Trainingseinstieg mit Markersignal

Werkzeug vorbereiten und kennenlernen

Bewusst verzichte ich auf die eher langweilige Einstiegsübung, in der der Hund nur mittels «Klick und Belohnung» auf das neue Signal konditioniert wird. Meine Erfahrung zeigt, dass die Konditionierung deutlich schneller erfolgt und stabil ist, wenn das neue Signal direkt im Training eingesetzt wird. Viel wichtiger ist es, dass Sie mit kleinen und einfachen Übungen die korrekte Anwendung des Werkzeugs erlernen, denn hier liegt die eigentliche Herausforderung.

 

Bereiten Sie sich vor: 

  • Belohnungsmöglichkeiten (am einfachsten, beliebte Leckerchen), sollten mit einem Handgriff leicht erreichbar sein:
    • In einem gut zugänglichen Leckerlibeutel.
    • Oder offen auf einer erhöhten Fläche liegend.
  • Klicker, Pfeife oder ausgewähltes Markerwort
  • (Im Folgenden gilt «Klick» als Platzhalter für das «Auslösen des Markersignals».)
  • Ein Hund, der Lust auf die ihm angebotenen Belohnungsmöglichkeiten hat.
  • Optional:
    • Ein Spiegel für die Eigenbeobachtung.
    • Eine Uhr mit Sekundenzeiger.
    • Ein menschlicher Trainingspartner.Beginnen Sie das Training möglichst in der Wohnung mit wenig Ablenkung. So können Sie und Ihr Hund sich ausreichend konzentrieren und Sie erreichen einen sauberen Aufbau des Markersignals.
    • Das Ziel der Einstiegsübung: Probieren Sie das ausgewählte Markersignal erst ohne Ihren Hund aus.
    • Los geht’s
    • Sie erlernen und üben die technische Handhabung des neuen Werkzeugs, um später den optimalen Nutzen daraus ziehen zu können. Ihr Hund lernt die Bedeutung des Markersignals kennen und führt gerne ein Verhalten aus, das dieses Signal provoziert. Beides sind die Voraussetzungen für die sinngemässe Verwendung des Markersignals.
  • Prüfen Sie, ob das Signal klar und deutlich ist ohne zu laut zu sein. Nutzen Sie einen Klicker, nehmen Sie diesen hinter Ihren Rücken. So wirkt der Ton etwas weniger aufdringlich. Wenn Sie einen geräuschempfindlichen Hund haben, dämpfen Sie den Klicker wahlweise mit Ihren Achseln oder versuchen Sie andere Signalvariationen.
  • Üben Sie sich darin, das Markersignal mehrmals zielsicher und klar auszulösen und prüfen Sie, wie Sie sich hierfür am besten positionieren.
  • Nun kombinieren Sie das Signal mit der Belohnung.
    • Die Hand, mit der Sie die Belohnung geben wollen, ruht untätig auf Ihrem Oberschenkel.
    • Zählen Sie in Gedanken bis drei, optional wählen Sie einen Punkt auf einer Uhr mit Sekundenzeiger aus. Auf «drei» betätigen Sie das Markersignal «Klick».
    • Erst NACH Ertönen des Signals greifen Sie zügig zu den Leckerchen und legen eines vor sich auf den Tisch.
    • Zwischen Klick und dem Leckerli auf dem Tisch dürfen zwei Sekunden vergehen, drei Sekunden liegen auch noch drin.
  • Wiederholen Sie diese Übung, bis sie Ihnen sicher von der Hand geht.
    • Im Spiegel können Sie sich genau beobachten. Achten Sie darauf, dass sich Ihre Hand nicht zum Leckerli bewegt, bevor das Markersignal ertönt.
    • Wenn Sie einen menschlichen Trainingspartner haben, können Sie diesen bitten, auf Ihr Signal hin aufzustehen oder sich zu setzen. Markieren Sie den Moment, in dem Ihr Partner sich wie gewünscht positioniert hat und geben Sie ihm anschliessend eine vereinbarte Belohnung.Was auch immer Sie mit Ihrem Hund trainieren möchten, die richtige Reihenfolge von «Klick» und «Belohnung» ist wichtig, um die Fixierung des Trainingspartners auf die Futterquelle oder die belohnende Hand aufzuheben. Hunde beobachten uns sehr genau. Oft sind unsere unbewussten Körpersignale bereits so gut mit der darauffolgenden Belohnung verknüpft, dass sie es vorziehen, uns nicht aus den Augen zu lassen. Es sollte daher zur Regel werden, dass Sie immer erst nach dem «Klick» zur Belohnung greifen. Wenn Sie so weit sind, nehmen Sie Ihren Hund hinzu.Zwei Einstiegsaufgaben stehen Ihnen zur Verfügung, je nachdem wie erfahren Ihr Vierbeiner bereits ist.
  1. Ihr Hund kennt schon Signale wie «Sitz» und «Platz» und möglicherweise andere Handlungen, die zuverlässig ausgeführt werden.
  • Zeigen Sie Ihrem Hund, was er sich durch die Zusammenarbeit mit Ihnen verdienen kann, ohne schon etwas davon abzugeben.
  • Halten Sie das Markersignal und die Leckerli wie zuvor einstudiert bereit.
  • Lassen Sie Ihren Hund beispielsweise «Platz» machen.
  • Sobald Ihr Hund die erwünschte Position eingenommen hat, «Klick». Anschliessend greifen Sie zur Belohnung und geben ihm diese.
    • Für den Trainingsbeginn ist es nicht wichtig, ob Ihr Hund nach dem «Klick» noch liegt oder aufsteht, wenn Sie ihm das Leckerchen reichen.
    • Passt das nicht in Ihr Trainingskonzept, wählen Sie ein Signal aus, das Ihnen weniger wichtig ist, um nicht in einen Konflikt zu geraten.
  • Wenn Sie sich sicher fühlen, bauen Sie das Markersignal in tägliche Übungen mit ein, ohne dabei viel an Ihrem Training zu ändern. Es sollte nur nach jedem «Klick» auf jeden Fall auch ein Leckerchen geben, selbst wenn Ihr Hund dies eigentlich schon ohne kann. So können Sie üben und Ihr Hund lernt die Verknüpfung kennen.
  1. Sie haben einen «Rohling», der noch nichts kennt und beginnen völlig neu mit dem Training. Sofern Sie selbst nicht völlig trainingsunerfahren sind, können Sie Ihre ersten Übungen mit dem Markersignal kombinieren. Andernfalls warten Sie besser auf die nachfolgenden Artikel, in denen ich den Aufbau neuer Aufgaben mit Markersignal Schritt für Schritt erklären werde.
  • Bereiten Sie maximal fünf Leckerli vor.
  • Halten Sie das Markersignal bereit und nehmen Sie ein Leckerchen in die freie Hand.
  • Zeigen Sie Ihrem Hund das Leckerli und locken Sie ihn damit in eine beliebige Position.
  • «Markieren» Sie das erwünschte Verhalten mit Ihrem Markersignal in dem Moment, in welchem es Ihren Vorstellungen nahekommt.
  • Geben Sie im Anschluss das Leckerchen frei. In diesem Moment dürfen Sie bei Bedarf auch ausgiebig loben.
  • Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis die fünf Leckerli aufgebraucht sind und gönnen Sie Ihrem Hund anschliessend eine Pause.
  • Zeitschema Klick-Belohnung mit Sekundenzähler (ohne Hund)
  • Hierbei sind Sie schon voll drin im «Klickertraining». Bedenken Sie, dass Sie das Verhalten, dass Sie «markieren» fördern und festigen. Prüfen Sie daher vorab, welches das erste Verhalten ist, das Sie Ihrem Neuzugang beibringen möchten. Dieses sitzt später meist am besten.
  1. Hand in Ruheposition
  2. «Klick»
  3. Hand geht zum Leckerli
  4. Leckerli liegt auf dem Tisch
  5. Hand ist wieder in RuhepositionDie sehr kurze Verzögerung zwischen dem Markersignal und der Belohnung bewirkt, dass tatsächlich der Ton konditioniert wird und nicht Ihre Handbewegung. Zusätzlich wird direkt eine kleine Zeitbrücke mitkonditioniert. Diese kann später gut ausgeweitet werden und bietet Ihnen Handlungspuffer. Wenn Sie mit Locken arbeiten, entfällt diese Vorgehensweise zwar erst mal, diese wird aber später sehr schnell wieder aufgegriffen, um von den Leckerchen als Lockmittel wegzukommen.     Text: Katrin Schuster

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geschrieben von:
Katrin Schuster

Katrin Schuster

Katrin Schuster (Jahrgang 1979) ist Tierverhaltenstherapeutin und gelernte Laborfachfrau für Veterinärmedizin (V-MTA). Als Dozentin für ethologische und veterinärmedizinische Themen gibt sie ihr breites Wissen an angehende Verhaltensberater, Tierheilkundige und Tiermedizinische Praxisassistenten in verschiedenen Schulen weiter. Neben der gesundheitlichen Abklärung bei Verhaltensauffälligkeiten liegen ihr die tiergerechte Haltung sowie der respektvolle und faire Umgang zwischen Tier und Mensch am Herzen. Katrin Schuster arbeitet mit Tierpsychologen, Fachtierärzten und Tierheilpraktikern eng zusammen.

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