Warum Hunde stubenrein werden – oder auch nicht

Welpenbesitzer brüsten sich gerne mit den Dingen, die der kleine Jungspund bereits gut beherrscht. «Er kann schon ‹Sitz›!» – «Meiner kommt sogar schon auf Zuruf!», tauschen sich die Welpenfans untereinander aus und zeigen sich die drolligsten Fotos ihrer neuen Begleiter. Das Thema Stubenreinheit wird dabei oft stillgeschwiegen.

 

Auf Anfrage nicken alle kräftig, Unsauberkeit ist kein Thema. Anfangs etwas häufiger rausgehen, Bisi und Kacki draussen immer loben und alles ist gut. Viele Hundehalter schämen sich dafür, wenn ihr Hund nach zahlreichen Empfehlungen zur Stubenreinheit immer noch rein macht und sehen die Ursache in ihrer eigenen Unfähigkeit.

Doch tatsächlich ist es nicht selbstverständlich, dass Hunde stubenrein werden. Viele Faktoren begünstigen oder erschweren diesen Prozess und der Halter kann nicht immer etwas dafür. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, sich zu fragen, was der Hund denn überhaupt davon hat, seine Ausscheidung zu unterdrücken, bis er draussen auf geeignete Untergründe trifft.

 

Der Ursprung des Verhaltens
Wolfswelpen werden in engen Wurfhöhlen geboren und dort über die ersten Tage von der Mutter rundum versorgt. Den hellen Milchkot und den Urin der Welpen leckt die Wolfsmutter direkt im Zuge der Bauchmassage ab – so bleibt die Wurfhöhle sauber und hygienisch. Sobald die Welpen den Bau verlassen können und spätestens, wenn sie feste Nahrung aufnehmen, wächst das Bedürfnis, die Hinterlassenschaften ausserhalb der Wurfhöhle abzusetzen. Auch wird der zunehmend festere Kot von der Mutter nicht mehr aufgeschleckt. Der Bau bleibt als sauberer Rückzugsort für die Welpen erhalten.

Das Kernrevier wird von Wölfen nicht explizit sauber gehalten. Zwar werden beliebte Schlafplätze nicht beschmutzt, aber in Gehegehaltung werden Kot und Urin ohne erkennbares Muster in der Nähe der Aufenthaltsorte abgesetzt. Erst bei Haushunden ist erkennbar, dass sie eine besonders ausgeprägte Reinlichkeit mitbringen und diese auch als erwachsene Tiere beibehalten. So wurde bei Pudeln in der Gehegehaltung beschrieben, dass sie den Kot explizit nur an den Grenzen ihres Geheges absetzten und sich teils sogar mit dem Hinterteil gegen den Zaun pressten, um den Kot dahinter zu platzieren.

Der Ursprung eines Verhaltens beim Hund ist in der Regel beim Wolf zu finden. Bei Haushunden sind jedoch verschiedene Verhaltensaspekte unterschiedlich stark verändert. So liegt die Reinlichkeit unserer Hunde in dem Drang der Wolfswelpen begründet, ihre Wurfhöhle sauber zu halten. Beim Haushund bleibt dieses Bestreben auch noch im Erwachsenenalter bestehen und wird darüber hinaus auf grössere Aufenthaltsbereiche ausgeweitet. Das ist die genetische Grundlage, damit ein Stubenreinheitstraining überhaupt gelingen kann. (…)

 

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 9/19 lesen.

geschrieben von:
Katrin Schuster

Katrin Schuster

Katrin Schuster (Jahrgang 1979) ist Tierverhaltenstherapeutin und gelernte Laborfachfrau für Veterinärmedizin (V-MTA). Als Dozentin für ethologische und veterinärmedizinische Themen gibt sie ihr breites Wissen an angehende Verhaltensberater, Tierheilkundige und Tiermedizinische Praxisassistenten in verschiedenen Schulen weiter. Neben der gesundheitlichen Abklärung bei Verhaltensauffälligkeiten liegen ihr die tiergerechte Haltung sowie der respektvolle und faire Umgang zwischen Tier und Mensch am Herzen. Katrin Schuster arbeitet mit Tierpsychologen, Fachtierärzten und Tierheilpraktikern eng zusammen.

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