Surfpartie mit Hund

Können Hunde surfen? Wollen sie das überhaupt? Und ist es gut für sie? Ein Besuch am Atlantik, wo es sogar eine Hundesurfmeisterschaft gibt.

Sonntagmorgen in Biarritz an der französischen Atlantikküste. Vielversprechende Wellen sind für heute angesagt und zudem scheint die Sonne. Gefühlt jeder, der ein Surfbrett zu Hause hat, bricht auf zur Côte des Basques, dem weiten Stadtstrand am Fuss der Klippen. Und alle haben es eilig, denn gern möchte man einer der ersten sein, die Wellen für sich alleine haben. Bei Bastien Desvergnes zu Hause ist es der kleine Hund Al, der am meisten drängt. So schnell kommt er die Wendeltreppe heruntergeflitzt, dass es ihm beinahe die Beinchen wegnimmt. Er schaut nach oben, bellt kurz und auffordernd. «Na komm schon!», scheint er seinem Herrchen zu signalisieren. «Wir wollen Wellenreiten!» Tatsächlich surft der Parson Russell Terrier mit Leidenschaft und regelmässig. Er steht auf der Nose, also auf der Spitze des Bretts, und saust mit seinem Herrchen die Welle entlang.

Jetzt belädt Bastien im typisch baskischen Innenhof, umgeben von Fassaden mit weinroten Fensterläden, bepflanzt mit Hortensien, seine mattschwarze Vespa. Seitlich hat der Motorroller Halterungen, in die das Stand-up Paddleboard gesteckt wird, dazu ein langes Paddel aus Karbon. Der zehn Jahre alte Terrier bekommt eine Rennfahrerbrille auf, denn er hat empfindliche Augen, die den Fahrtwind nicht mögen. In die Rettungsweste, die Al bereits anhat, steckt Bastien noch eine Gassitüte und einen Tennisball. Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht einsammeln, kommen in Biarritz bei keinem gut an. Gerade die Surfer, die in der Regel barfuss mit ihrem Board unterm Arm zum Meer laufen, würden es gar nicht lustig finden, in eine Hinterlassenschaft zu treten. «Allez, monte!», ruft Bastien seinem Hund zu, schwingt sich selbst in Boardshorts und Flip-Flops auf den Sitz, klappt den Ständer ein und kurvt hinaus in die engen Gässchen und hinunter in die Bucht, vorbei an kleinen Bäckern, edlen Konditoren, Brasserien, Immobilien- und Surfshops. Die Meeresbrise schlägt ihnen schon an der nächsten Ecke entgegen. Al streckt immer mal wieder verwegen den Kopf zur Seite hinaus und schon drei Minuten später sind sie am Spot (der Stelle, wo man surfen geht), spüren die ersten neugierigen Augen auf sich gerichtet.

 

Wie der Hund aufs Board kam

Es ist schon acht Jahre her, als Bastien zum ersten Mal auf die Idee kam, dass Al mitsurfen könnte. Allerdings machten sie das nur ab und zu, denn es war nicht perfekt. Der kleine Terrier rutschte auf dem Board, bis Bastien gemeinsam mit einem Board-Hersteller vor zwei Jahren die Lösung fand und sein Brett mit entsprechend rutschfreien Pads beklebte. Seither gehen sie regelmässig gemeinsam aufs Wasser – wenn die Bedingungen gut sind, jeden Mittag. So kann Al an der Faszination seines Herrchens für Wellen und Surfen teilhaben. Und Bastien freut sich über das Miteinander jenseits vom Gassigehen. Damals war er hier an der Küste der einzige und bis heute ist er der einzige, der das konsequent macht. Jeder kennt ihn, aber immer noch gibt es viele, die mit dem Finger aufs Wasser zeigen und erstaunt rufen: «Regarde!» (Schau mal da!) Der Anblick zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht. Vielleicht auch, weil man ganz deutlich sieht, wie viel Spass der kleine Terrier dabei hat und wie konzentriert sein Herrchen darauf achtet, dass ihm nichts passiert. Hat Al doch mal keine Lust, springt er vom Brett und schwimmt an Land. Das allerdings versucht Bastien zu vermeiden, denn er will nicht, dass Al unter eine Welle kommt und Wasser schluckt.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Ausgabe 4/16.

geschrieben von:
Anja Martin

Anja Martin

Anja Martin (*1970) ist freie Journalistin in Berlin. Schwerpunkte: Reise und Lifestyle. Ausbildung: Volontariat und Ethologiestudium. Vier Jahre lebte sie an der französischen Atlantikküste, wo sie bis heute regelmässig hinfährt. Dort lernte sie auch Bastien und Al kennen, das surfende Herrchen-Hund- Duo. Sie selbst besitzt einen Husky-Mischling – ohne Surferfahrung.

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