Gudrun und Markus Weisshaupt – ein Leben für und mit den Samojeden

Markus Weisshaupt träumte vom Winterwunderland Lappland und Hundeschlittentouren durch einsame, puderige Schneelandschaften. Im Winter 1995 war es dann endlich so weit. Es waren aber nicht nur die unberührte Natur und die freundlichen Hunde, die Markus so verzauberten, nein, es war auch eine charmante Hundeschlittenführerin. So kam es, dass Markus kurz darauf erneut Ferien in Finnland buchte mit dem Resultat, dass die ursprünglich aus Österreich stammende Gudrun ihm in die Schweiz folgte.

 

Passion Schlittenhunde

Als sich die junge Familie nach einem zweiten Hund zu ihrem Samojeden-Lapinkoira-Mix Koyuk umschaute, überlegte sie, welche der vier anerkannten Schlittenhunderassen – Grönlandhund, Siberian Husky, Samojede, Alaskan Malamute – am besten zu ihr passen würde. Obschon Gudrun vier Wintersaisons mit Siberian Huskys in Sápmi (der indigenen Heimat der Samen) gearbeitet hatte, fiel der Entscheid auf ein Samojeden-Mädchen – nicht zuletzt auch deshalb, weil Gudruns Eltern bereits drei Samojeden besassen und sie mit ihnen oft «outdoor-aktiv» unterwegs war.

Fram, eine typvolle Hündin des alten Schlags, stammte aus einer österreichischen Rennlinie und war in jeder Beziehung ein Traum von einem Samojeden. Fram wurde angekört und ist seit 2004 die Stammmutter der FCI-Zuchtstätte «of Sápmi Spirit». Mittlerweile betreute die Familie Weisshaupt mit viel Liebe und kynologischem Fachwissen neun Würfe. Aus sieben Würfen behielt sie jeweils eine Hündin als Verstärkung fürs eigene Schlittenhundeteam, denn Gudrun blieb ihrer Passion treu, und seit die Kinder grösser sind, ist sie auch aktiv an verschiedenen Schlittenhunderennen anzutreffen. So leben mehrere Samojeden-Generationen ‒ sieben Hündinnen und ein kastrierter Rüde – glücklich im Rudel. Das Zusammenleben ist friedlich, abgesehen von ein paar kleinen «Zickereien» vor den Läufigkeiten. Der grosse Garten ist ausschliesslich für die Hunde eingerichtet, mit vielen Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten, und alle Hunde dürfen abwechslungsweise ins Haus.

Auch bei der Wahl des Wohnsitzes waren die Bedürfnisse der Schlittenhunde ein Thema. So wohnt Familie Weisshaupt im Sernftal, einem Seitental in den Glarner Alpen, auf 800 Metern Höhe. Im Stotzigen Glarnerland geht die Sonne später auf als im Flachland, und es ist somit ideal für schattige Sommer-Hundetrainings in den frühen Morgenstunden sowie für schneereiche Winter. Um eine möglichst gute Grundkondition beizubehalten, werden die Sápmi-Spirit-Hunde das ganze Jahr über trainiert. Sie haben nur im Hochsommer drei bis vier Wochen Pause. Während dieser Zeit werden insbesondere mit den jungen Hunden bei Wanderungen und Spiel der Grundgehorsam und die Schlittenhundekommandos geübt.

Wegen der Gefahr, dass die Hunde überhitzen, trainieren viele Musher (Schlittenhundeführer) ihre Hunde im Sommer nicht. Hunde können hohe Temperaturen nur mit Hecheln und in geringem Mass über die Pfoten ausgleichen. Darum dürfen Temperatur und Luftfeuchtigkeit (je feuchter, desto belastender) nicht zu hoch sein. Es gibt eine einfache Faustregel, die auch für Velo-Begleithunde angewandt werden kann: 

90er-Regel = Luftfeuchtigkeit plus 2 x Temperatur

Beispiel:

Relative Luftfeuchtigkeit 70 % / 10° Celsius

70 plus 2 x 10 = 90

Ab 90, bei an Wärme gewöhnten und gut trainierten Hunde ab 100, sollte auf ein intensives Training verzichtet werden.

 

Der Mann hinter der Schweizer Hundefachmesse 

Markus Weisshaupt ist auch bekannt als «Mister Hundemesse». Als langjähriger Event-Manager in der Messe Basel schrieb Markus während einer Weiterbildung zum Projektleiter Messen-Events-Sponsoring im SAWI (Schweizerisches Ausbildungszentrum für Marketing, Werbung und Kommunikation) in Biel eine Diplomarbeit mit dem Titel «Fachmesse Hund». In dieser Projektarbeit entwickelte er die Hundefachmesse von A bis Z und schloss mit ihr als beste Diplomarbeit mit Auszeichnung ab.

Dieses Projekt liess Markus nicht mehr los und er beschloss mit Gudruns Unterstützung den Sprung ins kalte Wasser der Selbstständigkeit zu wagen. Die erste Messe in 2004 war auf Anhieb ein Erfolg. Die Schweizer Hundefachmesse ist die umfassendste kynologische Veranstaltung der Schweiz und seit Jahren pilgern immer am ersten Februarwochenende rund 13 000 Hundefans nach Winterthur in die Eulachhallen. Vom 5. bis 7. Februar 2016 findet die Messe bereits zum 13. Mal statt, wie immer unter einem bestimmten Motto. Dieses Jahr ist sie der «Wahrnehmung der Hunde» gewidmet – eine spannende und vielschichtige Messe mit 150 Ausstellern, hochkarätigen Referaten und abwechslungsreichen Vorführungen.

Die Organisation ist extrem arbeitsintensiv; Markus arbeitet über das ganze Jahr verteilt ungefähr 80 Prozent für die Hundemesse. Die restliche Zeit übernimmt er Auftragsarbeiten im Messe- oder Kongresswesen. Durch die Selbstständigkeit kann er sich die Freiräume einteilen, um sich den Trainings seiner geliebten Samojeden-Mädels zu widmen. Während Gudrun das Rennteam mit dem Wagen oder im Winter dem Schlitten fährt, ist Markus meist mit den älteren Hunden mit dem Trottinett oder dem Bike unterwegs.

Um den kynologischen Horizont zu erweitern, besuchen beide regelmässig Weiterbildungskurse. Markus hat bei Certodog die HIK1-Ausbildung abgeschlossen und ist unter anderem SKN-Trainer und Certodog-Zuchtwart. Der einzige Wermutstropfen ist der Zeitpunkt der Messe. Dieser ist wohl für Aussteller und Besucher ideal, liegt aber in der normalerweise schönsten Schlittenhunde-Event-Zeit.

Umso mehr freut sich Markus, wenn Gudrun ihr Hündinnengespann trainiert, Rennen fährt und dabei auch von Tochter Maren tatkräftig unterstützt wird. Nach der Messe hat man eine grosse Chance, Markus und Gudrun auf dem nahen Urnerboden, dem Mekka der Schlittenhundesportler, anzutreffen. Dort unterhält der Verkehrsverein einen eigens für die Schlittenhunde angelegten Hunde-Trail.

Gudrun hat sich nach anfänglichen Bedenken, sie werde die unendlichen Weiten von Finnisch-Lappland vermissen, gut im Glarnerland eingelebt. Zusammen mit Markus, den Kindern und den Hunden, geniesst sie den Zauber der Bergwelt.

 

Text: Eva Holderegger Walser

 

Mehr über die IG Samojede (Interessensgemeinschaft für die Förderung des Samojeden als Schlitten- und Arbeitshund) erfahren Sie unter www.ig-samojede.ch

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geschrieben von:
Eva Holdegger Walser

Eva Holdegger Walser

Eva Holderegger Walser züchtet Australian Cattle Dogs und ist Autorin des ersten deutschensprachigen ACD-Rassebuchs. Sie ist ehemalige Leiterin der Certodog-Ressorts Kurswesen und Zucht, sowie Referentin für die Lehrgänge «Zuchtwart» und «FBA». Ihre Workshops «Körperanalyse – Fit für Zucht und Sport?» (in Zusammenarbeit mit Doris Walder) sind akkreditiert für SKG- Züchter und SKG-Trainer. Kyn. Werdegang: SKN-A, FBA. Hundesport: Agility, Obedience, Sanitätshund. www.cattledog.ch

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