Take it easy 2/2 – Aufbau konditionierter Entspannungssignale

Alle nachfolgend beschriebenen Möglichkeiten der erlernten konditionierten Entspannung hängen von einem entspannten Zustand des Hundes ab. Deswegen bilden Beobachtungen und verschiedene Versuche zur direkten Entspannung des Hundes das Rückgrat des Entspannungstrainings. Konditionierte Entspannung entsteht durch eine regelhafte Verknüpfung von Ereignissen; die Verbindung zwischen diesen Ereignissen erfolgt durch klassische Konditionierung.

Beginnen Sie erst mit der Verknüpfung von Entspannungssignalen, wenn Sie den entspannten Zustand Ihres Hundes sicher erkennen können (einzelne Merkmale finden Sie im SHM 3/16 im ersten Teil dieses Beitrags). Sie müssen wissen, wie Sie Ihren Hund zügig innerhalb weniger Sekunden in einen sichtbar entspannteren Zustand bringen können. Beginnen Sie immer an derselben Stelle auf der rechten Körperseite des Hundes. Diese Berührung wird zum ersten konditionierten Entspannungssignal für Ihren Hund. Sie können dieses Entspannungssignal immer einsetzen, wenn Ihr Hund direkt bei Ihnen ist.

 

Das Rohmaterial für den Aufbau

Welche Reize können mit dem Entspannungsprozess und einem entspannten Zustand verknüpft wer-den? Die Antwort ist einfach: Sie können jeden Reiz nutzen, den der Hund wahrnehmen kann. Zusätzlich sollten Sie diesen Reiz als Entspannungssignal unkompliziert anwenden können. Entspannungssignale können und sollten verschiedene Sinneskanäle ansprechen. Manche Geräusche, Berührungen und Gerüche wirken ohne Lernen, also unkonditioniert, entspannend. Dennoch empfehle ich, alle zukünftigen Entspannungssignale gezielt mit dem entspannten Zustand des Hundes zu verknüpfen. Wir können niemals genau wissen, ob diese Reize tatsächlich für jedes Individuum ohne Verknüpfung entspannend wirken. Der Lernprozess aber wird sicher zur Entspannung führen. Konditionierung wirkt ‒ wenn Sie sie korrekt durchführen.

 

Aufbau der konditionierten Entspannung am Beispiel des Entspannungswortes

Das Entspannungswort ist ein Türöffner, der kurzfristig auf den Erregungszustand des Hundes wirkt und punktuell eingesetzt wird. Seine Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig!

– Interaktionen zwischen Hunden

– Spiel mit der Bezugsperson

– Starke Ablenkungen verringern die Fähigkeit des Hundes, auf Signale und Kommandos zu reagieren.

– Motivationskonflikte

Ein Wort besteht aus Schallwellen, die schnell verschwunden sind. Das Entspannungswort senkt nur für wenige Sekunden das Erregungslevel des Hundes. Während dieser Zeitspanne kann der Hund besser auf Ihre Signale und Kommandos reagieren oder aber eigenständig sein Verhalten unterbrechen und etwas anderes tun.

Eine Hundehalterin ist mit der Wirkung des Entspannungswortes nicht zufrieden und schreibt mir deswegen eine E-Mail: «Es funktioniert überhaupt nicht; mein Hund zieht nach wie vor an der Leine!» Die Dame geht mit ihrem leidenschaftlich jagenden Hund gerne lange im Wald spazieren. Der Hund reagiert auf die vielfältigen Reize, die die Anwesenheit von Wild verraten; er zieht an der Leine, bellt, schreit und rennt oft über das Leinenende hinaus. Dies hört auch nicht auf, wenn seine Bezugsperson oft das Entspannungssignal ruft: «Easy.», «Easy!», «Easy!!!», «EASYYY!!!». Das Entspannungssignal konkurriert mit den Umweltreizen ‒ und hat keine Chance. Für den Hund gibt es keine befriedigenden Alternativen in diesem Umfeld und er ist nur noch frustriert.

 

Das Entspannungswort ist ein Verhaltensunterbrecher. Effiziente Verhaltensunterbrechung folgt einer wichtigen Regel: Nach dem Unterbrechungssignal kommt ein anderes Signal. Dieses hilft dem Hund, in ein anderes Verhalten zu wechseln. Durch die Aufmerksamkeitsteilung bleibt das Erregungslevel niedriger. Entspannungstraining ist eine der tragenden Säulen zur Veränderung unerwünschten oder problematischen Verhaltens. Es kann nicht die anderen Säulen ersetzen:

 – Wie lange und wie oft ist der Hund den Auslösern des Verhaltens ausgesetzt?

– Hat der Hund befriedigende Verhaltensalternativen lernen können?

Das Entspannungswort entspannt den Hund nur für kurze Zeit. Es ist kein Kommando, das Verhalten so lange auslöst, bis es wieder aufgehoben wird. Das Entspannungssignal wirkt auf der unwillkürlichen Ebene, die für den Hund nicht kontrollierbar ist. Ihr Entspannungswort konkurriert mit Umweltreizen, die das Erregungslevel steigern. Das Entspannungswort kann aber auch soziale Interaktion zwischen Hund und Mensch stimulieren: Viele Hunde orientieren sich nach dem Entspannungswort zu ihrer Bezugsperson oder gehen sogar zu ihr hin. Dies liegt am Aufbau durch Körperkontakt und Berührung.

 

Aufbau eines Entspannungswortes

 – Wählen Sie ein passendes Wort aus, das zum konditionierten Entspannungssignal werden soll.

– Suchen Sie mit Ihrem Hund einen Ort auf, an dem Sie ihn bereits oft deutlich durch Berührungen entspannt haben.

– Testen Sie kurz, ob die Entspannung auch dieses Mal herbeigeführt werden kann.

– Wenn ja, können Sie mit dem neuen Lernprozess beginnen.

– Nehmen Sie Ihre Hände vom Hund.

– Sagen Sie das neue Wort laut und deutlich.

– Fassen Sie Ihren Hund wieder an und entspannen ihn mit Ihren Händen.

– Wiederholen Sie diesen Ablauf drei- bis fünfmal hintereinander.

– Machen Sie eine Pause.

Üben Sie diesen Ablauf in verschiedenen Situationen. Probieren Sie ruhig aus, in welchen Situationen Ihr Hund noch auf die direkte Entspannung anspricht. Wir müssen immer daran denken: Entspannung als unwillkürlicher Prozess kann nicht befohlen werden. Vielmehr ist es die Aufgabe des Menschen, die Technik der direkten Entspannung kleinschrittig auf der Erregungsskala des Hundes zu praktizieren.

 

Intuitiv aufgebaute Entspannungsworte

Manche Menschen reden mit ihrem Hund während der gemeinsamen Entspannungs- und Kuschel-phasen. Werden dabei bestimmte Worte oder kurze Sätze wiederholt, können diese tatsächlich zu konditionierten Entspannungssignalen werden. Leider werden diese Signale selten in erregenden Situationen eingesetzt, weil der Mensch sich ihrer Wirkung nicht bewusst ist. Eine ganz andere Verknüpfung entsteht, wenn die Bezugsperson beruhigend zu ihrem aufgeregten Hund spricht. «Alles gut!» ‒ dabei nähert sich gerade der Erzfeind und die Nackenhaare stellen sich bereits auf. «Alles gut» wird mit der Situation – dem sich nähernden Erzfeind und dem hohen Erregungslevel des Hundes – verknüpft. Damit entsteht ein konditioniertes Alarmsignal. Dies ist übrigens der Grund, weshalb Sie nicht planlos beruhigend mit Ihrem Hund reden sollten, wenn er sich fürchtet oder wütend ist, denn Sie stellen mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Fehlverknüpfung her.

 

Weitere Entspannungssignale für den Hörsinn

 Neben einem Wort können Sie mit Geräuschen weitere Entspannungssignale aufbauen. Diese Signale unterscheiden sich vom Entspannungswort in erster Linie durch ihre Dauer und damit auch in ihrer Anwendung. Erste Studien weisen darauf hin, dass bestimmte Musikrichtungen und auch Hörbücher den Erregungslevel von Hunden senken können. Wir möchten aber sicher sein, dass die ausgewählte Musik tatsächlich eine entspannende Wirkung auf den Hund hat. Deshalb sollten auch Musikstücke, die vielleicht direkt entspannend wirken, strukturiert mit dem entspannten Zustand verknüpft werden.

– Wählen Sie passende Musikstücke aus. In erster Linie wirken Klavierstücke der Komponisten Bach, Beethoven und Strauss entspannend auf Hunde. Wenn Ihnen diese Musik nicht gefällt, nehmen Sie ruhig andere Stücke, die nicht zu schnell sind und bei denen Sie sich selber ruhig fühlen.

– Spielen Sie die Musik zu Beginn der Ruhephasen Ihres Hundes ab.

– Starten Sie die direkte Entspannung Ihres Hundes mit dem Musikstück und lassen Sie es die ganze Zeit laufen.

Hören Sie gerne abends zur Entspannung Hörbücher? Dann schlafen Sie vermutlich ebenso oft wie wir dabei ein. Das ist perfekt für das Entspannungstraining mit dem Hund, vor allem wenn der Hund dabei ebenfalls döst oder schläft. Über diesen Weg werden Hörbücher auch ohne direkte Entspannung durch Berührungen zu konditionierten Dauersignalen für Entspannung. Wir setzen sie oft in folgenden Situationen ein:

– Pflegemassnahmen

– Medizinische Behandlung

– Trennungszeiten

– Autofahrten

– Gewitter

– Feuerwerk

Vorlesen vereint die Wirkung eines Hörbuchs mit der Stimme eines Bindungspartners. Daraus entsteht ein doppelt konditioniertes Dauersignal für Entspannung. Die Wirkung ist extrem gut! Suchen Sie sich einen längeren Text aus, den Sie mit ruhiger Stimme laut lesen können. Stellen Sie die Türklingel ab und schalten alle Telefone stumm. Es ist wichtig, dass keine erregenden Geräusche während Ihrer Lesung aufgezeichnet werden. Setzen Sie sich gemütlich hin und lesen den Text laut vor. Sobald Ihre Stimme warm geworden ist, starten Sie ein Aufnahmeprogramm mit Smartphone, Tablet oder Computer. Lesen Sie für gut 30 Minuten. Nach dieser Zeit haben Sie ein persönliches Hörbuch für Ihren Hund erstellt. Für die Anwendung lassen Sie die Audiodatei als Endlosschleife laufen.

 

Die «Ladestation»

Wenden Sie die konditionierten Entspannungssignale in aufregenden Situationen an; dafür sind sie gedacht! Aber sie verlieren schnell ihre Wirksamkeit, weil sie durch die Anwendung zunehmend mit Erregung verknüpft werden. Darum laden Sie die Entspannungssignale für Ihren Hund regelmässig auf und verknüpfen sie wieder mit Entspannung. Das ist kein grosser Aufwand, Sie müssen nur daran denken.

 

Entspannung durch ätherische Öle

Geruchsstoffe sind speziell, denn sie werden von der Nase ohne Umwege direkt in das emotionale Zentrum des Gehirns geschickt, in den Mandelkern (Amygdala). Gerüche werden dadurch schneller emotional bewertet als andere Reize. Gerüche eignen sich besonders gut zur unauffälligen, länger anhaltenden Regulation von Emotionen und Erregung wie:

– Autofahrten

– fremden Umgebungen

– belastenden Situationen

– Wartezeiten, zum Beispiel bei Mantrailing und Rettungshundarbeit

– Pausen während Training und Sport

– Seminaren

– tägliches emotionales Wohlbefinden zu Hause

Attraktivität, Aversion und auch Entspannung durch Gerüche basieren oft nicht auf den Inhaltsstoffen, sondern auf Lernen durch klassische Konditionierung. Auf der anderen Seite belegen viele Tier- und Menschenversuche, dass bestimmte ätherische Öle unkonditioniert ‒ ohne Lernen ‒ eine Wirkung auf Verhalten haben. Neurobiologen arbeiten seit einigen Jahren an der Wirkungsweise der Inhaltsstoffe ätherischer Öle im Gehirn. Sie möchten herausfinden, welche Bestandteile des Öls in welchem Bereich des Gehirns wirken und entwickeln wissenschaftliche Grundlagen für Aromatherapie sowie weiterführende pharmakologische Anwendungen. Die Versuche werden meist mit Nagetieren durchgeführt, aber es gibt auch Studien mit Hunden. Manche Inhaltsstoffe ätherischer Öle beeinflussen Stoffwechsel und Wirkungsgrad weit verbreiteter Neurotransmitter, zum Beispiel von Serotonin und GABA, in verschiedenen Bereichen des Gehirns. Über diesen Weg haben sie eine Wirkung auf den Erregungslevel und die emotionale Lage des Tieres.

 

Ätherische Öle für unkonditionierte Entspannung

Die Liste der ätherischen Öle, die bei Tieren direkt angstlösend und damit entspannend wirken, wird immer länger. Zu nennen sind besonders:• Lavendel, fein

• Echte Kamille

• Zitrone

• Orange

• Grapefruit

• Orangenblüten

• Koriander

• Rose

• Angelikawurzel

 

Ich bevorzuge reine Öle aus biologischem Anbau.

 

Im Prinzip könnte also alleine die Darbietung eines entsprechenden ätherischen Öls ausreichen, um einen entspannteren Zustand des Hundes herbeizuführen. Allerdings sind die Inhaltsstoffe nicht standardisiert und verwandte Pflanzenarten enthalten oft unterschiedliche Konzentrationen und Wirkstoffkombinationen. Deswegen ist es sicherer, die vermutlich vorhandene Wirkung der Inhaltsstoffe durch Lernen zu ergänzen. Wie auch Worte, Berührungen und Gegenstände können ätherischen Öle mit dem entspannten Zustand des Hundes verknüpft werden. Klassische Konditionierung gewinnt immer, sofern Sie sich an die Regeln der Verknüpfung halten. Wie immer tritt zuerst der Reiz auf, den Sie neu verknüpfen wollen, danach beginnen Sie mit der Entspannung des Hundes.

Ätherische Öle sind konzentriert und riechen sogar für unsere Nasen sehr streng. Für die Anwendung am Hund gelten besondere Vorsichtsmassnahmen. Diese betreffen die Konzentration des Öls und die Kontrolle für den Hund.

 

  1. Der Hund sollte niemals mit dem Fläschchen des konzentrierten ätherischen Öls in Berührung kommen.
  2. Um aversive Reaktionen zu vermeiden, wird das ätherische Öl verdünnt:
  3. 10 Tropfen eines neutralen Öls werden mit 1 Tropfen ätherischen Öls vermischt. Von dieser Mischung geben wir 5 Tropfen auf ein Stoffläppchen und legen es in die Nähe des Hundes. Zeigt der Hund kein Meideverhalten, kann beim nächsten Mal die Verdünnung verringert werden.
  4. 5 Tropfen eines neutralen Öls werden mit 1 Tropfen ätherischen Öls vermischt. Von dieser Mischung geben wir 5 Tropfen auf ein Stoffläppchen und legen es in die Nähe des Hundes. Kein Meideverhalten → beim nächsten Mal wird die Verdünnung verringert.
  5. 3 Tropfen eines neutralen Öls werden mit 1 Tropfen ätherischen Öls vermischt. Von dieser Mischung geben wir 5 Tropfen auf ein Stoffläppchen und legen es in die Nähe des Hundes. Kein Meideverhalten → beim nächsten Mal wird die Verdünnung verringert.
  6. 1 Tropfen eines neutralen Öls wird mit 1 Tropfen ätherischen Öls vermischt. Von dieser Mischung geben wir 5 Tropfen auf ein Stoffläppchen und legen es in die Nähe des Hundes.
  7. Sucht der Hund gezielt die Nähe des Tuches auf? Dann können Sie dieses ätherische Öl in der vorliegenden Verdünnung auch auf einem Stoffhalstuch verwenden. Es ist eine gute Vorbereitung, wenn Ihr Hund das Stoffhalstuch ohne ätherisches Öl kennenlernen kann.

 

Typische Fehlerquellen

 

Berührungsempfindlichkeit

Manchmal gelingt es nicht, Entspannung und einen entspannten Zustand mit Signalen zu verknüpfen. Oft genug liegt es an einer zu starren, rezeptartigen Anwendung des Trainingsaufbaus ohne Berücksichtigung des Ausdrucksverhaltens. Es gibt Hunde, die sich nicht durch Berührung entspannen lassen! Sie leiden entweder unter einer durch chronischen Stress empfindlich gewordenen Haut, haben Schmerzen oder ein allgemeines Distanzproblem mit Menschen. Auf diese Besonderheiten muss Rücksicht genommen werden, denn Entspannung kann sich nur entwickeln, wenn das Tier sich wohl- und sicher fühlt. Auf Berührungen sollte in diesen Fällen verzichtet werden. Dies bedeutet nicht das Ende des Entspannungstrainings. Sie können Worte, Musik, Hörbuch, Objekte und Gerüche auch ohne Berührung mit einem entspannten Zustand verbinden. Warten Sie einfach, bis Ihr Hund in seine Entspannungsphase kommt und platzieren Sie einen der ausgewählten Reize, der als Entspannungssignal verknüpft werden soll.

 

Verhalten der Bezugsperson

Oft liegt es auch am andersartigen Verhalten der Bezugsperson, wenn der Aufbau der konditionierten Entspannung nicht gelingen will. Hunde registrieren, wie ihr Mensch sie anschaut, und nicht alle Hunde verkraften den angespannten Beobachtungsblick eines Menschen in Konzentration. Sie verkraften ihn schon gar nicht in Verbindung mit Berührungen. Diesen Hunden hilft es, wenn der Mensch sich auf sich selbst konzentriert und in aller Ruhe neben dem Tier sitzt und sich entspannt, ohne das Tier anzuschauen oder zu berühren.

 

Einsatz konditionierter Entspannung

Konditionierte Entspannung macht den Hund wieder ansprechbar und hilft ihm, denkend erregende Situationen zu meistern. Nur in diesem Zusammenhang kann konditionierte Entspannung ein nützliches Werkzeug im Umgang mit dem Hund sein. Keinesfalls dürfen die Entspannungstechniken zu einem achtlosen Umgang mit dem Tier führen. Konditionierte Entspannung hilft Alltag, Sport und schwierige Situationen besser zu bewältigen. Aber konditionierte Entspannung macht das Tier weder gefühllos noch emotional unverwundbar.

 

Text und Fotos: Ute Blaschke-Berthold

 

Kasten-Texte

Konditioniert, was bedeutet das eigentlich? Konditionierung ist schon fast ein Schimpfwort geworden, besonders seit Hunde für die Erforschung kognitiver Fähigkeiten entdeckt worden sind. Deswegen mögen manche Hundehalter und auch Trainer die konditionierte Entspannung nicht ‒ nur wegen eines Wortes! Andere lehnen sie ab, weil der Hund angeblich einen Trick wie «Stell dich tot» lernen würde, ohne dabei tatsächlich zu entspannen. Wie realistisch sind diese Bedenken? Konditionierung ist der Fachbegriff für individuelles Lernen, also Lernen auf der individuellen Ebene. Dieses Lernen ist überlebenswichtig! Wir alle lernen im sozialen Kontext von unseren Eltern, Freunden und Lehrern. Dennoch lernen wir am besten durch eigene Erfahrungen, durch klassische und operante Konditionierung. Soziales Lernen und individuelles Lernen ergänzen sich. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Klassische Konditionierung wirkt nicht an der Oberfläche, sondern beeinflusst unwillkürliche Reaktionen wie Reflexe und die Ausschüttung von Hormonen. Deswegen hat konditionierte Entspannung nichts mit dem Lernen von Tricks zu tun.

 

Entspannungssignale, vor allem die kurzfristig wirkenden, werden als Verhaltensunterbrechung eingesetzt. Dauersignale dagegen helfen Ihrem Hund über längere Zeiten der Belastung hinweg.

 

 

 

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geschrieben von:
Ute Blaschke-Berthold

Ute Blaschke-Berthold

Dr. rer. nat. Dipl. Ute Blaschke-Berthold ist Biologin, Trainerin und Verhaltenstherapeutin sowie Inhaberin der CumCane® Hundeschule. Ständige Weiterbildungen sorgen für Impulse, Reflexion und Verfeinerungen. Leben ist Lernen, und besonders wichtig ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt sind Ausbildung und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainer für den Anbieter cumcane familiari in der Schweiz. Zudem erstellt Ute Blaschke-Berthold als Fachautorin Lehrmaterial für verschiedene Bildungseinrichtungen und schreibt für Fachzeitschriften. Dr. Ute Blaschke-Berthold lebt mit Partner und drei Hunden in Niederkassel bei Bonn. www.cumcane.de

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