Mal ehrlich: Wollen Sie tagein und tagaus immer mit verstopfter Nase atmen? Dazu noch schnarchen und ab und zu Atemaussetzer erdulden müssen? Und kaum wird es draussen etwas wärmer, können Sie nicht länger als zwanzig Minuten gehen?
Wohl kaum. Aber so geht es manchen Vertretern der kurzköpfigen Rassen, den sogenannten brachycephalen Hunden, insbesondere den sehr populären Französischen Bulldoggen und den Möpsen. Damit dies besser wird, sollten Züchter, Richter, Halter und künftige Besitzer solcher Hunde die Zusammenhänge, welche zu diesem Atemwegsproblem führen, verstehen und die richtigen Konsequenzen ziehen.
Was ist Kurzköpfigkeit?
Als kurzköpfig oder brachycephal werden Hunde und Katzen bezeichnet, bei welchen die Länge des Nasenschädels ein kritisches Mass unterschreitet. Zu den brachycephalen Rassen zählen unter anderem Französische Bulldogge, Englische Bulldogge, Continental Bulldogge, American Bulldog, Mops, Shi Tzu, Pekingese, Lhasa Apso, Boston Terrier, Cavalier King Charles Spaniel, Boxer, Chihuahua, Zwergpinscher, Yorkshire Terrier, Belgische Zwerggriffons, Malteser und Japan Chin.
Wissenschaftler haben für die Vermassung des Schädels verschiedene Messwerte geschaffen, unter anderem den S-Index, welcher die Länge der Nase in Relation zur Länge des Gehirnschädels setzt. Normalnasige, sogenannte mesocephale Hunde haben einen Index von 1,25 bis 2,0. Der Boxer hingegen hat einen S-Index von circa 0,7, die Englische Bulldogge von circa 0,5, die Französische Bulldogge, der Mops und der Pekingese von 0,15 bis 0,3. Diese und andere Messungen zur Bestimmung der Schädelform können auf Röntgenbildern des Schädels vorgenommen werden, womit eine Möglichkeit zur Zuchtkontrolle besteht.
In einer Studie zur Veränderung des S-Index über 100 Jahre wurde festgestellt, dass die Länge des Nasenschädels bei den brachycephalen Hunden abgenommen hat. Die Schlussfolgerung muss sein, dass dies aus züchterischen Gründen geschah, denn ohne Zucht würde der Hund sich dem allgemeinen Mischling mit einer deutlich längeren Nase annähern. Heutzutage kommt dazu, dass zum Beispiel die Französische Bulldogge an vierter Stelle der Neuregistrierungen aller Hunderassen liegt und deswegen trotz offensichtlicher Bemühungen Schweizer und Deutschen Züchter der Markt mit Hunden aus Osteuropa überschwemmt wird, welche keine Kontrolle unterworfen sind.
Zusammenhang von Kurzköpfigkeit und Atemwegsproblemen
Es ist recht offensichtlich, dass die kurze Nase zu Atemwegsproblemen führt, dem sogenannten brachycephalen Syndrom. Der Zusammenhang wurde durch verschiedene Untersuchungen aus aller Welt und vornehmlich der Schweiz gestützt. Kurze Nasenschädel erhöhen signifikant den negativen Druck und den Widerstand in den oberen Atemwegen. Kurznasige Hunde leiden nach kurzer physischer Belastung an Sauerstoffmangel, welcher durch Hormone wie zum Beispiel Erythropoetin (EPO) oder einer Gruppe von Proteinen (VEGF) gemessen werden kann. Selbstverständlich gibt es bei diesen Hunden noch weitere gesundheitliche Folgen wie vorstehende Augen und störende Hautfalten, Rückenwirbelmissbildungen oder Zwischenzehenabszesse. Umgekehrt hat die Verlängerung des Nasenschädels, wie sie lobenswerterweise bei der Continental Bulldogge oder beim Retromops geschieht, zur Folge, dass die Atemwegswiderstände sich reduzieren und Gaumensegel kürzer werden. (…)
Den vollständigen Beitrag können Sie in der aktuellen Ausgabe lesen.
Vielen Dank für diesen super gelungenen Artikel! Habe gerade heute darauf verwiesen in der Hoffnung, bessere Aufklärung zu machen.