Der Coton de Tuléar – ein Überlebenskünstler

Über 200 Jahre überlebten diese kleinen Hunde in der rauen Umwelt Madagaskars. Das machte sie zäh, vielseitig und sehr praktisch. Damals trugen sie ihr Fell verdreht und verfilzt im Jack-Sparrow-Look, was einen hervorragenden Wetterschutz abgab. Das brauchten sie als wahre Überlebenskünstler mit viel Instinkt und wilden Qualitäten.

 Zugegeben – heute geben sich die Besitzer alle Mühe, das Wilde aus der Optik des Cotons zu verbannen. Aber seine unbändige Spiellust sowie die fröhliche Hatz auf Vögel und Mäuse verweisen durchaus auf einen robusten kleinen Kerl, der auch mit adrettem Haarschnitt weiss, wie man Spass hat. Und genau diese Seite lieben seine Anhänger. Denn der Coton versteckt sich nicht, sondern trabt stolz nebenher oder springt schon mal voraus. Langeweile ist nicht seins.

 

Der Königliche Hund Madagaskars
Vielleicht waren es Piraten, die den kleinen, weissen Hund nach Madagaskar brachten. Schliesslich war die Insel ein bekanntes Piratennest. Auch heute noch kann man die Gräber berühmt-Berüchtigter darauf besichtigen. Vielleicht war es aber auch Schiffbruch, denn um 1500 soll ein Handelsschiff vor der Küste der Insel gekentert sein und die einzigen Überlebenden waren ein weisses Hundepärchen. Dieses rettete sich in der Nähe der Stadt Tulear auf die Insel und lebte dort glücklich und froh bis an das Ende seiner Tage, wobei es sich ganz fleissig fortpflanzte und die Insel mit einer neuen, weissen, fröhlichen Hundeart zierte.

Da der Indische Ozean damals jedoch voller Haie gewesen sein soll, müsste schon unglaublich viel Glück im Spiel gewesen sein, dass sich die Geschichte so abgespielt hat. Vielleicht waren es auch handelnde Franzosen, die diese kleinen Hunde aus dem Mittelmeerraum als Gesellschaftshunde mitbrachten, die sich dann durch die Isolation, aber auch durch Verpaarung mit auf der Insel zugänglichen Hunden zu einer eigenen Variante des Bichons entwickelten. Vielleicht waren es aber auch portugiesische Händler, die sie mit auf die Insel nahmen. Diese führten kleine Hunde als Mäuse- und Rattenjagdhunde mit, welche in Tuléar von den Matrosen als Hof-, Wach- Hüte- und sogar Jagdhunde gehalten wurden. So heisst es, dass die Cotons Krokodile durch Spielen und lustiges Gebaren von den Rinderherden abzulenken hatten, wenn diese zum Tränken ans Wasser gebracht wurden.

Welche der vielen Legenden wahr ist, vermag nicht einmal der Präsidenten des madegassischen Hundevereins, Monsieur Petit, zu sagen, jedoch bestätigt er die madegassische Herkunft des Cotons und hält fest, dass es sich um einen Abkömmling einiger Bichons, Bedlingtons und kleiner Spaniels handelt, die im 16. Jahrhundert von europäischen Kolonisten auf die Insel gebracht wurden. Fest steht auf jeden Fall, dass um 1653 bereits kleine, weisse Hunde auf der Insel lebten. Etienne de Flacourt, Gouverneur von Fort Dauphin, beschreibt: «… eine Menge kleiner Hunde mit langer Schnauze, kurzen Beinen und Ohren wie bei einem Fuchs. Einige davon sind weiss. Sie wurden von Hunden gezeugt, die aus Frankreich stammen und sind auf der Insel geblieben.»

Die Einheimischen fanden Gefallen an diesen kleinen weissen Hunden und schenkten sie dem König sowie madegassischen Adeligen. Dadurch wurde der Coton als Königlicher Hund Madagaskars bekannt und mit einer Briefmarke geehrt. 1950 wurde er auch ausserhalb der Insel bekannt und kehrte als neue Rasse nach Frankreich zurück, wo er 1971 von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) als selbstständige Rasse anerkannt wurde. (…)

 

Das vollständige Rasseporträt finden Sie in der Ausgabe 8/18.

 

geschrieben von:
Anna Hitz

Anna Hitz

Anna Hitz (Jg. 1983) und ihre Familie leben mit einem Irish Terrier, einem Italienischen Windspiel und einem Spanischen Windhund unter einem Dach. Das Leben im Hier und Jetzt, die Freude und Ruhe bewundert und geniesst sie an ihren Hunden. Ausserdem liebt sie es neue Menschen und Tiere kennenzulernen und von ihnen Neues zu erfahren. Das hat bisher zu zahlreichen Artikeln und Kolumnen über Hunde und Katzen geführt, wie zu einem Roman und einigen Kurzgeschichten über Menschen.

2 Kommentare zu “Der Coton de Tuléar – ein Überlebenskünstler

  1. Eva-Maria Caminada

    Ich hatte während 12 Jahre das Privileg ein Coton de Tulear als meine beste Freundin zu haben. Leider ist sie nach 12 Jahren an einem Krebs Gestorben.
    Traure noch jetzt nach 3 Jahren ihr gehen und sie fehlt mir sehr!

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  2. Daniel Landolt

    Meine Frau und ich haben seit über 6 Jahren einen Coton Rüden. Der Hund macht unglaublich Spass. Auch wenn viele der Bilder, die im Internet kursieren, ihn nach einem Schosshund aussehen lassen… unserer ist es nicht. Mindestens 5 Kilometer laufen am Tag, egal wie schlecht das Wetter ist. Er kümmert sich liebevoll um unsere alte Katze und jagt jede andere Katze konsequent aus dem Garten. Das schnucklige Aussehen darf nicht über einen sehr intelligenten Hund hinwegtäuschen, der intellektuell gefordert sein will. Die Beobachtungsgabe ist stark ausgeprägt und das Sprachverständnis äusserst erstaunlich. Ein Coton, richtig erzogen, kann weit über 30 Worte und sogar Kombinationen verstehen. Auch verfügt er über ein räumliches Denken und erinnert sich sofort an Orte, wo er schon gewesen ist. Allerdings ist er ein Leimtopf der sich laut meldet wenn er vor einem Laden zu lange alleine gelassen wird. Gegenüber anderen Hunden ist er neugierig, wenn auch ein wenig zurückhaltend. Mit Menschen spielt er jedoch gerne und bis zur Erschöpfung. Wir erleben unseren Coton als robustes Tier, welches noch nie ernsthaft krank wurde bis auf einen etwas diffizilen Magen. Wir können ihn besonders für ältere Menschen, die sich einen aufmerksamen und ihnen zugewandten Hund wünschen.

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