DO AS I DO – Mach‘s mir nach – Teil 1

Hunde lernen, indem sie uns nachahmen

«Ich möchte dieses Buch allen Hunden und all jenen Besitzern widmen, die noch dieses Fünkchen Verrücktheit besitzen, das sie dazu treibt, immer wieder etwas Neues zu versuchen. Denn jede Entdeckung haben wir jemandemn zu verdanken, der den Mut hatte, etwas auszuprobieren!» Zitat von Claudia Fugazza aus dem Vorwort ihres Buches «Do As I Do».

«Do as I do» – «Mmach’s mir nach» ist eine von Claudia Fugazza entwickelte Trainingsmethode, die auf den sozial-kognitiven Fähigkeiten, vor allem auf der der Nachahmung basiert und darauf aufbaut. Claudia Fugazza ist Ethologin (Verhaltensforscherin) im Team von Prof. Ádám Miklósi an der Eötvös Universität in Budapest, doziert an den Universitäten Padova und Pisa in Italien, führt in Como ihre eigene Hundeschule und ist Buchautorin.

Eines Tages stellte sie fest, dass ihre Hündin Siria durch Beobachten gelernt hatte, den Wasserhahn aufzudrehen. Claudia Fugazza war von Sirias Aktivität so begeistert, dass sie die Nachahmung als Forschungsthema wählte, daraus die «Do as I do»-Methode entwickelte und diese im Team Miklósi weiterführend erforscht.

Um etwas fast Unglaubliches vorweg zu nehmen: Die Forscher konnten bereits nachweisen, dass Hunde sogar 24 Stunden später noch in der Lage sind, das Vorgezeigte zu imitieren!

Doch zuerst begann Claudia Fugazza, in der Literatur nach sozialem Lernen bei Tieren zu suchen. Sie fand rasch heraus, dass man bis vor kurzem glaubte, Hunde seien nicht in der Lage, den Menschen nachzuahmen. Nichtsdestotrotz war diese Meinung bereits durch wenige Studien widerlegt. Es sollten allerdings noch einige Jahre verstreichen, bis 2006 die erste grundlegende wissenschaftliche Arbeit (1) zu «Do as I do» veröffentlicht wurde. Ein paar Jahre später bot Claudia Fugazza 2012 erstmals ihr zweitägiges Seminar in der Schweiz an.

 

Doch was genau bedeutet «Do as I do»?

Das Lernen und Verhalten des Hundes, der Caniden und weiterer Lebewesen wird auf drei Ebenen erworben und gesteuert:

a) die genetische: Jagdverhalten, Mutterinstinkt usw.

b) die des Ausprobierens: Versuch und Irrtum (trial and error)

c) die der Nachahmung: Beobachten und Kopieren (do as I do)

Dazu ein praktisches Beispiel aus dem Leben eines Jungwolfs und seinen Erfahrungen mit einem Igel.

a) Genetisch: Er entdeckt einen Igel, das Jagdverhalten ist geweckt.

b) Ausprobieren: Er packt ihn, die Stacheln schmerzen, der Wolf lässt vom Igel ab.

c) Nachahmung: Eines Tages beobachtet der Jungwolf, wie ein älteres Rudelmitglied den Igel auf den Rücken dreht, tötet und frisst; er wird dieses Verhalten in Zukunft erfolgreich imitieren.

Die üblichen Trainingsmethoden basieren vorwiegend auf der Stufe b) Versuch und Irrtum. Der Hund imitiert wohl Seinesgleichen, aber selten uns – und noch seltener imitiert er uns auf das entsprechende Kommando hin. Und genau das lehren wir unsere Vierbeiner mit der «Do as I do»–Methode: uns zu imitieren.

 

Aus der Forschung

Forschungsergebnisse belegen, dass Hunde über ein geistiges Spiegelbild unseres menschlichen Verhaltens verfügen. Dafür verantwortlich sind die Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen, die unter anderem das Imitieren des Gegenübers und die Empathie steuern. Dass Hunde selbst in der Lage sind, vom Menschen gezeigte Handlungen zeitverzögert in Erinnerung zu behalten und mit hoher Trefferquote nachzuahmen, weist eindeutig auf ihr vorhandenes Langzeitgedächtnis hin.

Weiter wurde aufgezeigt, dass der Hund, sobald er das Kommando «do it» begriffen hat, viel schneller neue Handlungen erlernen kann. Die Grenzen der neu zu lernenden Handlungen setzt uns Menschen unser Körperbau; wir können dem Hund nur das vormachen, was er auch wirklich erkennen und folglich spiegeln kann.

 

Die etwas andere Kommunikation

Mit «Do as I do» nähern wir uns dem Hund in Richtung gemeinsamer angeborener Kommunikation. Das Lernen fällt ihm leichter, seine Neugierde auf Neues wächst und unsere gegenseitige Bindung vertieft sich dadurch auf kostbare Weise. Zum Aufbau des Trainings wird meist mit einfachen Übungen begonnen, später können komplexere Handlungen und Aktivitäten trainiert werden. Diese zusätzliche Art der Zusammenarbeit lässt einen, einmal entdeckt, nicht mehr los!

In Teil 2 erfahren Sie wo es sinnvoll sein kann, diese Trainingsmethode anzuwenden.

 

Das Buch zum Beitrag.

DO AS I DO ‒ Machs mir nach!

ISBN 978-3-9454150-09

22.90 Franken (UVP)

Im Buchhandel erhältlich

 (1) «reproducing human actions and action sequences DO as I Do‘ in a dog » Topal, Byrne, Miklosi, Csany. © Springer-Verlag 2006.

Text: Brigitte Knubel

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geschrieben von:
Brigitte Knubel

Brigitte Knubel

Brigitte Knubel wuchs mit Zucht (Aktia Inu, Pudel) Hundetraining und Schlittenhundetraining auf. Im praktischem Arbeiten mit ihren diversen Hunden (Rassen), Fachliteratur, Seminaren, hielt/hält sie ihr Wissen auf neuestem Stand. 2010 gründete sie ihre eigene Hundeschule. Schwerpunkt ihrer Schule sind gesselschaftskompatibel erzogene Hunden (Alltagssituationen), Sozialspiele, DO AS I DO und vielfältige Beschäftigungsarten. Sie ist Hundetrainerin, SKN-Trainerin DMT, Ausbilderin für Erwachsene FA 2. www.hundmensch-gemeinsamlernen.ch

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