Streuner auf dem Sofa

Immer mehr ausländische Strassenhunde landen in der Schweiz, nicht immer aus edlen Gründen. Der Trend birgt Gefahren. Wer aber einige Regeln beachtet, kann viel Freude haben mit ehemaligen Streunern.

Text: Andreas Krebs

Domingo kämpfte sich mehr schlecht als recht auf Spaniens Strassen durch. Dann wurde er von einer lokalen Tierschutzorganisationen eingefangen, tierärztlich versorgt und in die Schweiz vermittelt. Bella vegetierte in einem griechischen Tierheim, bis sich eine Schweizerin in sie verliebte und sie kurz entschlossen mit nach Hause nahm. Am Strand von Ibiza siechte Brandon dem Tod entgegen. Dann kam ein weiterer Gutmensch, nennen wir ihn Ralf, und erbarmte sich der abgemergelten Kreatur, brachte sie ins Hotel und dann, nach vielen Telefonaten und Fahrten zu Ämtern und Ärzten, in die Schweiz. Ärger am Zoll: Papiere fehlten. Der Hund kam in Quarantäne; Ralf fuhr nach Hause. Telefonierte, ärgerte sich, bekam dann doch die nötigen Dokumente, holte Brandon endlich nach Hause. Doch die Hausverwaltung tolerierte keine Hunde, die nicht erzogen sind. Sie zogen um, hatten nun sogar ein Gärtchen. Eine Woche nach der Einweihete, riss Brandon aus, rannte auf die Strasse und wurde überfahren ‒ ein Schicksal, das so manchen ausländischen Strassenhunde ereilt in der stark befahrenen Schweiz.

Auch Domingo und Bella bekamen die Chance in diesem dicht besiedelten Land. Sie erfreuen sich ihres zweiten Lebens.

Kastrationen lindern Leid

20 687 ausländischen Hunde (nur ein Teil davon sind Strassenhunde) wurden letztes Jahr in der Schweiz registriert. Das sind satte 43,9 Prozent der neu registrierten Hunde.
Zum Vergleich: In Europa werden jedes Jahr rund eine Million Strassenhunde vergiftet, überfahren, erschossen, gehängt und zu Tode geprügelt, oder sie verhungern auf der Strasse oder leiden in Tierheimen, die diesen Namen nicht verdienen. Vielerorts hat die Überpopulation System – wir berichteten darüber in der Ausgabe 3/12 («Das System Canile», zu lesen unter www.hundemagazin.ch/Lesestoff/Diverses).

Priorität im Sinne des Tierschutzes muss die Geburtenkontrolle haben. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kastration die wirksamste Methode ist, um die Population und damit das Elend der Strassenhunde langfristig zu mindern. Werden Strassenhunde getötet, wie es in vielen Ländern häufig passiert, sind die Lücken rasch wieder mit neuen Würfen gefüllt. Wird ein «armer Hund» von einem «reichen Ausländer» gerettet, verändert das nichts an der katastrophalen Lage vor Ort.

Die Situation ist elend, die Behörden sind überfordert ‒ oder schlicht nicht interessiert am Thema. Dabei müsste es landauf, landab gross angelegte Kastrationsaktionen geben. Doch die kosten Zeit und Geld. Mit beidem können Tierfreunde seriöse Organisationen unterstützen, die die Herkulesaufgabe wenigstens in Angriff nehmen.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Andreas Krebs im Schweizer Hunde Magazin 7/2013.

Hier können Sie den Artikel aus dem Magazin als PDF ansehen

geschrieben von:
Andreas Krebs

Andreas Krebs

Bevor er laufen konnte, beobachtete Andreas Krebs vor allem Schnecken, Käfer und Ameisen. Bald faszinierten ihn auch schnellere Tiere wie Katzen und Hunde. Heute ist er Journalist und schreibt vor allem Reportagen und Porträts über Themen aus den Bereichen Umwelt und Gesellschaft. So will er dem Leser die Wechselwirkung Mensch-Natur-Mensch bewusst machen. Ausserdem schreibt Andreas Krebs Biografien. www.aufrad.ch

2 Kommentare zu “Streuner auf dem Sofa

  1. Alexander Schillack

    Hallo,

    wie kann man von vermeintlich sachkundigen Menschen nur immer wieder lesen, dass die Kastration die einzig wirksame Maßnahme gegen die überpopulation und damit verbundenes Leid sei. Jeder, der ein wenig Ahnung von den Hormonsystemen der Hunde hat und sich mit den Folgen der Kastration beschäftigt, wird bestätigen können, dass die Sterilisation viel sinniger wäre.

    MfG,

    Alexander Schillack

    Antworten
    1. Patrick Bachofner

      Stimmt nicht. NUR KONSEQUENTES STERILISIEREN/KASTRIEREN KANN DIE SITUATION LANGFRISTIG VERBESSERN!! Ich beschaeftige mich mit diesem Problem seit Jahren, hauptberuflich, und kenne das Elend der „Randagi“ nur zu gut. Die sogenannten „Canile“, die pro Hund/Tag von den Kommunen bezahlt werden, sind, und auch das muss erwaehnt werden, IMMER mit der Mafia verbandelt.

      Antworten

Ihre Meinung interessiert uns – Kommentar schreiben


Name (erforderlich)

Webseite