Gesellschaftstaugliche Hunde – hundetaugliche Gesellschaft

EIN TRITT KANN TÖDLICH SEIN

Gegenseitige Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem stressfreien Nebeneinander. Was es dazu braucht, sind Respekt, Einfühlungsvermögen und Wissen. Mit dieser neuen Serie trägt das Schweizer Hunde Magazin zu einem guten Miteinander bei. Heute geht es um Hund, Reiter und Pferd. Trotz Domestikation: Pferde sind Flucht-, Hunde Raubtiere, dennoch ist Harmonie möglich.

Text: Andreas Krebs

«Als ich letzthin durch den Wald geritten bin, hatte sich eine junge Frau mit ihrem Hund doch tatsächlich im Gebüsch versteckt», erzählt Barbara Wyser. Zum Glück reagiere ihr Pferd ziemlich gelassen auf Hunde. «Keepon ist auf einem Bauernhof mit Bernhardinern aufgewachsen.» Die Hundebesitzerin habe sich in guter Absicht versteckt, fährt Wyser fort. «Sie wollte das Pferd nicht erschrecken. Aber ein Hund, der sich versteckt, wird vom Pferd als potenziell viel gefährlicher wahrgenommen als ein Hund, der gut sichtbar am Wegrand steht, selbst wenn er bellt.» Sie habe die junge Hundebesitzerin dann aufgeklärt, sagt Wyser, denn ein Pferd in Panik kann gefährlich werden für Reiter, Hund und Spaziergänger. «Sie hat sich sogar bedankt und gemeint, da habe sie doch mal wieder was Neues gelernt.»

Sich früh bemerkbar machen

Wenn es zu Zwischenfällen kommt, liegt es meist nicht an mangelnder Toleranz, sondern an Unkenntnis. Diese Erfahrung hat auch Andrea Fischer gemacht. Die 38-Jährige reitet seit 26 Jahren. «Die meisten Hundebesitzer reagieren verständnisvoll und richtig», sagt sie. «Nur manche wollen es nicht verstehen, dass ein Pferd womöglich erschrickt und ausschlägt, wenn ein Hund von hinten angerannt kommt. Dabei kann so ein Tritt für den Hund tödlich sein.»

Auch für Velofahrer, ob mit oder ohne Hund, gelte es, mit lautem Sprechen auf sich aufmerksam zu machen, vor allem wenn sie von hinten kommen, fährt Fischer fort. «Sie sollten sich früh bemerkbar machen und langsam fahren. Oder allenfalls absteigen und warten, bis die Reiter vorüber sind.» Ihre Stute reagiere auch bei Bikern in der Regel recht gelassen. «Man kann bei Tieren aber nie wissen. Wenn bei einem Kindervelo ein Fähnchen hin und her schwenkt, dann reagiert auch meine sonst so gelassene Vinsch mitunter panikartig.»

Konsequente Erziehung

Viele Pferde sind sich Hunde mehr oder weniger gewohnt. An Reitturnieren sind oft zahlreiche Hunde anwesend – in der Regel herrscht aber Leinenpflicht. Auch als Begleiter beim Ausritt sind Hunde sehr beliebt. Ausgerechnet der Jack Russell Terrier ist quasi ein Accessoire vieler Reiterinnen und Reiter – ein Überbleibsel von früher, als Gutsherren mit Pferd und Hund zur Jagd gingen. Jack Russells wurden gezüchtet, um in Erdbauten zu kriechen und wehrhafte Tiere wie Füchse und Dachse hinauszutreiben.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Andreas Krebs im Schweizer Hunde Magazin 3/2014.

geschrieben von:
Andreas Krebs

Andreas Krebs

Bevor er laufen konnte, beobachtete Andreas Krebs vor allem Schnecken, Käfer und Ameisen. Bald faszinierten ihn auch schnellere Tiere wie Katzen und Hunde. Heute ist er Journalist und schreibt vor allem Reportagen und Porträts über Themen aus den Bereichen Umwelt und Gesellschaft. So will er dem Leser die Wechselwirkung Mensch-Natur-Mensch bewusst machen. Ausserdem schreibt Andreas Krebs Biografien. www.aufrad.ch

4 Kommentare zu “Gesellschaftstaugliche Hunde – hundetaugliche Gesellschaft

  1. Karin.G.

    Ich bin jemand der Rücksicht auf die Pferde nimmt, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, da
    ich mit Pferden aufgewachsen bin. Leider erfahre ich in letzter Zeit, keinen Respekt und Rücksichtsnahme seitens der Reiter den Passanten gegenüber. Egal ob mit oder ohne Hund.

    Ich konnte nur noch zur Seite springen, als letztens 2 Reiter in unübersichtlichen Gelände, Waldweg,
    in vollem Galopp an mir vorbei geprescht sind. Ein anderer Reiter fand es lustig, mich und meinen Hund hoch zu Ross zu verfolgen.

    Obwohl aufgwachsen mit Pferden, kenne ich die Pferde der Reiter nicht, und möchte auch von
    den Reitern nicht belästigt werden. Zumal mein Hund auf Pferde positiv Konditioniert werden soll. Ich hatte bereits als Kind gelernt, dass man sich benimmt, wenn man auf dem Pferd sitzt.

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    1. Rochelle

      Das ist völlig rücksichtslos und gehört sich nicht von den Reitern. Mein Pferd, Hund und ich haben da bessere Manieren. Man geht im Schritt vorbei und grüsst freundlich.

      Antworten
  2. Rochelle

    Mit meiner junge Australian Shepherd Hündin und meiner Stute bin ich regelmässig unterwegs. Mein Hund muss dieselben Manieren haben, ob ich mit oder Pferd unterwegs bin. Beim Kreuzen von Fussgängern wird im Schritt vorbeigeritten und der Hund kommt bei Fuss (was schon sehr gut klappt glücklicherweise) und es wird freundlich gegrüsst.
    Meine Hündin hat gelernt, mit den Vorderpfoten auf den Steigbügel zu steigen, damit ich sie an ihrem Gstältli an und ableinen kann.
    Ich habe so schon viele positive Rückmeldungen bekommen. Mein Pferd ist glücklicherweise wenig schreckhaft. jedoch wenn vor allem Velofahrer von hinten mit rasender Geschwindigkeit kommen ohne etwas zu rufen, dann verschrickt auch mein Pferd und das kann für uns, aber auch die Biker unter Umständen gefährlich sein.
    Momentan gehe ich mehr ins Feld als im Wald reiten, wegen der Leinenpflicht. Mit Pferd und Hund ist das für uns eine etwas doofe Sache, weil beim Traben habe ich etwas Angst um meinen Hund mit der Leine, weil Pferde doch, egal wie brav sie sind, unberechenbar sein können.

    Ich mache mit Hundehaltern meist positive Erfahrungen bei uns in der Gegend. Viele nehmen ihre Hunde zu sich und halten am Wegrand kurz an, oder nehmen den Hund an die andere Seite beim Kreuzen.
    Letztens habe ich aber auch schon erlebt, dass ein Hund mein Pferd von Hinten zwicken und jagen wollte, die Besitzerin hat nicht reagiert darauf, was ich doch sehr erschreckend fand, da dies vor allem für den Hund gefährlich ist. Mein Pferd hat sich aber zum Glück nicht aus der Ruhe bringen lassen.
    Bei guter Erziehung, Geduld und früher Gewöhnung können Hund und Pferd ein tolles Gespann sein. Die Rasse spielt, denke ich, auch eine wichtige Rolle. Australian Shepherds sind regelrecht dafür geschaffen mit Reiter unterwegs zu sein, mit ihrer Ausdauer und Unternehmungsbegeisterung. Man muss ihnen jedoch klar beibringen,dass Pferde keine Hüteobjekte sind.
    Liebe Grüsse aus dem Aargau

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  3. 1**dolesmi

    Wir haben einen Hund und zwei Shetland-Ponys. Ich gehe nie mit beiden spazieren, da unser Hund nicht an Pferde gewohnt ist. Wenn ich mit den Ponys spazieren gehe, werden wir häufig von Hunden angebellt oder „belästigt“. Als ich die Hundebesitzer darauf aufmerksam gemacht habe, kam die Antwort: „Ach, der will doch nur spielen“, da unsere Ponys jedoch schon viele schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben, kann es auch passieren, dass einer mal ausschlägt. Wenn ich die Hundebesitzer dann darauf aufmerksam mache, rufen sie ihre Hunde zurück, doch häufig würdigen die Hunde sie nicht einmal eines Blickes.
    Natürlich treffe ich auch viele Hundebesitzer, die sich vorbildlich verhalten. Dafür möchte ich danken 🙂
    Liebe Grüsse

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