Der SKN ist abgeschafft – ein guter oder schlechter Entscheid?

Am 19. September 2016 hat der Nationalrat die Motion von Ständerat Ruedi Noser (Abschaffung obligatorischer Sachkundenachweis für Hundehalter) mit 93 Ja- gegen 87 Nein-Stimmen angenommen. Damit wurde der ebenfalls knappe Entscheid des Ständerates (22 Ja zu 18 Nein) vom Juni dieses Jahres bestätigt.

 

Was bedeutet das für den Schweizer Hundehalter? Vorderhand gar nichts, denn das Kursobligatorium gilt nach wie vor, bis die neue Gesetzesverordnung verfasst ist und in Kraft treten kann. Marcel Marti, Mediensprecher des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), sagt dazu: «Die Arbeiten werden jetzt aufgenommen. Der Entscheid über die Verordnungsänderungen obliegt dem Bundesrat. Mit der Inkraftsetzung der geänderten Verordnungen ist frühestens per 1. Januar 2017 zu rechnen.» Sollte es so eintreten, bedeutet dies, dass für einen im 2015 gekauften Hund der Praxiskurs absolviert werden muss und jeder Ersthundehalter, der sich bis zum 1. Januar 2017 einen Hund kaufen will, vorher den Theoriekurs zu absolvieren hat. Erfolgt die Änderung erst per 1. April 2017, bleibt das Kursobligatorium entsprechend länger in Kraft.

 

Durchsetzung des Obligatoriums nicht gewährleistet

So oder so: Mit dem Entscheid ist alles, was vor über zehn Jahren nach dem tödlichen Beissvorfall in Oberglatt von Politikern losgetreten wurde und im Ringen um ein nationales Hundegesetz in denselben Parlamenten absolute Dringlichkeit hatte, heute plötzlich unnötig geworden. Die Begründung der Motion ist simpel und auf den ersten Blick nachvollziehbar. Sie basiert auf dem Schlussbericht der Evaluation des Sachkundenachweises, den das BLV am 11. März 2016 publiziert hat und interpretiert diesen als eine «gemischte Bilanz»: Dem Obligatorium könne keine objektive Wirkung anhand von «hard facts» (Abnahme von Vorfällen oder Verhaltensunterschiede zwischen Personen mit und ohne Kursbesuch) zugeschrieben werden. Vollzug und Qualitätssicherung der Kurse seien nicht optimal. Ein Fünftel der zur Teilnahme verpflichteten Hundehalter würde die Kurse gar nicht besuchen. Der Aufwand für eine Durchsetzung der Bestimmungen wäre zu gross, während nicht durchgesetzte Obligatorien rechtsstaatlich störend seien. Daraus folgte die Forderung, das Obligatorium aufzuheben. (…)

Den vollständigen Beitrag können Sie in der Ausgabe 8/16 lesen.

 

geschrieben von:
Roman Huber

Roman Huber

Roman Huber ist Publizist, Hunde- sowie Medienfachmann, hat zwei Hunde und unterstützt als Trainer seine Frau in deren Hundeschule. Er plädiert für eine faire Erziehung bzw. Haltung, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten des einzelnen Hundes und dessen Menschen entspricht. Statt Methoden stellt er die individuelle Begleitung ins Zentrum und Lösungen, die auf Ursachenanalyse basieren sowie verhaltensbiologisch gesehen korrekt sind. www.dogrelax.ch.

Ein Kommentar zu “Der SKN ist abgeschafft – ein guter oder schlechter Entscheid?

  1. Ingrid Blum

    Danke an Roman und das SHM für den wieder sehr guten, klärenden Artikel!
    Traurig ist, dass die Aufhebung des SKN die Hunde trifft. Es war sehr sinnvoll, wenn Ersthundehalter nach dem SKN-Theoriekurs sich klar wurden, dass sie vielleicht in der momentanen persönlichen Situation dem Hund nicht gerecht werden könnten und deshalb auf den Kauf verzichten, bis die Kinder grösser sind. Oder es ist für den Hund hilfreich, wenn Hundehalter bemerken, dass Hunde ihre eigene Sprache haben und man diese auch verstehen lernen kann. Es ist auch wunderbar, wenn Menschen lernen, auf die Signale des Hundes zu achten und angemessen darauf zu reagieren, zum Schutz des Hundes und der Umwelt – auch ohne SKN.
    Es hat keine Freude gemacht, wenn man den SKN-Absolventen mit dem Ausweis zur Gemeinde schickte und dort auch nach 7 Jahren seit der Einführung niemand wusste, dass dieser Kurs obligatorisch ist.
    Es hat auch keine Freude gemacht, wenn man erfahren hat, dass SKN-TeilnehmerInnen in Angst und Schrecken versetzt wurden, weil ihnen gesagt wurde, dass sie die «Prüfung» nicht bestehen würden, wenn sie ihrem Hund nicht aversiv die Grundregeln eintrichtern würden. Nein, dass war nicht im Sinne des Gesetzes und schon gar nicht im Sinne des Hundes.
    Hätte man vor Erteilung der Bewilligung (Ausbildungsstätten) besser auf die definierten Inhalte geachtet, wäre dieser Kurs etwas vom Fortschrittlichsten gewesen, was es je gegeben hat. Im Sinne von Mensch, Hund und Umwelt – so, wie es gedacht war.
    Wer also Hunde liebt sollte ein Interesse daran haben, dass Hunde vor gewissen Methoden und Einflüssen geschützt werden, damit sie sich zu dem entwickeln können, was meistens von ihnen erwartet wird: Ein Freund des Menschen.

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