Im Hundeleben wird heute konditioniert und positiv bestärkt wie nie zuvor. Schön und gut. Doch Hundeerziehung ist mehr als Lerntheorie und das Beherrschen der daraus abgeleiteten Techniken.
Was Hundeerziehung anbetrifft, hat die Gesellschaft ihre eigene Betrachtungsweise: Da gilt ein Hund als gut erzogen, wenn er schön bei Fuss läuft, Kommandos ausführt, Pfötchen gibt und sich streicheln lässt. Wenn er nicht bellt, nicht knurrt, nicht hochspringt, nicht herumschnüffelt und sein Geschäft dort macht, wo es ihm befohlen wird. Kurzum: Wenn er nicht mehr Hund ist.
Hundeerziehung ist aber etwas anderes. Doch was? Mancher Halter weiss besser als andere, worum es geht. Gewalt, Leinenruck ‒ heute verniedlicht als Leinenkorrektur ‒ physischer wie psychischer Druck sind zwar im Begriff zu verschwinden. Ein Blick in die ganze Breite der Hundeliteratur zeigt auf, dass dennoch mehrere Meinungen und Philosophien herrschen. Ein Ersthundehalter findet sich in diesem Dschungel kaum zurecht, wenn er Rat sucht. Vielleicht sollte er sich zuerst fragen, was Erziehung bedeutet.
Hundeerziehung ist mehr als Technik
Hundeerziehung ist laut Wikipedia «menschliche Einwirkung auf einen Hund mit dem Ziel, ihm ein möglichst konfliktarmes Leben in der menschlichen Gesellschaft zu ermöglichen und ihn zu befähigen, die von ihm erwarteten spezifischen Aufgaben zu erfüllen». Das mag nicht mal falsch sein. Nur: Was ist mit Einwirkung gemeint? Wenn Erziehung ein tragender Pfeiler in der Prävention sein soll, dann muss sie umfassender und exakter definiert werden. Eine solche Definition könnte lauten: «Hundeerziehung umfasst alle Massnahmen, mit denen wir, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Hundes wie der unsrigen und dessen individueller Eigenart, die Entfaltung erwünschten sowie den Anforderungen der Gesellschaft entsprechenden Verhaltens unterstützen und stärken.»
Erziehung lässt sich aber weder auf Lerntheorien und deren Techniken reduzieren, noch beschränkt sie sich darauf, den Hund mittels Kommandos unter Kontrolle oder im Griff zu halten. Erziehung ist vielmehr soziale Interaktion und ein steter, gegenseitiger Entwicklungs- und Lernprozess von Hund und Mensch. Emotionen und deren Übertragung, Empathievermögen und Echtheit sind mindestens so wichtig wie Lerntechniken.
Ein Begegnungsszenario – mehrere Lösungen
Im Alltag kann man beobachten, was so als Erziehung praktiziert wird. Nehmen wir als Beispiel eine alltägliche Situation mit zwei Hunden an der Leine, die sich einander nähern. (…)
Den vollständigen Artikel können Sie im SHM 5/16 lesen.