Die richtige Hundeschule finden

Hier fühlen wir uns wohl!

Wer nach dem obligatorischen Hundehalterkurs mit der Ausbildung seines Hundes weiterfahren möchte, steht oft vor der Qual der Wahl. Unsere Tipps erleichtern die Entscheidung für eine Hundeschule, die passt.

Text: Corinne Hartmann

Der obligatorische Kurs «Sachkundenachweis» (SKN) ist für viele Hundebesitzer der Eintritt in die Welt der Hundeerziehung. Einige verfügen über genügend Wissen, um den Hund selber erziehen zu können. Andere benötigen hingegen eine gewisse Anleitung oder Hilfestellung. Und manchmal schätzen die Hundehalter einfach das gemeinsame Training für den Hund und für sich.

Kynologische Vereine gibt es zahlreiche. Sie sind eine kostengünstige Wahl, wenn es um die Ausbildung des Hundes geht. Die Qualität der Kurse in den SKG-Sektionen steht und fällt mit dem Wissen und Können des jeweiligen Kursleiters und kann daher in einer Sektion sehr unterschiedlich sein. Doch wer sich mit dem Vereinswesen nicht so ganz anfreunden kann, bevorzugt eine private Hundeschule. Und davon gibt es Hunderte. Welche ist denn nun die Richtige? Und wie finde ich die? Wer keine Empfehlungen hat, muss sich wohl oder übel selber ein Bild machen.

Denn jeder kann eine Hundeschule eröffnen. Die Qualität ist deshalb sehr unterschiedlich und hängt zu einem grossen Teil mit der Ausbildung und Erfahrung des Ausbilders zusammen. Diese sollte vom Anbieter auf der Homepage erwähnt sein oder bei einem telefonischen Gespräch erläutert werden. Wer einfach seit einigen Jahren Hundesport betreibt und dies erst noch in lediglich einer Sparte, wird wohl kaum die nötige Kompetenz haben, eine Hundeschule zu führen. Nebst der Erfahrung ist auch eine laufende Weiterbildung sehr wichtig. Niemand ist in der Lage, seine Schüler voranzubringen, wenn er immer auf dem gleichen Stand stehen bleibt.

Vorsicht vor Blendern

Andererseits ist bei Hundetrainern Vorsicht geboten, die stets ihr Können hervorheben und sich gar negativ über andere Hundeschulen äussern. Prahlerei ist kein Gütezeichen. Die eigenen Erfahrungen mit einzubringen ist für einen Ausbilder wichtig. Dabei darf sich der Hundebesitzer aber keinesfalls unfähig vorkommen. Ein guter Trainer unterstützt seine Kursteilnehmer in ihren Bemühungen und spricht ihnen Mut zu, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Wer sich vom Trainer anschnauzen lassen muss, sucht sich besser eine andere Hundeschule. Denn hier werden sich weder Hundehalter noch Hund wohl fühlen.

Der Ton, der in der Hundeschule vorherrscht, ist ebenso wichtig wie das, was gesagt wird. Gebrüll und Kasernenhofton gehören nicht auf den Hundeplatz. Der Hund soll die Kommandos zwar bestimmt, aber in freundlichem Ton bekommen. So lernt der Vierbeiner aus Motivation und nicht unter Druck.

Keine Gewalt

Zwang ist etwas, das auf keinen Fall angewendet werden soll. Weder mit irgendwelchen Hilfsmitteln wie Würgehalsband oder gar Stromreizen, die in der Schweiz nur durch autorisierte Personen angewendet werden dürfen, noch mit physischer Gewalt wie Leinenruck oder Schlägen. Man sollte sich keinesfalls dazu überreden lassen. Auch nicht, wenn der Trainer vorgibt, über mehr Erfahrung zu verfügen als man selbst.
Ein guter Hundetrainer ist in der Lage, auf die verschiedenen Hunderassen und Charaktere in einer Gruppe einzugehen. Er erkennt, wie der Hund und sein Besitzer am erfolgreichsten lernen. Er ist auch in der Lage, diejenigen zu fördern, die einen gewissen Ehrgeiz entwickeln und allenfalls an Prüfungen teilnehmen wollen. Und er freut sich über gute Prüfungsresultate, selbst dann, wenn seine Schüler irgendwann vielleicht sogar erfolgreicher sind als der Trainer selber.

Augenschein in einer Hundeschule

Ich habe die «Hundeschule Bern und Umgebung» besucht, die diese Kriterien aufgrund der Homepage und des Telefongesprächs mit dem Hundetrainer Jörg Gabi zu erfüllen scheint, und war gespannt auf die Umsetzung in der Praxis. Jörg Gabi begrüsst die Hunde seiner Gruppe auf einem Sportplatz ausgiebig und freut sich über deren Begeisterung, ihn zu sehen. Für alle Kursteilnehmer hat er ein freundliches Wort. Norina, die Tochter der Kursteilnehmerin Marisa Weber, darf die Stunde mit Gabis Hund Jaro absolvieren. Eine grosse Motivation für das Mädchen, das zeigt, dass mit der richtigen Kommunikation auch mit einem fremden Hund gearbeitet werden kann.

Die Teilnehmer werden zu Beginn der Stunde gefragt, ob Probleme im Alltag aufgetaucht sind. Da dies nicht der Fall ist, geht Gabi zu der ersten Übung über. In Jörg Gabis Hundeschule ist die Kommunikation mit dem Hund ein zentraler Punkt. Natürlich wird der Hund nicht mit einem steten Wortschwall eingedeckt. Die Verbindung vom Menschen zum Hund wird mit Körperspannung und Körpersprache hergestellt. Alle sechs Teams – übrigens die maximale Gruppengrösse in Gabis Hundeschule – arbeiten konzentriert, auch wenn die Hunde im Durchschnitt erst ein Jahr alt sind. Gabi baut immer wieder Alltagsübungen ein, wie das Kreuzen zweier Teams mit dem Hund an der Leine.

Alltagssituationen üben

Probleme, die während der Stunde auftauchen, werden individuell und mit konkreten Lösungsvorschlägen sofort behandelt. Nach einer halben Stunde dürfen jeweils zwei bis drei zusammenpassende Hunde kurz spielen. Die Hunde werden nach Grösse, Gewicht und Charakter ausgewählt. Üblicherweise finden die Trainings ausserhalb eines Hundeplatzes in normaler Alltagsumgebung statt.

Dies kann der Wald oder auch mal die Stadt sein. Dadurch wird erreicht, dass sich Hund und Besitzer nicht nur auf dem Hundeplatz sicher fühlen können, sondern dort, wo sie sich tagtäglich bewegen. Kathrin Hegi schätzt das sehr. Sie und ihr einjähriger Flat Coated Retriever Djuke haben sich für diese Hundeschule entschieden, weil sie einerseits in ihrer Nähe ist und weil es andererseits nicht zu viele Teams in der Gruppe hat. So könnten sie und Djuke richtig profitieren, sagt Kathrin Hegi.

Langjährige Erfahrung

Jörg Gabi hat rund 40 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von eigenen Hunden, im Hundesport, als Ausbildungsleiter im Diensthundewesen der Polizei und als Hundetrainer für Mensch und Hund im Alltag. Er bildet sich laufend weiter, ist dadurch immer auf dem neuesten Stand und kann sein Wissen an die Kursteilnehmer weitergeben. Gabi ist auch für Methoden offen, die er selber nicht anwendet. Beispielsweise das Clickertraining könne für gewisse Teams absolut erfolgreich sein, sagt Jörg Gabi.

Natürlich gibt es in der Gruppe gelegentlich etwas Unruhe, es wird geplaudert, die Konzentration lässt nach. Vom Trainer ist Gelassenheit gefragt, ohne jedoch das Kursziel aus den Augen zu verlieren. Und das scheint zu klappen: Die Schüler schätzen sein Engagement und seine Geduld. Niemand fühlt sich unter Druck oder gestresst. Gabi entspannt Situationen mit seiner Ruhe und Kompetenz. Ursula Frick lobt seine Erfahrung und seinen positiven Umgang mit den Hunden. Mit seiner Hilfe wandelte sich ihr fünfjähriger Mischling Gerry, den sie vor zwei Jahren aus dem Tierheim holte, vom unsicheren, verstörten Hund zu seinem freundlichen, selbstsicheren Tier, mit dem Ursula Frick gar die Ausbildung zum Therapiehund absolvieren konnte.

Wissen weitergeben

Anita Stauffer gefällt, dass Jörg Gabi ein Konzept hat. Er weiss, was er tut und worauf er mit dem Teams hinarbeitet. Auf Wunsch seiner ehrgeizigeren Teilnehmer hat Gabi nun eine reine Begleithunde-Gruppe eröffnet. Er nimmt auch seine Vorbildfunktion wahr und ist in der Lage, den Schülern mit seinem Tervueren Jaro das Ergebnis seiner Trainings zu demonstrieren. Er zeigt, wie mit Abwechslung und Motivation durch Beutespiel eine perfekte Unterordnung erreicht werden kann.

Jörg Gabi erfüllt die Kriterien einer guten Hundeschule und es war sofort zu erkennen, dass er sowohl Hunde wie auch Menschen mag. Hier fühlen sich die Schüler und ihre Vierbeiner zu Recht wohl. «Und seine Tipps funktionieren», meint Marisa Weber augenzwinkernd. Ein gutes Argument.

Die wichtigsten Kriterien für eine gute Hundeschule

  • Vor dem ersten Training erfolgt ein Beratungsgespräch.
  • Eine Schnupperlektion ist gratis.
  • Es sind nicht mehr als 6 Teilnehmer/innen pro Trainer.
  • Das Training findet auch ausserhalb des Hundeplatzes statt.
  • Der Trainer hat eine umfassende Ausbildung und Erfahrung mit der Ausbildung von eigenen Hunden.
  • Der Trainer bildet sich laufend weiter.
  • Während des Trainings wird nicht geschrien.
  • Hund und Besitzer werden respektvoll behandelt.
  • Leinenrucken oder gar Zwangshilfsmittel wie Würgehalsbänder etc. sind tabu.
  • Es wird mit positiver Motivation gearbeitet.
  • Der Trainer kennt sich in verschiedensten Ausbildungsmethoden aus und kann sie plausibel erklären.
  • Der Hundeführer fühlt sich wohl und ernst genommen.
  • Der Hund freut sich, wenn er auf den Hundeplatz kommt.

Hier können Sie den Artikel aus dem Magazin als PDF ansehen

geschrieben von:
Corinne Hartmann

Corinne Hartmann

Corinne Hartmann ist selbstständige Journalistin, unter anderem mit dem Fachgebiet «Tiere». Sie lebt und arbeitet seit rund 25 Jahren mit Hunden. Durch die Ausbildung ihrer eigenen Hunde in fast allen Hundesport- und Arbeitsarten hat sie sich ein fundiertes Wissen angeeignet. Während einigen Jahren hat sie diese Kenntnisse als Trainerin weitergegeben. Zurzeit bildet sie ihre beiden Border Collies als Hütehunde an Schafen aus. Sie legt grossen Wert auf eine gute Kommunikation zwischen Tier und Mensch sowie auf eine Ausbildung der Hunde mit positiver Motivation.

Ihre Meinung interessiert uns – Kommentar schreiben


Name (erforderlich)

Webseite