DO AS I DO – Mach’s mir nach Teil 3

Hunde lernen, indem sie uns nachahmen

Die Trainingsmethode «Do as I do» wurde von Claudia Fugazza, Ethologin im Team von Prof. Ádám Miklósi, Eötvös Universität Budapest, entwickelt. Sie basiert auf Beobachtung und Nachahmung. Der Hund lernt auf Kommando zu imitieren, was ihm vorgemacht wurde. Das soziale Lernen hat bereits unterschiedliche Sparten von «Hündelern» erreicht (siehe Teile 1 und 2). Lesen Sie nun über Grundlagen, Trainingsphasen, Variationen und weitergehende Ausbildungsphasen von «Do as I do», aber auch, wie man bei Claudia Fugazza ein Examen absolvieren kann.

Einführung

«‹Do as I do› bedeutet nicht, den Hund das Imitieren zu lehren. Diese Voraussetzung bringt er bereits mit. Er muss lernen, uns auf das entsprechende Kommando hin zu imitieren», erklärt Claudia Fugazza.

Wie gehen wir richtig vor? Hier die Übersicht der Trainingsschritte:

A) Lernbrücke: Der Hund beherrscht drei Stimmkommandos, die er ohne(!) Gestik und Mimik des Hundehalters ausführt, und er kennt das Kommando «Warte und schau».

B) Trainingsphase 1: Der Hund lernt den Menschen zu imitieren.

C) Trainingsphase 2: Der Hund generalisiert das Gelernte.

D) «Do as I do»-Training: Erweitern, verfeinern und vertiefen.

E) Nächste Ausbildungsphase: Neue Verhaltensweisen werden mit Kommandos verknüpft.

F) Examen bei Claudia Fugazza

Die Lernbrücke als Grundstein

Die Lernbrücke bildet den Grundstein, um überhaupt mit der Trainingsphase 1 beginnen zu können. Sie besteht aus drei Handlungen, die der Hund auf ein rein verbales Kommando hin in der Lage ist auszuführen, zusätzlich muss er «Warte und schau» beherrschen. Dabei unterscheidet man Handlungen, die später für das gezielte «Do as I do»-Training mit oder ohne Hilfspersonen geübt werden können und solche, die ungeeignet sind.

Ein paar Beispiele von Handlungen ohne Hilfsperson:

  • Etwas mit der Pfote berühren.
  • Sich um die eigene Achse drehen.
  • Gib Laut.
  • Mit den Vorderpfoten auf einem Stuhl stehen (oder an einer Wand, an einem Baum).
  • Rolle am Boden.
  • Auf einem Podest stehen.
  • Über eine kleine Hürde springen.

Ein paar Beispiele von Handlungen mit Hilfsperson:

  • Sich neben jemanden setzen.
  • Ein Spielzeug in eine Schachtel legen.
  • Einen verlorenen Gegenstand apportieren.
  • Eine Schublade oder Türe öffnen.
  • Eine PET-Flasche umwerfen.

Weshalb erfordern diese Übungen eine Hilfsperson? Schauen wir uns das anhand der Handlung «PET-Flasche umwerfen» genauer an. Zeigt der Demonstrator dem Hund, wie er die PET-Flasche umstösst, stellt die Hilfsperson, während der Mensch zu seinem Hund zurückkehrt, die Flasche wieder auf, denn der Hund soll ja die Flasche bloss umwerfen, nicht umwerfen und wieder aufstellen.

Ein paar ungeeignete, weil nicht demonstrierbare Handlungen:

  • Eine Acht um die Beine laufen.
  • Über das Bein des Halters springen.
  • Durch einen Reif springen.

Trainingsphase 1

Sobald die Lernbrücke sitzt, kann mit dem eigentlichen Training begonnen werden. Dieselbe Handlung sollte nie mehr als zweimal hintereinander wiederholt werden, sonst besteht die Gefahr, dass der Hund die Handlung mit dem neuen Kommando verknüpft, statt zu imitieren. Die gewählten Aktionen werden in zufälliger, immer wechselnder Reihenfolge geübt. Trainieren Sie in kurzen Sequenzen. Am Anfang darf eine Trainingseinheit nie mehr als sechs oder sieben Handlungen beinhalten. Das neue Training ist für den Hund und für den Hundehalter eine grosse Herausforderung.

Lassen Sie sich hin und wieder von einer Drittperson kontrollieren, eventuell filmen, ob Sie auch wirklich keine ungewollten Mimik-/oder Gestiksignale einsetzen.

Zu Beginn werden die drei Handlungen zum Aufwärmen nochmals durchgespielt. Als Beispiel zur Erklärung des Ablaufs nehme ich die Handlung «Ciao» – der Hund hebt eine Pfote.

Der Hund wird aufgefordert mit «Warte und schau»:

  1. Demonstration der Handlung «Ciao». Während des Vorführens den Blickkontakt zum Hund aufrechterhalten.
  2. Neues Kommando «Do it», der Hund weiss noch nicht, was dieses Kommando bedeutet, deshalb drei bis vier Sekunden warten, damit der Hund nachdenken kann.
  3. Klassisches Kommando «Ciao».
  4. Aktion des Hundes.
  5. Belohnung.

Was sich hier schnell und einfach liest, dauert in der Praxis je nach Hund und dessen Prägung von wenigen Trainingseinheiten bis hin zu mehreren Wochen. Gewähren Sie Ihrem Hund die von ihm benötigte Zeit, loben Sie ihn überschwänglich und mit einer besonderen Belohnung (Lieblingsguetzli oder -spiel), wenn es geklappt hat.

Sobald der Hund die Imitation andeutet, bevor Sie das klassische Kommando aussprechen, beginnt er die Spielregel zu verstehen und Sie können das alte Kommando weglassen. Bieten Sie ihm die Hilfestellung jedoch sofort wieder an, wenn das Imitieren der neuen Handlung doch noch nicht klappen sollte.

Das Training wechselt nun zu folgendem Ablauf: Der Hund wird mit «Warte und schau» aufgefordert:

  1. Demonstration der Handlung «Ciao». Während des Vorführens den Blickkontakt zum Hund aufrechterhalten.
  2. Neues Kommando «Do it» (klassisches Kommando «Ciao» wird weggelassen).
  3. Aktion des Hundes.
  4. Belohnung.

 

Sobald die drei Handlungen für den Hund einfach zu kopieren sind, wird das Training um eine, zwei oder drei, neue Handlungen erweitert. Imitiert der Hund die neue Handlung wie selbstverständlich, können weitere, dem Hund noch nicht vertraute Handlungen eingebaut werden. Bekundet er Mühe mit den unbekannten Aktionen, unterstützen Sie ihn wie in der Trainingsphase 1 beschrieben mit der Lernbrücke.

Am Ende dieser Phase arbeiten Sie und Ihr Hund schlussendlich mit sechs verschiedenen Handlungen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt gleichzeitig das Generalisieren an unterschiedlichen Orten: im Garten, während des Spaziergangs und mit Zuschauer.

«Do as I do»-Training vertiefen

Sobald der Hund das Imitieren von uns Menschen begriffen hat, kann mit komplexeren Variationen des «Do as I do»-Trainings begonnen werden, aber stets mit dem Fokus auf dem, was dem Hund Spass bereitet und ihn nicht überfordert. Vergessen Sie nie: Auch Hunde haben Tageshochs und Tagestiefs. Klappt die Übung nicht, vereinfachen Sie die Aufgabe so stark, bis der Hund sie lösen kann. Dafür erhält er ein grosses Lob und weiter geübt wird – mit seiner Lieblingshandlung – frühestens am nächsten Tag.

Hier ein paar Varianten:

• Eine gänzlich neue Handlung wird demonstriert.

• Eine fremde Person demonstriert die Handlung.

• Zwei bis drei vertraute Handlungen werden aneinandergefügt.

• Hund imitiert die Demonstration nach einer Pause.

• Hund imitiert die Demonstration nach einer Ablenkung.

 

Die nächste Ausbildungsphase:

Neue Verhaltensweisen mit Kommandos verknüpfen

«Der Übergang von einer Ausbildungsphase zur nächsten sollte erst dann erfolgen, wenn in der vorangegangenen Phase gute Ergebnisse erzielt worden sind und der Hund verstanden hat dass ‹Do it› so viel wie ‹Mach’s mir nach› bedeutet», so Claudia Fugazza. Ab diesem Zeitpunkt kann das soziale Lernen «Do as I do» verwendet werden, um den Hund rascher als mit der klassischen Konditionierung neue Verhaltensweisen zu lehren. Die Vorgehensweise ist vergleichbar mit der Trainingsphase 1.

Zur Erklärung wähle ich das Beispiel «Licht» (den Lichtschalter betätigen), zum Beispiel für Hilfshunde.

Der Hund wird aufgefordert mit «Warte und schau»:

  1. Demonstration der Handlung «Licht». Während des Vorführens den Blickkontakt zum Hund aufrechterhalten.
  2. Neues Kommando «Licht». Der Hund weiss noch nicht, was dieses Kommando bedeutet, deshalb drei bis vier Sekunden warten, damit er nachdenken kann.
  3. Vertrautes Kommando «Do it».
  4. Aktion des Hundes.
  5. Belohnung.

Nach einigen gelungenen Ausführungen verzichtet man sowohl auf die Demonstration wie auf das Kommando «Do it». Das Training wechselt nun zu folgendem Ablauf:

1. Neues Kommando «Licht».

2. Aktion des Hundes.

 

3. Belohnung.

Wenn die Übung noch nicht klappt, wird, bis der Hund die neue Handlung mit den Kommando «Licht» verknüpft hat, das Kommando «Do it» als Lernbrücke verwenden.

Seminare und Examen

In der faszinierenden Arbeitsweise der Imitation kann der Wunsch wachsen, einmal persönlich mit Claudia Fugazza trainieren zu können oder sogar bei ihr das Examen «Do as I do» zu absolvieren. Persönlich mit ihr trainieren kann man an ihren Seminaren. Diese bestehen stets aus Theorie- und Praxisteilen (Voraussetzungen Hund beachten).

Für das Examen kann man Claudia Fugazza ab einer bestimmten Gruppengrösse einladen oder man fährt zu ihrer Hundeschule in Como (Italien). Das Examen beinhaltet ebenfalls einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im praktischen Teil arbeitet eine fremde Person mit den Hunden. Verlangt werden mindestens sechs zu imitierende Handlungen. Nach bestandener Prüfung erhält der Hundehalter ein von Claudia Fugazza und Prof. Ádám Miklósi unterzeichnetes Zertifikat. Mehr dazu finden Sie auf Claudia Fugazzas Homepage www.apprendimentosociale.it.

Zum Schluss

Egal ob Sie «Do as I do» zu einer weiteren Form der Beschäftigung für sich und Ihren Hund machen, als ergänzende Form im Therapie- oder Hilfshundesegment wählen, ob Sie das Examen anstreben oder gar in weitere Bereiche vordringen: Ich wünsche Ihnen und Ihrem vierbeinigen Begleiter grosse Freude am gemeinsamen Entdecken des sozialen Lernens und das von Claudia Fugazza geschilderte «Fünkchen Verrücktheit», das uns antreibt, Neues zu versuchen.

Text: Brigitte Knubel, Fotos: Pauline McNamara und Anita Enzler

 

 

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geschrieben von:
Brigitte Knubel

Brigitte Knubel

Brigitte Knubel wuchs mit Zucht (Aktia Inu, Pudel) Hundetraining und Schlittenhundetraining auf. Im praktischem Arbeiten mit ihren diversen Hunden (Rassen), Fachliteratur, Seminaren, hielt/hält sie ihr Wissen auf neuestem Stand. 2010 gründete sie ihre eigene Hundeschule. Schwerpunkt ihrer Schule sind gesselschaftskompatibel erzogene Hunden (Alltagssituationen), Sozialspiele, DO AS I DO und vielfältige Beschäftigungsarten. Sie ist Hundetrainerin, SKN-Trainerin DMT, Ausbilderin für Erwachsene FA 2. www.hundmensch-gemeinsamlernen.ch

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