Die Pubertät des Hundes Teil 2/2

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Eigentlich waren Sie mit den Fortschritten Ihres Kleinen ganz zufrieden, denn alles, was Sie Ihrem Welpen beigebracht haben, lernte er sehr schnell und zuverlässig. Insgeheim waren Sie auch immer sehr stolz, wenn er auf den ersten Pfiff angeschossen kam, sich auf Kommando sofort ins Platz warf und auch sonst ein Vorzeigehund war, um den Sie auf der Hundewiese beneidet wurden. Eigentlich, denn plötzlich war alles anders…

Von einem Tag auf den anderen haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kleiner nicht mehr weiss, was «Sitz» gleich wieder war, dass er sein tadelloses Sozialverhalten mit den Kinderschuhen an der Garderobe abgegeben hat und ihm zwischenzeitlich sogar sein eigener Name unbekannt vorkommt. Willkommen in der Pubertät, dem Alter, in dem der Halter vorübergehend anstrengend wird.

Text: Sophie Strodtbeck

Fast jeder, der schon einmal einen Welpen auf dem Weg ins Erwachsenenalter begleitet hat, kann ein Lied davon singen. Die Pubertät beginnt, wenn die Hündin das erste Mal läufig wird und der Rüde anfängt, das Bein zu heben. Und eigentlich ist sie dann auch recht schnell wieder vorbei. Denn die Pubertät ist ein Teil der sogenannten Adoleszenz, der Phase des Heranwachsens, die in der späten Kindheit beginnt, über die Pubertät andauert und ihr Ende im vollen Erwachsenensein findet. Und diese Phase, von der Pubertät bis zum erwachsenen Hund, in der im Gehirn fast alles neu strukturiert wird, kann je nach Hundepersönlichkeit sehr anstrengend sein. In dieser Phase ist der Hund zwar biologisch gesehen zeugungsfähig und körperlich so gut wie ausgewachsen, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift. Die Adoleszenz ist die Zeit des Ablösens von der Familie und der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit eines Hundes, die Zeit zwischen der Geschlechts- und der Zuchtreife. Every-body‘s Darling war also gestern…

Der Eintritt in die Pubertät und die Dauer der Adoleszenz variiert individuell und ist rasseabhängig. Kleinhundehalter haben Glück: Beim kleinen Hund beginnt die Pubertät früher und die Adoleszenz ist früher abgeschlossen. Ein Herdenschutzhund hingegen kann schon mal vier Jahre brauchen, bis er wirklich erwachsen ist, und Rüden sind in der Entwicklung langsamer als Hündinnen.

Plötzlich ist alles anders…

Anstrengend ist diese Zeit oftmals, weil sich die Prioritäten des eben noch so süssen, unkomplizierten und anhänglichen Welpen nun komplett verschieben. Er wird selbstständiger und zeigt ein gesteigertes Explorations-, also Erkundungsverhalten. Jegliches selbstbelohnendes Verhalten bekommt einen grösseren Stellenwert, jeder Grashalm hat in den Augen des Hundes phasenweise mehr zu bieten als der Halter.

Dem Hund fällt es schwer, sich von für ihn wichtigen und lohnenswerten Dingen zu trennen und sich stattdessen auf seinen Besitzer zu konzentrieren. Ressourcen bzw. deren Verteidigung werden auf einmal wichtig, ebenso wie tausend andere Dinge, die der Hund nun plötzlich im Kopf hat, und auch sein Radius vergrössert sich.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Sophie Strodtbeck im Schweizer Hunde Magazin 6/2014.

geschrieben von:
Sophie Strodtbeck

Sophie Strodtbeck

Sophie Strodtbeck (*1975) hat ihr Studium 2002 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Tierärztin abgeschlossen. Berufserfahrung sammelte sie in verschiedenen Praxen. Seit längerer Zeit ist sie in einer Hundeschule für tiermedizinische Belange zuständig und bietet zusammen mit Udo Ganslosser verhaltensmedizinische Beratungen an. Nebenher schreibt sie Artikel für diverse Hundezeitschriften und teilt ihr Leben derzeit mit vier eigenen Hunden.

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