Bereits seit längerer Zeit zeichnet sich ein alarmierender Trend ab: Sowohl bei Menschen als auch bei Hunden nehmen Angststörungen und Angstprobleme kontinuierlich zu und damit auch der Konsum von Psychopharmaka.
Dahinter steckt offensichtlich auch die weitverbreitete Auffassung, immer und zu jedem Zeitpunkt funktionieren zu müssen in einer Welt, die dem Individuum immer seltener Schwächen und Ausfälle zugesteht. Was nun unsere Hunde betrifft, so bleibt auch für diese eine zunehmende Urbanisierung mit Lärm und Hektik oder gestressten Hundehaltern nicht ohne Folgen. Aber auch Zuchtstandards, die das Augenmerk mehr auf das Exterieur richten als auf die Gesundheit und ein gutes Nervenkostüm, sind in diesem Zusammenhang zu nennen sowie Auslandshunde aus «Billigproduktionen». Diese wurden oft viel zu früh und krank der Mutter weggenommen und fallen später oft durch Verhaltensprobleme auf.
Eine Entwicklung zum steigenden Konsum von Tranquilizern (Psychopharmaka, die angstlösend und entspannend wirken) und zu Sedativa (Beruhigungsmitteln, die eine allgemein beruhigende beziehungsweise aktivitätsdämpfende Wirkung haben) bei Hunden und Haustieren ist nicht nur in Mitteleuropa zu beobachten: Schon vor Jahren schätzte das Wirtschaftsblatt «The Economist», dass allein der US-Psychopillen-Markt für Heimtiere jährlich fast eine Milliarde Dollar erreicht.
Während in früheren Jahren Anfragen von Hundehaltern nach Beruhigungsmitteln für ihre Hunde und auch für andere Haustiere in Tierarztpraxen hauptsächlich in den Tagen vor Silvester gestellt wurden, zeigt sich heute ein ganz anderer Trend. Längst ist eine ganzjährige Nachfrage nach Sedativa oder Tranquilizern für Hunde aus verschiedensten Gründen zu beobachten. Als Gründe dafür werden Angst vor dem Alleinsein, Trennungs- und Verlustängste oder Reisen, aber auch schon einfache Autofahrten angegeben. Der Konsum von Medikamenten, wie zum Beispiel Clomicalm, Selgian oder Vetranquil mit dem Wirkstoff Acepromazin, einem Sedativum und Neuroleptikum, steigt.
Selbst bei Symptomen, die in der Regel dem hundlichen Normalverhalten zuzuordnen sind, wie einer gezeigten Unruhe, einem länger anhaltenden Bellverhalten oder bei Anpassungsschwierigkeiten an neue Umweltbedingungen, wird nach Aussagen von Tierärzten bereits zur «schnellen Pille» gegen die sogenannte Angst gegriffen. Natürliche Reaktionen werden damit häufig unterbunden. Auch scheint manchen Zeitgenossen nicht klar zu sein, dass Reize, wie laute Musik als Dauerbeschallung oder Feuerwerk für viele Hunde den blanken Horror bedeuten. Dies nicht nur wegen der Reizüberflutung, sondern auch, weil die meisten Hunde diese Spektakel als bedrohlich erleben und nicht einordnen können. Häufig ist zu beobachten, dass sich die Panik vor Feuerwerk über die Jahre sogar noch verstärkt und manifestiert.
Dabei würden häufig schon einfache Massnahmen die Situation entschärfen, zum Beispiel wenn der Halter mit seinem Hund einen ruhigen Raum aufsucht, dort die Rollläden herunterlässt, gedämpfte Musik abspielt und seinen Hund in den Arm nimmt, sofern dieser den Körperkontakt möchte.
Ein erfahrener Tierarzt berichtete, dass er ausserdem bei seinem Hund, einem zehn Kilo schweren Terrier, sehr gute Erfahrung damit machte, diesem an Silvester zweimal in Abständen von drei Stunden als einziges «Medikament» einen kleinen Esslöffel Eierlikör zu verabreichen. Die meisten Hunde mögen Eierlikör und in angepassten Mengen und seltenen Gaben ist dieser auch nicht schädlich für den Vierbeiner. Selbstverständlich reichen diese Vorschläge bei gravierenden Angststörungen oder gar Panikattacken nicht aus.
Alternativer Einsatz von Medizin
Für leichtere Fälle von Angststörungen empfehlen Tierärzte Mittel wie beispielsweise ein Pheromonhalsband oder einen Pheromonverdampfer für die Steckdose. Pheromone kennen Hunde aus ihrer Welpenzeit, denn diese Hormone werden von der säugenden Hündin produziert, darum vermittelt es Geborgenheit. Auch das Produkt Zylkène wird von Tierärzten empfohlen. Hierbei handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel, welches Alpha-Casozepin enthält und aus Milcheiweiss extrahiert wird. Weiter gibt es pflanzliche Alternativen, zum Beispiel auf der Basis von Melisse und Johanniskraut, die Ängste bei Haustieren zumindest lindern. Auch Baldrianpräparate können helfen. Ebenso wird das Nahrungsergänzungsmittel «Pro Quiet» zuweilen von Tierärzten empfohlen. Es enthält L-Tryptophan, Taurin, Hopfen, Kamille, Bierhefe, die Vitamine B 3, B 6, B 12, Ingwer und Folsäure. Nebenwirkungen wie Benommenheit, Teilnahmslosigkeit oder Einschränkungen in der Motorik wie bei «harten» Psychopharmaka sind somit kaum zu erwarten.
Eine verbesserte Wirkung kann dazu insbesondere über ein fundiertes Verhaltenstraining, eine Stärkung der Umweltsicherheit eines Hundes, über regelmässigen Ausdauersport oder Wanderungen in der Natur erzielt werden, ebenfalls über ein verändertes Ernährungsmanagement. Dass diese Möglichkeiten zu wenig genutzt werden, zeigt die steigende Nachfrage nach Psychopharmaka oder der Einkauf von Nahrungsergänzungsmitteln über das Internet. Darunter sind auch Angebote wie Oxytocin-Nasensprays, die angeblich gegen Ängste bei Hunden und Katzen helfen sollen.
Tierschutzrelevante Anwendung von Acepromazin
Psychopharmaka mit dem Wirkstoff Acepromazin werden nicht nur für Silvester besorgt. Acepromazin ist ein starkes Sedativum und Neuroleptikum. Dabei wird der Hund in seinen Bewegungen eingeschränkt, während sich aber sein Gehör nicht verschlechtert. Die für den Hund beängstigende Geräuschwahrnehmung, aufgrund der Botenstoffe ausgeschüttet werden, also Neurotransmitter wie zum Beispiel Adrenalin oder Noradrenalin, bleibt somit bestehen. Diese Stresshormone werden in den Blutkreislauf ausgeschüttet und das Herz beginnt schneller zu schlagen. Während der Blutfluss in der Haut und in den Organen abgesenkt wird, steigt er in der Muskulatur; damit wird der Organismus auf Flucht oder Abwehrverhalten vorbereitet. Aber genau dieser Prozess wird durch diese Medikamente häufig verunmöglicht, da Sedativa und Neuroleptika wie Acepromazin die Fluchtmechanismen massiv einschränken. Der Hund wirkt scheinbar ruhig, ist aber faktisch handlungsunfähig und hat trotzdem Angst. Die daraus resultierende Erfahrung fliehen zu wollen, aber nicht fliehen zu können, ist für den Hund ganz besonders schlimm und bleibt in seinem Gedächtnis. Damit verschlimmert sich für ihn die Silvesterknallerei um einen weiteren gravierenden Negativfaktor, den wir überhaupt nicht einschätzen können. Auch Menschen erleben dieses Ausgeliefertsein teilweise bei der Einnahme von Psychopharmaka und beschreiben dies in ähnlichen Zusammenhängen als sehr grausame Erfahrung.
Bei vielen Angststörungen von Mensch und Hund handelt es sich um ein Ungleichgewicht des Hirnstoffwechsels. Dabei spielen Neurotransmitter, die der Informationsübertragung im Gehirn dienen, eine wichtige Rolle. Die Botenstoffe nutzen dabei Nervenzellen, um die jeweiligen Informationen zu übertragen. Derzeit sind wissenschaftlich etwa 100 Botenstoffe bekannt. Der Neurotransmitterhaushalt ist höchst komplex und längst noch nicht vollständig erforscht. Hinzu kommt, dass Hirnstoffwechsel, Hormon- und Immunsystem dabei fein abgestimmt ineinandergreifen. Neurobiologen betonen, dass selbst bei Oxytocin-Nasensprays, wie bei so manch anderen Medikamenten, die unkontrolliert über den Internethandel bezogen werden können, nicht bekannt ist, wo und wie diese genau bei jedem Individuum wirken. Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller aber werben damit, ganz ohne Nebenwirkungen das Gleichgewicht des Neurotransmitterhaushalts wiederherzustellen. Doch die Frage, ob bei jedem Individuum und Organismus Nahrungsergänzungsmittel nebenwirkungsfrei bleiben, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert.
Ungleichgewichte im Neurotransmitterhaushalt, auch ob zu viel oder zu wenig Neurotransmitter vorhanden sind, ob Rezeptoren blockiert oder modifiziert sind, stellen mitentscheidende Faktoren dar. Ausserdem können sich mit der Zeit Veränderungen bei der Signalübertragung oder bei den Rezeptoren ergeben. Wichtige Neurotransmitter bei Angststörungen sind Dopamin und Serotonin.
Hauptursachen für Ängste, Stress und mangelnde Stressbewältigung:
– Hektische, chaotische und zu laute Umgebung
– Seelisch chronisch unausgeglichener Hundehalter mit für den Hund unberechenbaren Verhaltensmustern
– Schlechte nährstoffarme, unausgewogene Ernährung, auch in Bezug auf den Kalorienverbrauch über Bewegung, Gesundheit und das Alter des Hundes
– Zu wenig Schlaf und Ruhephasen
– Deprivationserscheinungen durch Reizentzug, Reizarmut, auch bedingt durch zu wenig Umwelt- und Lebenserfahrungen
– Genetische Disposition (schwaches Nervenkostüm)
Stressabbau und Neuropsychologisches Management
Hundehalter können sehr viel dazu beitragen, Stress bei ihren Hunden abzubauen, damit das Gehirn des Hundes sozusagen wieder in ein chemisches Gleichgewicht kommt. Zu bedenken gilt es auch, dass eine Stressreaktion nicht sofort nach Entfernung eines Stress auslösenden Reizes beseitigt ist. Es kann mehrere Stunden dauern, bis die Stresshormone abgebaut sind.
Ernährungsumstellung
Vor allem eine Unterversorgung mit Serotonin sollte vermieden werden. Ein Mangel dieses Schlüsselelements führt häufig zu hyperaktiven Funktionsstörungen, zu Aggressivität, Angst, Lernstörungen oder Impulsivität. Durch eine tryptophanhaltige Ernährung wird Serotonin im Körper gebildet. Tryptophan ist eine Aminosäure, die in Konkurrenz zu anderen Aminosäuren wie dem Tyrosin steht, welches die Aufnahme von Tryptophan behindert.
Eine Reduzierung von proteinhaltiger Nahrung, dafür mehr Kohlehydrate wie brauner Reis, Bananen, Spinat, Süsskartoffeln, Gerste, Karotten, Erbsen, roter Paprika, Tofu, Vitamin B-Komplex oder reines Vitamin B 6 ist zu empfehlen. Der Hund sollte zuerst die proteinhaltige Nahrung erhalten und während er das Protein verdaut, sollten die Kohlehydrate verabreicht werden (Quelle: James O’Heare, «Die Neuropsychologie des Hundes»).
Verhaltenstraining
Ein Verhaltenstraining ist wichtig, wobei Hunde kontrolliert und für sie gut verträglich regelmässig mit verschiedenen neuen Geräuschen, neuen Situationen und Herausforderungen konfrontiert werden. Diese Neuerfahrungen sollten jeweils einen guten Abschluss haben, damit Hunde dabei eine positive Erfahrung verknüpfen.
Zielsetzungen des Verhaltenstrainings
– Verbesserung der Umweltsicherheit des Hundes
– Verbesserung der Stressresistenz
– Breitere Erfahrungsbasis, auf die der Hund zurückgreifen kann
– Entwicklung seiner Bewältigungsstrategien – auch bei inneren Konflikten
– Stärkung der Bindung zum Halter, damit Hunde über diesen als «Anker» die urbanisierte Welt erkunden können, im vollständigen Vertrauen auf ihn als Bezugsperson
Bewegung und Ausdauersport
Längst ist erwiesen, dass regelmässige Ausdauerbewegungen die Endorphin- und Hormonproduktion anregen. Dies sollte unter Berücksichtigung der Fitness des Hundes erfolgen. Hervorzuheben ist, dass dabei gleichzeitig die Cortisol- und Adrenalinspiegel exorbitant abfallen in einer Weise, wie es weder Psychopharmaka noch Nahrungsergänzungsmittel schaffen.
Mentale Stressbewältigungsprogramme
Hunde können über die Kombination von Konzentrationsübungen mit einer für sie zu bewältigenden Aufgabenstellung selbst lernen, Stressbewältigungs-Strategien zu entwickeln. Das Training sollte aber beendet sein, bevor ein Hund Überlastungs- und Stress-Symptome zeigt. Eine mentale Stimulation des Hundes mit gleichzeitig bindungsfördernden Trainingselementen wirkt sich ebenfalls günstig auf die Stressresistenz aus.
Fazit
Psychopharmaka für Hunde sollten nur im Einzelfall und dann mit Begleitung eines mit Hundverhalten erfahrenen Tierarztes in Betracht gezogen werden. Tierärzte befürworten in diesen Fällen nach heutigem Stand eine zeitlich begrenzte Gabe von Benzodiazepinen wie Diazepam oder Alprazolam, keinesfalls aber von Acepromazin, was früher sehr häufig verabreicht wurde.
Da chemische Sedativa oft starke Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen für Hunde haben und sie eventuell sogar das Gegenteil der erwarteten Wirkung auslösen können, sollten zuerst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Patentlösungen gegen Ängste bei Hunden, die ohnehin sehr differenziert zuvor abgeklärt werden müssen, gibt es nicht. Hier sind wir als Hundehalter in der Pflicht, verantwortungsvoll eine genaue Abwägung zu treffen und fachlichen Rat durch erfahrene und gut ausgebildete Tierpsychologen und/oder Tierärzte einzuholen.
Text: Dr. Barbara Wardeck-Mohr
Acepromazin ist ein Phenothiazinderivat und ein Neuroleptikum sowie Sedativum und ist unter den Produktbezeichnungen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan erhältlich. Acepromazin wurde früher häufig an Silvester eingesetzt und man stellte oberflächlich betrachtet eine gute Wirksamkeit fest. Doch heute weiss man, dass die Hunde nur körperlich ruhiggestellt werden. Das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Tiere wird durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt. Der Hund hat also nicht weniger Angst, er ist einfach unfähig Reaktionen zu zeigen. Somit kann die Angst mit diesem Mittel noch verstärkt werden.
Das ist wirklich ärgerlich. Fast alle Artikelschreiber zum Thema Panik bei Hunden fühlen sich berufen vor Psychopharmaka zu warnen, geben aber keine wirksame Alternative. Vorschläge, wie Ernährungsumstellung, ruhiger Raum oder Workout sind einfach lachhaft, wenn man einen Hund hat der im wahrsten Sinne des Wortes die Wände hochgeht, aus dem 1.Stock springt, Türstöcke rausreißt und sich mehrfach selbst verletzt hat, wenn es donnert. Ich suche nach einer Lösung um diesen herzensguten Hund nicht einschläfern zu müssen und dazu brauche ich ein gutes Medikament, dass der Hund den ganzen Sommer durchnehmen kann.
Dr. rer. nat. Barbara Wardeck-Mohr schreibt völlig richtig schreibt:
„Patentlösungen gegen Ängste bei Hunden, ……….. gibt es nicht.
Hier sind wir als Hundehalter in der Pflicht, verantwortungsvoll eine genaue Abwägung zu treffen und fachlichen Rat durch erfahrene und gut ausgebildete Tierpsychologen und/oder Tierärzte einzuholen.“
Ursache angehen und nicht Symptome bekämpfen!
Man kann das Problem aber auch auf Eis legen und seinen Hund den Sommer über einfach „Dauer sedieren“.
O.K., dass Sie ein Problem haben verstehe ich. Aber wieso dem Hund den ganzen Sommer ein Medikament geben? Was ist im Sommer ander als im Winter?? Bei Feuerwerk koennten Sie mit Ihrem Hund ein paar Tage wegfahren wo kein Geknalle ist. Ganz ehrlich, wahrscheinlich haben Sie selber das meiste dazu beigetragen, dass der Hund sich so verhaelt. Das ist bestimmt kein ANgriff, ich habe mit meinem jetzigen Hund auch ein paar Probleme, von denen ich weiss, dass ich sie wohl selber mit verursacht habe. Aber das wollen Sie jetzt wahrscheinlich wieder nicht hoeren. Nur eine schnelle Loesung muss her. Als erstes muessen sie selber mal ganz ruhig und entspannt bleiben, auch wenn ihr Hund wieder grosse Panik schiebt. Nur an Ihnen kann er sich orientieren und beruhigen. Leider ist das sehr schwer ansonsten sind Sie fuer diesen HUnd nicht der richtige Halter. Hunde legen bei den verschidensten Menschen in den selben Situationen ganz anderes Verhalten an den Tag. Sie brauchen in erster Linie ein Rudel dass Sicherheit vermittelt und vielleicht sind sie fuer ein anderes Tier ja genau die Richtige.
Ich finde diese Parolen von wegen „wenn das Rudel ruhig ist“ so ingaublich. Punkt 1:wir bilden mit unseren Hunden Kein Rudel, selbst eine Hundegruppe ist kein Rudel. Die Hunde sind intelligent genug, um uns nicht als Hund anzuerkennen. Ich bin eine sehr ruhige Hundehalter in. Dennoch hat mein Hütehundmix im Alter nun innerhalb kurzer Zeit starke Geräuschängste entwickelt. Zum einen ist dies bei diesen Rassen häufig, zum anderen kommt nun auch seine im Alter veränderte auditive Aufnahme der Geräusche dazu
Hier zu meinen, daß Problem hätte ich verursacht oder reine Ruhigbleiben würde dem Hund helfen, ist so unglaublich lachhaft. Es gibt genau eine Sache, die in diesen Situationen hilft. Die Wohnung zu verlassen und nach Draußen zu gehen. Das geht aber nicht immer. Auch ich war schon so verzweifelt, da es dem Hund in den Hochphasen so schlecht geht, bei der Tierärztin nach unterstützenden Medikamenten zu fragen, da weder Futter, noch Ablenkung, der Versuch der Gewöhnung an Geräsusche, noch pflanzliche Mittel, Thundershirt, Zylkene und Co. auch nur Ansatzweise greifen. Das wäre so, als ob man einem Kriegsflüchtling bei Knallgeräuschen Ein Bällchen zuwirft und sagt, fülle mal Vitamin B und Magnesium auf, dann wird das schon wieder. Tiere verändern sich im Alter und gerade von Hütehunden kenne ich nun einige Fälle, die im Alter leider wohl genetisch sehr ängstlich werden und plötzlich viele Geräuschtrigger haben. Das erst mal auf die Besitzer zu schieben geht mir wirklich so unglaublich auf die Nerven. Nicht jedes „Fehlverhalten“ (und als solches würde ich Angst sowieso nie bezeichnen) wird durch den Mensch mit ausgelöst. Viele Besitzer machen es sich alles andere als leicht!!! Aber irgendwann steht man vor der Frage, wie man jetzt weitermacht. Wenn man dann an Psychopharmaka etc. denkt, heisst es nicht, dass man es sich leichtmachen will!
ich habe seit fast 8 Jahren einen Hund aus ursprünglich schlechter Haltung bei mir der im Prinzip lieb und willig ist, leider aber geistegestört, unberechenbar, so denn er sich oder uns bedroht fühlt (was bei jeder Fliege die zu laut brummt möglich ist) kann er auch durchaus gefährlich werden. ICH komme langsam aber sicher an meine Grenzen. Es regt mich tierisch auf, dass die selben Leute die ohne jegliche Probleme bereit sind Kinder mit Ritalin vollzustopfen bei Hunden plötzlich anfangen vorsichtig zu werden. Wenn ich nicht bald eine Möglichkeit finde diesen verrückten Hund ruhiger zu stellen, dann kann ich irgendwann mal echt für nichts mehr garantieren– es wäre Schade, er ist im Grunde ein Lieber.
Wir machen ähnliche Erfahrungen bezüglich der Meinung gegen Medikamente. Bisher haben wir es mit Homöopathie und anderen Methoden wie sehr sehr viel Bewegung und Pheromonstecker versucht. Unser Problem ist aber nicht, dass wir einen ängstlichen Hund haben, sondern einen, der sehr leicht reizbar ist (für uns oft auch aus nicht ersichtlichen Gründen), komplettes Austicken ist fast täglich vorhanden. Mittlerweile können wir sie teilweise relativ rasch wieder beruhigen. Ratschläge wie „geht mehr spazieren“ oder „bindet sie doch an“ kommen von überall. Wir sind schon zwischen 2.5 und 3 Stunden täglich mit dem Hund im Wald unterwegs. Nach knapp 2 Stunden Ruhe ist sie schon wieder voll fit und demoliert die Wohnung oder gräbt den Garten um. Sie kommt einfach nicht zur Ruhe, und wenn, dann nur für ganz kurze Zeit. Sie ist unser 4. Hund, wir haben also nicht eine falsche Vorstellung, sondern sehen einfach, dass sie sehr anders ist als alle bisherigen. Sie ist auch nicht allein, hat einen Hundekumpel, kommt regelmässig mit anderen Hunden zusammen, was auch super klappt. Am Ende lernt man mit dieser zappeligen Rastlosigkeit irgendwie zu leben, aber einfach ist das nicht immer. Wir würden gerne mehr tun um ihr diese innere Unruhe zu nehmen, aber man bekommt nur bedingt Informationen.
Vermutlich kommt meine Reaktion für Sie zu spät, aber vllt. hilft es anderen: Meine Hündin ist aus dem Ausland und daher traumatisiert und mit dem Kulturschock völlig Reizüberflutet. Ich wollte Ihr auch anfangs durch freie Bewegung helfen ihren Stress abzubauen. Heute weiß ich, dass in diesem Zusammenhang weniger mehr ist, also erstmal fast nur zu Hause und extrem reizarm. Außerdem ist meine Hündin wesentlich selbstbewusster geworden, seitdem ich sie substituiere mit Schilddrüsenhormon. Leider finden noch immer die meisten TÄ, dass „im Referenzbereich“ genügt. Mit Unterstützung durch einen Tiermediziner und Verhaltenstherapeuten und auf seine Empfehlung hin habe ich mich getraut, die SDU endlich ernst zu nehmen und verabreiche ihr soviel Tyroxin (Schilddrüsenhormon), dass sie endlich an der oberen Grenze der Referenzangaben liegt. Nun ist sie endlich in der Lage zu lernen, was bei soviel Stress ja nicht möglich war. Jammerschade, dass noch immer so wenige TÄ dafür aufgeschlossen sind. Ich beobachte auch häufig das Gegenteil. Ich meine Hunde, die ruhig und bequem im Verhalten sind, wo ich mir sicher bin, dass das eher apathisch ist, ein Symptom der Schiddrüsenunterfunktion. Viel Erfolg bei der Suche nach einem guten TA und beim dazugehörigen Training.lg Bara
Guten Tag,
Wollte mal fragen wo man die Tabletten bekommt, wir haben ein Angsthund er kommt aus Ungarn aus der Tötung. Wir habe schon viel Sachen ausprobiert aber keines wirkt sie hat immer noch sehr viel Angst von anderen Hunden und Lärm und Menschen.Wenn sie mir einfach eine E-Mail schreiben könnten
MfG
Thomas Bosch
Guten Tag Herr Bosch
Wie im Beitrag beschrieben, sind Psychopharmaka nur unter bestimmten Umständen sinnvoll und müssen unter ärtzlicher Anleitung verwendet werden.
Wenden Sie sich bitte an einen auf Verhalten spezialisierten Tierarzt.
Freundliche Grüsse
Sandra Boucek, Redaktion „Schweizer Hunde Magazin“
Habe auch einen Angsthund aus dem Auslandstierschutz. Zunächst legte er schnell alle Ängste ab und war 4 Jahre lang normal .Er bekam im 3. Jahr, 4 Jahre alt, Schilddrüsenprobleme und wird seitdem substituiert. Dann hatten wir 8 Tage hintereinander schwere Gewitter im Sommer tags und auch nachts . Da ist er völlig durchgedreht, weil es ja praktisch nicht mehr aufhörte . Seitdem unerklärliche Panikattacken, sehr zerstörerisch, im Moment von morgens 5 . 30 bis 8.30. Wir sind unterwegs auch mit anderen Hunden ca 3 Std. tgl.
Autofahren will er seit einem Umzug letztes Jahr auch nicht mehr, vorher gingen auch lange Strecken ohne Probleme. Er fährt etwa 45 Min., danach zerlegt er das Auto. Habe eine stabile Hundebox mit Alustäben gekauft. Dauerte keine 10 Min. Da war 15 cm grosses Loch in der MDFPlatte. Hat einmal den Sicherheitsgurt aus der Verankerung gerissen, raus dem Geschirr mit einem Satz, mit der Pfote die Arretierung des Seitenfensters gelöst und ist aus dem fahrenden Auto raus…. Aus heiterem Himmel kriegt er eine Attacke im Wald und geht nicht vor- noch rückwärts .
Autofahren geht also nicht, Pension geht auch nicht, da nimmt ihn im Sommer niemand wegen der Panikattacken……Bahnfahren wage ich nicht. An Bahnschranken zittert er schon.
Straßenverkehr ist ok, läuft gut am Fahrrad.
Calmin hilft nicht wirklich. Bindung ist sehr gut. Was kann ich tun ?
Ich habe vor 4 Jahren eine Hündin zu mir genommen die ihre ersten 8 Lebensmonate nur in einem Zimmer eingesperrt war und völlig Isoliert von allem leben mußte. Jetzt wurde festgestellt dass sie ein Deprivations- Syndrom hat. Es heißt immer dass diese Tiere viel Routine und eine stressfreie Umgebung brauchen. Ich frage mich jetzt ob ich sie neuen Sachen wie z.B Stadt Menschen und andere Waldwege aussetzen soll oder ob ich weiterhin alles stressige vermeiden sollte.Vielleicht hat ja jemand auch einen Hund mit Deprivations Syndrom der mir einen Tipp geben kann. Liebe Grüße Christine
Mit Interesse las ich den Bericht über Psychopharmaka für Hunde. ich möchte auch meiner 16 Kilo schweren Ungarischen Hirten Hündin wenn möglich auch nicht so viel Beruhigungsmittel geben. Vor 10 Monaten ist sie aus UNGARN ,bei mir eingekehrt ein
Goldschatz, Aber ich weiß nicht womit ich sie vor dem längst fälligen Trimmen motivieren kann, denn nur schon beim Kämmen wollen verzieht sie sich in den hintersten Winkel, und verweigert sich sie anzufassen,(außerhalb dieses Vorgehens sucht sie immer wieder sie sich streicheln zu lassen, ist sehr zugänglich. Ich wäre sehr dankbar wenn ich einen gangbaren Weg finden würde,um dem Kruselkopf wieder ein „freies Fellkieid zu vermitteln.Und das ohne riesen Stress für sie und die Ausführende Friseuse.Gerne erwarte ich von Ihnen ein Produkt das den Stress uberwinden hilft.
Mit freundlichen Grüssen
Agnes Kaufmann
Guten Tag,
mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht und die vielen Kommentare gelesen und hoffe nun, dass mir vielleicht auch jemand einen guten Rat geben kann. Meine zweieinhalb Jahre alte Dobermannhündin ist zwar gut sozialisiert und möchte nur zu gerne alle Kommandos befolgen, doch dabei kommt ihr immer wieder ihre Hyperaktivität gepaart mit sehr schwachen Nerven in die Quere. Weder mehr Training noch mehr körperliche Auslastung haben irgendwelche positiven Effekte gezeigt. Sie ist einerseits ständig hyperaktiv und wild und andererseits gleichzeitig ängstlich. In gewisser Weise erinnert sie mich an ein Kind mit ADHS.
Vielleicht hätte es mir schon merkwürdig erscheinen sollen, dass der Welp sich bei der Abholung immer wieder unter Möbeln versteckte und mehrfach, als der Züchter sie festhielt gepinkelt hat? Ich dachte sie sei nur verunsichert, doch leider hat sich das Angstpinkeln bis heute nicht gelegt, was das Zusammenleben im Haus sehr belastet.
Über Hinweise, wie ich meinem Hund helfen kann bin ich sehr dankbar!
ps: Sie ist mein sechster Hund….