Ungetrübter Badespass mit Schwimmwesten

Schwimmwesten für Hunde werden immer beliebter, denn die Vorteile liegen auf der Hand. Sie bieten dem Hund auf der Bootsfahrt Sicherheit oder ermöglichen dem älteren Hund, nicht auf sein Schwimmvergnügen verzichten zu müssen. 

Text: Corinne Hartmann

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich meinem alternden Bearded Collie aus Styropor eine Art Bauchgurt gebastelt habe, damit er nicht auf seine Schwimmrunden verzichten musste. Seine Hinterhand war nicht mehr so kräftig. Deshalb getraute er sich nicht mehr ins Wasser, obwohl er so gerne geschwommen wäre. Mit meiner Schwimmhilfe klappte es zwar, doch fühlte er sich damit nicht so ganz wohl. Viel einfacher wäre es mit einer der Schwimmwesten gewesen, die inzwischen in vielen Fachgeschäften wie zum Beispiel Qualipet erhältlich sind.

Gerade bei älteren Hunden ist es wichtig, dass sie nicht an Muskelmasse verlieren. Schwimmen ist als Muskeltraining optimal geeignet, auch weil es die Gelenke nicht so stark belastet. Schwimmwesten geben dem Hund die Sicherheit, die er braucht, um auch weiterhin Freude am Schwimmen zu haben.

Auch in der Hydrotherapie werden Schwimmwesten eingesetzt. «Zumindest zu Beginn einer Behandlung», präzisiert Antoinette Hutter, Therapeutin bei Canesano. «Der Hund trägt die Weste, bis er sich sicher fühlt», so Hutter. Grundsätzlich eingesetzt werden die Westen bei älteren, operierten, gelähmten und ängstlichen Hunden. Durch die Schwimmwesten muss sich der Hund zudem nur um den Vorwärtstrieb und nicht auch noch um den Aufwärtstrieb kümmern.

Der Vorteil einer Wassertherapie mit Schwimmwesten liegt auf der Hand: Es ist sehr gelenkschonend. Dagegen wird beim Schwimmen der Herz-Kreislauf stark angeregt. Eine Viertelstunde schwimmen entspricht einer Stunde traben, sagt Antoinette Hutter. Ein Hund kann sich somit schnell einmal überfordern, ohne es zu merken. Schwimmen sei zudem nur gesund, wenn die Wassertemperatur über 20 Grad – besser 22 Grad – liege, so Hutter. Im Therapiebad sind es sogar 28 bis 30 Grad. Im kalten Wasser werden die Gelenke nicht durchblutet und die Muskulatur verspannt sich.

Plötzlich in Gefahr

Auch für versierte Schwimmer kann aus dem Schwimmspass plötzlich tödlicher Ernst werden. Ich habe einmal erlebt, wie mein Hund beim gemeinsamen Schwimmen im Fluss plötzlich Panik bekam und sofort ans Ufer wollte. Ich konnte ihn nicht davon abhalten, mitten in die Äste zu schwimmen, die ins Wasser hinein ragten. Mein Hund verfing sich in einer Astgabel und ging immer wieder unter. Bis ich am Ufer war und ihn dort rausholen konnte, verging einige Zeit. Es war grosses Glück, dass er nicht ertrunken ist. Seit diesem Erlebnis habe ich keinen meiner Hunde mehr zum Schwimmen in die Aare mitgenommen. Mit einer Schwimmweste fühlt sich der Hund aber wahrscheinlich so sicher, dass er gar nicht erst in Panik gerät. Damit kann ich mir gut vorstellen, meinen Hund diesen Sommer wieder mitzunehmen.

Hundebesitzer unterliegen immer wieder dem Irrtum, dass ihre Vierbeiner, die an Land stundenlang laufen können und kaum müde werden, auch im Wasser dieselbe Ausdauer haben. Doch Schwimmen ist viel anstrengender. Das können wir auch bei uns selber beobachten. Einen Kilometer zu gehen ist deutlich einfacher, als einen Kilometer zu schwimmen. Da sich sogar der Hund selber leicht einmal überschätzt, besteht die Gefahr, dass ihn die Kräfte ausgerechnet weiter vom Ufer entfernt verlassen. Und wir können vielleicht nicht schnell genug handeln, um ihn vor dem ertrinken zu retten.

Es gibt Nichtschwimmer

Obwohl landläufig angenommen wird, dass jeder Hund von Geburt an schwimmen kann, trifft dies nicht in allen Fällen zu. Es gibt durchaus Hunde, die entweder nicht schwimmen können oder die sich das nicht zutrauen. Erstere erkennt man schnell daran, dass sie wild mit den Vorderläufen auf dem Wasser herumschlagen und vergessen, auch die Hinterhand einzusetzen. Nach relativ kurzer Zeit sind sie völlig erschöpft und gehen unter wie die Titanic: erst der Hintern, zuletzt die Nase. Möglicherweise versuchen die Hunde, mit den Hinterläufen Boden zu erreichen und kommen so in diese schwierige Situation.

Natürlich gibt es die Möglichkeit, solche Hunde zu unterstützen, indem man ihnen mit der Hand den Bauch horizontal stabilisiert. Doch das stört den Hund mit Sicherheit und ist auch für den Besitzer nicht sehr angenehm, muss er doch den Beinen des Hundes ausweichen, da die Krallen ziemliche Kratzer verursachen können. Mit einer Schwimmweste ist der Hund optimal gestützt, liegt in der richtigen Position im Wasser und ist nicht auf die Hilfe von Menschen angewiesen.

Ein Test mit der Akita Inu-Hündin Yuki, die sich bis anhin nicht fürs Schwimmen interessierte, sollte zeigen, ob sie ihre Meinung mit Schwimmweste ändert. Die Besitzerin Mira Forster führte Yuki mit passender Weste ins Wasser und ermunterte sie zu schwimmen. Tatsächlich liess sich die Hündin sofort ins tiefere Wasser gleiten und drehte schwimmend eine Runde. Mira Forster bestätigt, dass Yuki das noch nie gemacht hatte. Auch als sich die Hündin am Ufer nicht auf Anhieb herausziehen konnte, geriet sie nicht in Panik, sondern arbeitete sich ganz entspannt heraus. Mira Forster ist nicht sicher, ob Yuki mit der Weste zur Wasserratte würde, aber sie sieht eine Chance, dass die Hündin damit künftig eher mal schwimmen geht.

Unsichere Schwimmer

Mein Border Collie Nil gehörte zur zweiten Kategorie von Nichtschwimmern. Er konnte durchaus schwimmen. Dies zeigte er, als er einmal unfreiwillig in einen Bach fiel. Doch er traute sich dies nicht zu. Lieber rannte er aufgeregt am Ufer hin und her, während meine Hündin gemütlich ihre Runden schwamm. Ein Selbstversuch mit Nil sollte zeigen, wie schnell sich ein Hund, der zwar schwimmen kann, aber ohne festen Grund unter den Pfoten unsicher ist, an die Schwimmweste gewöhnt.

Das Anziehen gestaltet sich recht einfach. Drei Klettverschlüsse – einer über der Brust, zwei unter dem Bauch, werden zusammengeklebt. Danach die drei Klickverschlüsse geschlossen und die Gurten angezogen. Alles ist innerhalb einer Minute erledigt. Nil hält still und scheint die Weste problemlos zu akzeptieren. Hunde, die bereits an ein Geschirr und allenfalls an einen Hundemantel gewöhnt sind, werden kaum Mühe mit einer Schwimmweste haben. Dem kann auch Antoinette Hutter aus ihrer langjährigen Erfahrung zustimmen. «Nicht fragen, einfach anziehen», ist ihr Motto. Der Hund hat kein Problem, sofern sein Besitzer nicht eines daraus macht, weiss Hutter.

Zurück zu unserem Experiment. Sobald die Schwimmweste gut sitzt, soll Nil ins Wasser. Ich werfe einen Stock ins Wasser und fordere ihn auf, diesen zu holen. Erst zögert Nil ein bisschen, doch rasch scheint er die Weste zu vergessen und schwimmt los. Was mir auffällt, ist, dass seine Schwimmbewegungen mit der Weste viel entspannter sind. Er lässt sich eindeutig mehr gleiten, als angestrengt zu paddeln. Im Gegensatz zu meiner Hündin, die von Anfang an waagrecht im Wasser lag, neigt Nil zur senkrechten Körperhaltung. Dies ist natürlich viel anstrengender. Die Schwimmweste bringt ihn nun in die richtige Position – ein positiver Nebeneffekt.

Lebensrettend

Während unseres Fototermins ergab sich zudem eine völlig unvorhergesehene und recht kritische Situation. Nil wurde von einem heranfliegenden Schwan plötzlich angegriffen. Der Schwan versuchte, Nil unter Wasser zu drücken. Hätte mein Hund keine Schwimmweste getragen, hätte ich ihm zu Hilfe eilen müssen. So hingegen kam er mit dem Schrecken davon. Sein Kopf war zu keinem Zeitpunkt unter Wasser, sodass nie Lebensgefahr bestand.

Schwimmwesten sind auch während der beliebten Bootsferien mit Hund ein absolutes Muss. Sie geben Hund und Besitzer eine grosse Sicherheit, falls das Tier einmal ins Wasser fallen würde. Einerseits hält die Weste den Hund über Wasser und er braucht viel weniger Muskelkraft zum Schwimmen. Andererseits ist der Hund mit der leuchtfarbenen Schwimmweste sehr gut zu erkennen und kann am Haltegriff, der auf dem Rücken befestigt ist, leicht wieder ins Boot gezogen werden. Hunde können bei einem Fall ins Wasser nicht einfach so wieder an Bord klettern, sich an einem Rettungsring festhalten oder in einem Hafen an Land klettern wie wir Menschen. Sie sind deshalb deutlich gefährdeter zu ertrinken.

Wasserrettungshunde, die zum Beispiel in Frankreich und Italien – wie in Pescara am Gardasee – offiziell am Strand eingesetzt werden, tragen während eines Ernsteinsatzes eine Schwimmweste. Dies zum Schutz des Hundes, wie Gerhard Käser vom Verein Seerettungshunde erklärt. Ein ertrinkender Mensch schlage manchmal wild um sich oder klammere sich so heftig am Hund fest, dass dieser selber ertrinken könnte, sagt Käser. Im Training wird hingegen meistens ein spezielles Geschirr benutzt, an dem sich die ertrinkende Person festhalten kann oder an dem man den Hund ins Boot zieht. In der Schweiz, wo Wasserrettungshunde bisher nicht offiziell eingesetzt werden, wird in der Regel mit einem Geschirr trainiert. Schwimmwesten werden aber auch dort für Anfänger oder unsichere Hunde zu Beginn verwendet.

Worauf achten?

Am wichtigsten ist ein perfekter Sitz der Schwimmweste. Sie muss satt anliegen, ohne den Hund einzuengen. Die Grössenangaben der meisten Schwimmwesten basieren auf dem Brustumfang. Einige messen auch die Rückenlänge. Diese müssen vor dem Kauf unbedingt am Hund probiert werden.

Die Weste soll vor der Brust und um den Bauch Gurten mit zuverlässigen Klickverschlüssen ausgestattet sein. Der Haltegriff muss so angebracht sein, dass der Hund beim Anheben im Gleichgewicht bleibt. Die Weste soll einen ergonomischen Schnitt haben (darauf achten, dass beim Rüden der Penis nicht eingeklemmt wird) und aus abriebfestem, reflektierendem Material sein.

Hier können Sie den Artikel aus dem Magazin als PDF ansehen

geschrieben von:
Corinne Hartmann

Corinne Hartmann

Corinne Hartmann ist selbstständige Journalistin, unter anderem mit dem Fachgebiet «Tiere». Sie lebt und arbeitet seit rund 25 Jahren mit Hunden. Durch die Ausbildung ihrer eigenen Hunde in fast allen Hundesport- und Arbeitsarten hat sie sich ein fundiertes Wissen angeeignet. Während einigen Jahren hat sie diese Kenntnisse als Trainerin weitergegeben. Zurzeit bildet sie ihre beiden Border Collies als Hütehunde an Schafen aus. Sie legt grossen Wert auf eine gute Kommunikation zwischen Tier und Mensch sowie auf eine Ausbildung der Hunde mit positiver Motivation.

3 Kommentare zu “Ungetrübter Badespass mit Schwimmwesten

  1. Edu Schraner

    Leider gibt es keine genaueren Angaben betreffend Hundeschwimwesten. Weder für Grösse wie Rist – Länge, Auftrieb , für Hunderasse noch Kg. Auf was soll / kann man achten bei Kauf über das Internet ?

    Antworten
  2. Jacqueline

    Welche Schwimmweste wurde denn nun getestet und damit empfohlen?

    Antworten
    1. Sandra Boucek

      Guten Tag, es geht in diesem Beitrag nicht um ein bestimmtes Schwimmwesten-Modell, sondern allgemein um die Anwendung von Schwimmwesten. Auch ist der Beitrag schon etwas älter und sicher sind in der Zwischenzeit neue Modelle auf dem Markt. Am besten besuchen Sie mit Ihrem Hund ein gutes Fachgeschäft und lassen sich beraten.
      Herzliche Grüsse, Sandra Boucek, Leitung Redaktion „Schweizer Hunde Magazin“.

      Antworten

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