Schweizer Hunde Magazin

Der Hund von Welt fährt Zug – Wichtige Tipps und Tricks

Was Sie mit Mark Twain, dem amerikanischen Schriftsteller, gemeinsam haben? Mehr als Sie denken. Als nämlich Twain und ein Freund die Staaten mit der Bahn bereisten, hatten sie nicht viel Geld. Twain kümmerte sich um die Tickets. Im Zug zwischen Chicago und Buffalo erklärte Twain seinem Freund zerknirscht, er habe nur ein Billett, weshalb der Freund während der Fahrt unter dem Sitz reisen müsse. Gesagt, getan. Alsbald kam der Kondukteur. Mark Twain überreichte diesem zwei Billetts, woraufhin sich der Kondukteur nach dem zweiten Passagier erkundigte. Twain zeigte unter den Sitz und meinte: «Tut mir leid, mein Freund ist etwas exzentrisch.»

Text und Fotos: Anna Baumgartner

Damit Ihr vierbeiniger Freund nicht als «Exzentriker» reisen muss, können Sie hier die wichtigsten Tipps und Tricks zum Reisen mit der SBB nachlesen. Denn in unserer mobilen und tierliebenden Gesellschaft ist es ganz normal, dass Hunde ihre Halter im öffentlichen Verkehr begleiten. So wirbt denn auch die SBB auf ihrer Homepage:

«Sie möchten Ihren geliebten Vierbeiner nicht alleine zu Hause lassen, während Sie einen Ausflug mit der Bahn machen? Natürlich haben wir auch für Ihren Hund das passende Angebot.» Daraufhin folgt die Regelung: «Für Hunde jeder Grösse, die in Personen- oder Gepäckwagen mitgenommen werden, müssen Sie in allen Fällen den halben Preis für die 2. Klasse bzw. den allenfalls vorgesehenen Mindestfahrpreis (Hunde-Tageskarte, Hunde-GA) bezahlen. Ausnahme: Kleine Hunde bis 30 Zentimeter Schulterhöhe (Risthöhe) in Transportboxen, Körben oder anderen geeigneten Behältern dürfen Sie – wie Handgepäck auch – unentgeltlich in die Personenwagen mitnehmen.»

Doch wie eine Leserin erfahren musste, ist es nicht ganz einfach, den Bestimmungen der SBB Folge zu leisten. Der Tatbestand: Als die Dame ein Hundeticket für ihren Dackel kaufte, fand ein Kontrolleur, sie brauche keines (Dackel haben eine Rristhöhe von 17–25 Zentimetern), dafür einen geeigneten Behälter. Als der Dackel fortan in einer Tasche auf dem Schoss befördert wurde, bestimmte ein zweiter Kondukteur, er gehöre auf den Boden. Auf dem Boden war es jedoch den grossen Hunden gegenüber unfair, wie ein dritter Kontrolleur urteilte, denn diese brauchten ein Billett und müssten unter dem Sitz reisen. Dieses logistische Detail ist bereits bei Schäferhunden nicht ganz leicht zu lösen und bei einem Leonberger eine Unmöglichkeit. Unsere Leserin bemühte sich erneut, diesmal mit Dackel auf Decke auf dem Schoss und fragte bei einem vierten Kondukteur nach, was ihr jedoch nur Unhöflichkeiten einbrachte.
Nach diesem Erlebnis wandte sich die Dame mit einem Leserbrief an das SHM. Auf Nachfrage hat sich die SBB zu dem Vorfall folgendermassen geäussert:

«Wir bedauern, dass die Dame von unserem Zugpersonal nicht einheitliche und korrekte Auskünfte erhielt. Gemäss Tarifbestimmungen müsste die Dame für den Hund (bis 30 Zentimeter Schulterhöhe) kein Billett lösen, sofern das Tier in einem Behälter mitgenommen wird. Ob die Dame den Behälter zwischen den Füssen oder auf dem Schoss platziert, ist in den Tarifbestimmungen nicht geregelt und steht ihr somit frei. Wenn sie jedoch den Behälter auf einem Sitzplatz deponiert, muss sie den halben Fahrpreis 2. Klasse für den Hund bezahlen.»

Des Weiteren teilt die SBB in Bezug auf grosse Hunde mit: «Hunde müssen gemäss Tarifbestimmungen nicht grundsätzlich unter dem Sitz liegen. Wenn jedoch Mitreisende Einsprache erheben, entscheidet das Zugpersonal über den Transport der Tiere in Gepäckwagen oder -abteilen resp. an einem anderen geeigneten Ort.»
Natürlich ist die Schweiz ein kleines Land und auch die SBB stellt ihre begrenzte Fläche allen bezahlenden Reisenden zur Verfügung. Es gibt Leute, die Angst vor Hunden haben oder sie weder süss noch schön finden. Das muss man respektieren oder wie auch die SBB sich von Reisenden mit Hund wünscht: «Dasselbe wie von anderen Kundinnen und Kunden auch: Dass sie eine gesunde Portion an Toleranz und Respekt mit auf die Reise nehmen.»
Damit Sie und Ihr Hund ungestört mit dem Zug reisen können, neun Tipps und Tricks:

  1. Setzen Sie sich mit Ihrem Hund nicht einfach zu fremden Personen, sondern fragen Sie höflich, ob der Platz frei ist.
  2. Üben Sie mit Ihrem Hund von klein auf das Fahren mit Zug, Tram und Schiff. Der bereiste Hund wird sich im öffentlichen Verkehr unauffällig verhalten.
  3. Nehmen Sie Papiertaschentücher und Hundekotbeutel mit. Es kann Ihrem Hund schlecht werden und die anderen Passagiere sind dankbar, wenn Sie kleine Unfälle sofort beseitigen.
  4. Nehmen Sie eine Decke mit. Falls Sie den Boden des Zugabteils zu schmutzig finden, können Sie Ihren Hund darauf liegen lassen. Zudem ist für Aussenstehende der Liegeplatz gut markiert.
  5. Reisen Sie immer mit gültigem Fahrausweis. Ansonsten bezahlen Sie eine Busse von 80 Franken und im Wiederholungsfall 140 Franken. Übrigens, wenn Sie gerne 1. Klasse fahren, reist Ihr bester Freund auch mit dem 2. Klasse-Ticket gehoben mit.
  6. Prüfen Sie bei weiten Strecken, ob sich eine Hundetageskarte für 34 Franken lohnt.
  7. Fahren Sie viel Zug mit Ihrem Hund? Kaufen Sie ein Hunde-GA für 760 Franken. Ihr Hund reist für ein Jahr in der ganzen Schweiz mit.
  8. Ist Ihr Hund kleiner als 30 Zentimeter? Nützen Sie die Möglichkeit, ihn in einem Behälter zu transportieren und ihn somit gratis fahren zu lassen. Ausserdem bieten Sie ihm einen sicheren Platz, denn gerade für kleine oder junge Hunde sind Züge zur Stosszeit kein Vergnügen.
  9. Informieren Sie sich rechtzeitig über die verschiedenen Bestimmungen. Nicht alle Verkehrsgesellschaften erlauben Hunde. Durch einen Anruf oder auf der betreffenden Webseite können Sie sich informieren.

Falls Sie trotz Einhaltung aller Regeln auf einen unhöflichen Passagier oder Kondukteur stossen, denken Sie an Mark Twain. Er meinte: «Gutes Benehmen liegt im Verbergen dessen, wie viel wir von uns selbst und wie wenig wir von anderen halten.» In diesem Sinne: Gute Fahrt!