Schimmelspürhunde – einfach clever

Wollen Sie sich ein neues Haus oder eine Wohnung kaufen? Oder steht an Ihrem Besitz eine Renovation bevor? Sind Sie Allergiker? Haben Sie Kinder? Oder ist Ihre Gesundheit angeschlagen? Das sind nur einige der Fälle, in denen Ihnen ein Schimmelspürhund behilflich sein kann.

Text. Anna Hitz

Ich treffe Jürgen und Claudia Meyer, Sachverständige für Schimmelpilzbelastung, an der Messe Bauen und Wohnen in Wettingen. Sie wurden von der Firma Haga AG eingeladen, um die Arbeit mit Amy zu präsentieren. «Amy ist eine Mitarbeiterin», erklärt Jürgen Meyer, «wie man sie sich nur wünschen kann. Hochmotiviert, fachlich kompetent und immer bereit, sich weiterzubilden.» Die Rede ist von einer Weissen Schäferhündin, vier Jahre alt und professionelle Schimmelspürhündin. Amy erkennt 35 der 60 typischen Schimmelsorten und es kommen laufend weitere hinzu. Ausserdem erschnüffelt Amy Bakterien und verschiedene Myzele (das feine, meist unsichtbare Geflecht, das den eigentlichen Pilz ausmacht). So ist sie in der Lage, einen Schimmelherd bereits auszumachen, bevor er richtige Schäden angerichtet hat. Das kann die weisse Hundedame wegen ihrer erstaunlichen Hundenase. Denn Amy hat schätzungsweise 220 Millionen Riechzellen, wir Menschen hingegen nur 5 Millionen. Zusätzlich ist sie in der Lage, Gerüche in Teilkomponenten aufzuspalten und zu speichern, dabei helfen ihr rund 10 000 Riechzelltypen, der Mensch wiederum hat deren nur 350. Ausserdem nutzt Amy etwa 10 Prozent ihres Gehirns zur Verarbeiten von Gerüchen, wir Mensch gerade mal 1 Prozent.

Dass Amy ihre Nase heute gegen den Schimmel einsetzt, wurde durch das intensive Training mit ihrem Frauchen Claudia Meyer unter der Anleitung von Uwe Friedrich, einem deutschen Hundetrainer, möglich. Amy wurde über die Dummyarbeit und die positive Konditionierung auf die Schimmelerkennung trainiert. «Eigentlich», erklärt Meyer, «ist die Suche nach Schimmel für Amy nichts anderes als Futtersuche.»

Kein Meister fällt vom Himmel

Mit Hilfe eines Dummys oder Futterbeutels wird die Schimmelsuche eingeübt. Ein Dummy ist ein mit Leckerli gefüllter Stoffbeutel. Dieser Dummy wird im Aufbautraining neben einer mit Schimmel behandelten Stelle hingelegt. So findet der Hund seinen Futterbeutel immer an Stellen, die nach Schimmel riechen. Durch den Clicker wird dem Hund angezeigt, dass er seine Sache gut gemacht hat, und er bekommt ein Leckerli. Dadurch verknüpft der Hund den Geruch des Schimmels mit dem Finden des Dummys und der dazugehörigen Belohnung. Mit der Zeit wird der Dummy immer kleiner, bis er schliesslich ganz durch den Clicker ersetzt wird. Damit der Hund aber auch weiss, wann Feierabend ist, wird von Beginn weg jede Übungseinheit mit demselben Abbruchsignal beendet. In Amys Fall durch ausgiebiges Spiel mit dem Dummy. «So weiss Amy, dass die Arbeit für heute getan ist», erklärt Meyer. Anschliessend bekommt die weisse Schäferhündin immer laktosefreien Rahm. Das beruhigt die Schleimhäute und neutralisiert die Gerüche. Ausserdem ist intensive Schnüffelarbeit für Hunde sehr anstrengend, weshalb zusätzliche Kalorien und eine Verschnaufpause an der frischen Luft ebenfalls sehr wichtig sind.

Für das Training verwendet Meyer im Labor gezüchtete Schimmelkulturen, die sie Amy in Petrischalen vorlegt. Manchmal werden auch Stellen oder Baustoffe mit Schimmel behandelt und nach Amys Übungseinsatz durch Desinfektion wieder entfernt. Für die Vorführung an der Messe kommen kleine Stäbchen, die extra in Bayern hergestellt werden, zum Einsatz. Amy absolviert die Schnüffelaufgaben an der Vorführung mit links. Weiter erklärt Meyer: «Die Übungsschimmel aus dem Labor sind immer Reinkulturen. In der Praxis vermischen sich die verschiedenen Schimmelarten.» Für den Hund ist das kein Problem. Er merkt sich einfach alle Schimmelgerüche.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Anna Hitz im Schweizer Hunde Magazin 9/2014.

geschrieben von:
Anna Hitz

Anna Hitz

Anna Hitz (Jg. 1983) und ihre Familie leben mit einem Irish Terrier, einem Italienischen Windspiel und einem Spanischen Windhund unter einem Dach. Das Leben im Hier und Jetzt, die Freude und Ruhe bewundert und geniesst sie an ihren Hunden. Ausserdem liebt sie es neue Menschen und Tiere kennenzulernen und von ihnen Neues zu erfahren. Das hat bisher zu zahlreichen Artikeln und Kolumnen über Hunde und Katzen geführt, wie zu einem Roman und einigen Kurzgeschichten über Menschen.

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