Mehrhundehaltung oder doch nur die Haltung mehrerer Hunde

Gemeinsam sind wir unausstehlich? Die Mehrhundehaltung hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Auch bei mir begann es ganz harmlos mit Günes, einer türkischen «Mülltonnen-Hündin» (die den SHMLesern
aus vergangenen Artikeln bekannt ist), und ehe ich mich versah, waren es vier … Welche Vorteile bringt das Leben mit mehreren Hunden? Bringt es überhaupt Vorteile? Wie schaut es mit den Nachteilen aus? Und was ist überhaupt eine Mehrhundehaltung, was die Haltung mehrerer Hunde?

Text und Fotos: Sophie Strodtbeck

Vor 14 Jahren …

Es klingelt an der Tür. Ein «Wuff» von Günes, ein klares «Nein» von mir, verbunden mit dem Kommando «Körbchen» und Günes trottet, wenn auch widerwillig, ins Körbchen und bleibt liegen, bis sie wieder aufstehen darf.

Vor 13 Jahren …

Es klingelt an der Tür. Andra, die hinzugekommene Beagledame, und Günes rasen kläffend zur Türe und es braucht schon deutlich mehr Durchsetzungsvermögen, um beide auf ihren Platz zu verweisen und dafür zu sorgen, dass sie auch dort liegen bleiben.

Vor 9 Jahren …

Inzwischen ist «Alarmhund» Piccolo (wofür hat man auch sonst solche Radarohren?) zu uns gestossen, und er nimmt seinen Job ernst. Sehr ernst. Er meldet das Postauto bereits, wenn es noch im Nachbarort ist – ein leises «Grrrrrr» aus seinem kleinen Mäulchen reicht aus und die zwei Grossen stürmen zur Tür, während Piccolo glücklich in seinem Körbchen sitzt und offensichtlich sehr zufrieden mit der Tatsache ist, dass sich die beiden Damen so gut schicken lassen und den Rest des Jobs für ihn übernehmen. Hier Ruhe hereinzubringen gleicht schon einer logistischen Meisterleistung.

Vor knapp 7 Jahren …

Herr Meier kam zu uns und seither ist es mit der schönen ländlichen Ruhe ganz vorbei – auch für die Nachbarn. Die Aufgabenverteilung, die schon mit Piccolo begann, wurde perfektioniert, sie wechselten sich beim Wachehalten ab. Einer von beiden lag, wenn erlaubt, im Garten und spitzte die Öhrchen. Vor allem Günes und Herr Meier, die zum Leitpaar geworden waren, lagen abwechselnd auf dem Wachposten und kümmerten sich um die Gefahrenabwehr. Und Piccolo hat immer noch die Rolle des «Alarmhundes» inne, die in einer Hundegruppe sehr oft von mittelalten Kastraten besetzt ist, die sich so ihre Daseinsberechtigung im Rudel «erkaufen». Günes lebt inzwischen nicht mehr, wir sind also wieder auf drei zusammengeschrumpft.

Zweck-WG oder Mehrhundehaltung?

Die beschriebene Aufgabenteilung in einer funktionierenden Hundegruppe ist das, was sehr oft Probleme bereitet und das Leben von Mehrhundehaltern häufig ungleich schwerer als nur doppelt so schwer macht. Man beziehungsweise Hund hält zusammen, der Besitzer hat es dann oft nicht leicht, die Kontrolle zu behalten und muss eine Menge Führungskompetenz beweisen. Das gilt natürlich nicht nur für das Bellen und die Gefahrenabwehr, auch Jagen macht zusammen offenbar mindestens doppelt so viel Spass. So wird es bei uns bei Wildsichtungen beziehungsweise -witterung schwierig. Wenn einer was entdeckt (und das tut die Beaglefraktion eigentlich immer), wird es fast zum Ding der Unmöglichkeit, alle davon abzuhalten, dem Hasen oder seiner Fährte hinterherzurennen. In meinen Augen muss der Gehorsam jedes einzelnen ungleich besser sein als der von einem einzeln gehaltenen Hund. Oftmals kommt es auch zu Mobbingaktionen von mehreren zusammenlebenden Hunden gegen einen einzelnen fremden. Weil so etwas nicht passieren darf, muss der Mehrhundehalter auch hier immer in der Lage sein, seine Meute abzurufen. Das bedeutet, dass man den Zweithund erst ins Haus holen sollte, wenn der erste bereits «fertig» ist und einen guten Grundgehorsam zeigt.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Sophie Strodtbeck im Schweizer Hunde Magazin 4/2015.

geschrieben von:
Sophie Strodtbeck

Sophie Strodtbeck

Sophie Strodtbeck (*1975) hat ihr Studium 2002 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Tierärztin abgeschlossen. Berufserfahrung sammelte sie in verschiedenen Praxen. Seit längerer Zeit ist sie in einer Hundeschule für tiermedizinische Belange zuständig und bietet zusammen mit Udo Ganslosser verhaltensmedizinische Beratungen an. Nebenher schreibt sie Artikel für diverse Hundezeitschriften und teilt ihr Leben derzeit mit vier eigenen Hunden.

Ein Kommentar zu “Mehrhundehaltung oder doch nur die Haltung mehrerer Hunde

  1. Felix

    Schöner Artikel, spricht mir aus der Seele 🙂

    Bei Hunden ist leider 1+1=4…

    Und je problematischer der Einzelne, desto schlimmer wird’s im Rudel.

    Wir haben unserer Angsthündin einen „fröhlichen Naivling“ zur Seite gestellt um sie ein wenig aus ihrem Trott raus zu holen, und da wir unsere Hündin nur ungern ganz alleine lassen.

    Was soll ich sagen, es war ein Krampf, die Marotten haben sie sich gleich abgeschaut, vorbildliches Verhalten des anderen wurde gar nicht wahrgenommen. Hatte so etwas von „wenn der da buddelt obwohl er kommen soll, dann lauf ich jetzt einfach mal da rüber und durchstöber die Wiese, egal was die sagen“

    Mittlerweile ist das ganze gut unter Kontrolle. Bis auf gelegentliche Hoheitsspielchen (gemeinsam ist man ja stark) bei Kontakt mit einzelnen Hunden sind wir voll auf zufrieden und auch wenn es schwierig war und mir der eine oder andere Gedanke kam, kann ich jedem nur empfehlen durch zu halten, die Schöne Zeit kommt direkt nach dem ganzen schlimmen HickHack 😛

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