Hunde sind für ältere Menschen eine Bereicherung

Ein Hund im Alter – da gehen die Meinungen oft auseinander. Damit es für Mensch und Tier im Alltag stimmt, sollten einige Kriterien erfüllt sein. Und vor allem muss eine Frage geklärt sein: Was passiert mit dem Hund, wenn der Halter stirbt?

 

Für Elisabeth Graf aus Untersiggenthal war es ein schlimmer Augenblick, als im Dezember 2014 ihre 17-jährige Hündin sterben musste. «Ein Hund gehört zu meinem Leben, denn seit 1956 habe ich ohne Unterbruch immer Hunde gehabt», sagt Graf. Die körperlich und geistig rüstige Seniorin bewohnt ein Eigenheim mit Umschwung, wo sich Hunde frei bewegen können. Weil sie sich durchaus in der Lage fühlt – und man ihr das auch zutraut –, einen eigenen Hund so zu halten, dass seine Bedürfnisse erfüllt würden, hielt die Familie vereint Ausschau nach einem geeigneten neuen Lebensbegleiter. Diesen fand sie schliesslich in der 11 Jahre alten Gioa, die über eine Tierschutzorganisation aus Sardinien vermittelt wurde. Die mittelgrosse Mischlingshündin stellt geringe Ansprüche und ist aufgrund ihrer Herkunft beziehungsweise der Vergangenheit und ihren Erfahrungen eher scheu und unsicher.

Es folgte nach gut einem Jahr das Aufgebot der Gemeinde für den praktischen Sachkundenachweis. So meldete sich Elisabeth Graf mit 90 Jahren notgedrungen für einen Kurs an. Diesen absolvierte sie gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Claudia und deren temperamentvollem Berner Sennenhund Paco in einem privaten Kurs. «Zuerst war es für mich schon etwas befremdend, diesen Kurs machen zu müssen», gesteht sie. Doch aus dem Müssen wurde sehr schnell ein Dürfen. Für beide Kursteilnehmerinnen und auch die Hundetrainerin waren es vier schöne und befriedigende Lektionen, in denen alle Beteiligten für sich etwas mitnehmen konnten. Einen weiteren Kursbesuch könne sie sich durchaus vorstellen, meint Graf und sagt: «Auch für Gioa wäre es sicher eine willkommene Abwechslung.» Auf den SKN-Ausweis sei Elisabeth Graf stolz, erzählt Schwiegertochter Claudia etwas später. In diesem Alter mag es wie eine Auszeichnung sein, einen Hund durch den Alltag führen zu dürfen, und dies sogar mit dem Segen von Amt und Gesetz.

Die Grafs sind sich der Verantwortung bewusst. Claudia Graf, Vizepräsidentin des Schweizer Vereins Berner Sennenhunde in Not, steht zur Unterstützung ihrer Schwiegermutter bereit. Wenn es die Situation bedingt, kann Gioa problemlos und unverzüglich übernommen werden. «Als ich einmal ins Spital gehen musste, hat das bestens geklappt», sagt Elisabeth Graf. Wäre diese Absicherung nicht vorhanden gewesen, so hätte sie sich nicht auf das Wagnis eines siebten Hundes eingelassen. Jetzt hofft Elisabeth Graf einfach, dass sie mit Gioa noch eine möglichst lange Zeit verbringen kann.

Die Hündin geniesst das sorgenlose Dasein und dankt es, indem sie auch Elisabeth Graf viele schöne Momente schenkt. «Wir sind einfach immer füreinander da», sagt Graf über sich und Gioa. Wenn es draussen sehr heiss sei, dann reiche für ihre Hündin durchaus die Bewegung im Garten. Sonst gibt es jeweils einen ruhigen Spaziergang ums Quartier. Ihre Gioa sei eine dankbare Gefährtin, sei gerne an ihrer Seite oder könne sich auch für einige Stunden hinlegen.

 

Hund und Altersklasse 60+

Für kaum eine andere Altersklasse kann der Hund als Sozialpartner eine derart wichtige Bedeutung haben wie für Menschen über 60 Jahre. Oft haben sie jahrzehntelang immer einen Hund gehalten. Die Geschichten ihrer Vierbeiner begleiten sie jeweils ein Leben lang. Der Hund ist gerade für sie weder Ersatz, Kuscheltier noch Sportgerät. Vielfach ergibt sich sowohl bei älteren Menschen als auch bei ihren Hunden eine enorm hohe Lebensqualität durch dieses Zusammenleben. «Es ist eine schöne Beziehung spürbar. Beide schenken einander viel und sind dabei in ihrer Situation glücklich. Da ist kein Druck vorhanden, beidseits auch keine hohen Erwartungen, dafür Sicherheit und gegenseitiges Vertrauen», beschreibt Jacqueline Huber, Grafs SKN-Ausbildnerin, dieses Mensch-Hund-Team.

 

Den vollständigen Beitrag können Sie im SHM 7/16 lesen.

 

geschrieben von:
Roman Huber

Roman Huber

Roman Huber ist Publizist, Hunde- sowie Medienfachmann, hat zwei Hunde und unterstützt als Trainer seine Frau in deren Hundeschule. Er plädiert für eine faire Erziehung bzw. Haltung, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten des einzelnen Hundes und dessen Menschen entspricht. Statt Methoden stellt er die individuelle Begleitung ins Zentrum und Lösungen, die auf Ursachenanalyse basieren sowie verhaltensbiologisch gesehen korrekt sind. www.dogrelax.ch.

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