Theres Jans ist auf diesem Gebiet wohl weltweit eine der erfolgreichsten Hundesportlerinnen, und das mit Hunden aus zwei eher unbekannten Rassen. Die zwei Weltmeistertitel in Folge und zwei weitere Podestplätze an der WM für Rettungshunde erreichte sie mit ihrem Pudelpointer Amor. An den Schweizermeisterschaften für Sanitätshunde stand sie 16-mal auf dem Podest und erhielt acht Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen. Diese Erfolge erzielte sie mit fünf verschiedenen Drahthaar-Magyar-Vizslas.
Wie sie zum Drahthaar-Vizsla kam
Bei der Suche nach einem neuen Reitbegleithund stand der Irish Setter ganz oben auf der Wunschliste der Familie Jans. Per Zufall erfuhr Theres, dass auf einem nahen Ponyhof die erste in der Schweiz lebende drahthaarige Magyar-Vizsla-Hündin weilte. Schon beim ersten Besuch fiel die Entscheidung. Passend zu Theres’ Haarfarbe wurde eine Hündin aus dem ersten Schweizer Wurf bestellt.
1978 kam «Rasca vom Vogelsang» in die Familie Jans und übertraf sämtliche Erwartungen. In der Hundeschule war Rasca mit so viel Begeisterung und Elan bei der Sache, dass auch Theres immer mehr Spass an der Hundeausbildung bekam. Das Training wurde so intensiv, dass Theres die Pferde und das Reiten ihrem Mann überliess, um sich ausschliesslich auf den Hundesport konzentrieren zu können. Ihr Engagement wurde mit drei Schweizer Vizemeistertiteln in der Sparte Sanitätshund belohnt.
Der Drahthaar-Magyar-Vizsla ‒ Ein Hund auf den zweiten Blick
Der kurzhaarige Magyar Vizsla (Ungarischer Vorstehhund) erfreut sich, auch dank seines eleganten Erscheinungsbildes, grosser Beliebtheit. Leider bietet sein kurzes, glänzendes Fell ohne Unterwolle zu wenig Schutz bei extremer Witterung, im von Dornen besetzten Gelände und ganz besonders bei der Wasserarbeit. So wurden um zirka 1930 ungarische Magyar Vizsla mit dem Deutsch Drahthaar, einem Vorstehhund, gekreuzt. Das erfreuliche Resultat war ein sehr robuster, nervenstarker Hund mit einem kräftigen, anliegenden drahtigen Deckhaar und einer dichten, wasserabweisenden Unterwolle. Dieses pflegeleichte, nicht haarende Fell bietet einen hervorragenden Schutz gegen extreme Wettereinflüsse und Verletzungen durch Dornen und Gebüsch.
Wenn Theres von ihren Hunden erzählt, beginnen ihre Augen zu leuchten. Sie ist begeistert von ihren treuen und leicht erziehbaren Vierbeinern, die sich auch sehr gut als Familienhunde eignen, solange sie ausreichend beschäftigt werden. Im Gegensatz zu einigen anderen Jagdhunderassen ist der drahthaarige Vizsla leicht zu führen und arbeitet gerne in verschiedenen Sparten mit seinem Mensch zusammen. Er besitzt eine ausgezeichnete Nase und ist sehr lauffreudig – ideal für die verschiedenen Hundesportarten, in denen Theres aktiv ist.
Hundesport und REDOG-Einsätze
Theres bildet ihre Hunde je nach deren Neigung und Talent in diversen Hundesportarten aus; Sanitätshund, Begleithund, Lawinenhund, Schutzhund, Obedience sowie in der Flächen- und Trümmersuche.
Auf die Frage, welche Arbeit mit den Hunden ihr am meisten Freude bereite, antwortete Theres ganz spontan: «Die Sani- und Katastrophenhunde-Arbeit». Theres kann nicht nur einen beeindruckenden Palmarès im Sportbereich vorweisen, sie engagiert sich auch sehr bei der Rettungshundearbeit. Und auch da gibt es einen Rekord: Als einzige Hundeführerin ist sie seit 1987 bis heute lückenlos im Einsatz bei REDOG. Mittlerweile hat sie sieben Vierbeiner zu REDOG-Hunden ausgebildet und war neben Einsätzen in der Schweiz auch in den Katastrophengebieten von Armenien und Taiwan aktiv vor Ort.
Hundeschule Jans in Menziken
Erfolgreiche Sportler werden sehr oft um Trainingsratschläge gebeten. So auch Theres, die eigentlich nie die Absicht hatte, Ausbildungskurse anzubieten. Doch 1994 erfolgte die Gründung ihrer eigenen Hundeschule. Vom Sachkundenachweis bis in die höchsten Sporthundeklassen, vom Grundgehorsam bis zur Lösung von Problemverhalten, bietet Theres kompetente Unterstützung an. Dabei legt sie besonderen Wert auf ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen dem Hundeführer und seinem Hund sowie auf eine motivierte und artgerechte Ausbildung.
Zuchtstätte «von der Bromen»
Rasca, die erste drahthaarige Magyar-Vizsla-Hündin der Familie Jans, war nicht nur eine sehr erfolgreiche Sporthündin, sie war auch schön, anatomisch korrekt und mit dem rassetypisch gutmütigen Wesen ausgestattet. Was lag da näher, als sich Welpen aus so einer tollen Hündin zu wünschen? So wurde aus Rasca 1983 die Gründerhündin der FCI-Zuchtstätte «von der Bromen».
Das Motto von Theres heisst auch in der Zucht Qualität vor Quantität. Für den richtigen Deckrüden fährt sie schon mal quer durch Europa, denn der zukünftige Papa soll neben guten Gesundheitswerten, einem einwandfreien Körperbau, einem stabilen Wesen auch viel Arbeitsfreude zeigen. Die Bromen-Welpen werden liebevoll und mit viel Aufwand sozialisiert. Die zukünftigen Besitzer werden früh in die Aufzucht mit einbezogen und nach der Abgabe bei Bedarf umfassend betreut.
Theres Jans ist froh, dass der Drahthaar-Vizsla keine Moderasse ist. Die drahtigen, robusten Hunde sind glücklicherweise optisch keine Eyecatcher und werden somit hoffentlich noch lange ein Geheimtipp für Kenner bleiben. Ein fantastischer, leicht zu führender Hund, der mit viel Charme vollen Einsatz zeigt, um seinem Menschen zu gefallen. Für Theres ist der Hund kein Sportgerät. Es bereitet ihr viel Freude, mit ihren pelzigen Partnern etwas zu erarbeiten und dabei ein Gefühl der Verbundenheit und Harmonie zu spüren. Theres gesteht, dass sie trotz vieler absolvierter Prüfungen, auch auf höchstem Niveau, oft Anzeichen von Nervosität verspürt. Dank ihres Vertrauens in ihre zuverlässigen und gut ausgebildeten Hunde schafft sie es immer wieder, mit ihnen Topleistungen zu zeigen. Startet Theres mit einem ihrer Vizslas an einer Prüfung, ist das Ergebnis fast immer ein Podestplatz. Eine herausragende Leistung, sich über 35 Jahre lang an der Spitze zu halten, dabei bescheiden zu bleiben und die Hunde ins Zentrum zu stellen ‒ bravo!
Text: Eva Holderegger Walser