen korrekt sind. www.dogrelax.ch.

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